Elfentausch
Wunsch wie Dieter. Sie wollten nur einfach eine Elfe beziehungsweise ein Mensch sein. Ohne Zusätze und ohne schwierige Formulierungen. Insgeheim waren sie überzeugt, dass sie es besser machen konnten.
»Was soll ich der Hexe als Bezahlung anbieten?«, fragte Evelin dann plötzlich. »Ich möchte nicht 50 Jahre als Diener arbeiten, bevor ich endlich eine Elfe sein darf.« Dann griff sie in ihre Hosentasche und förderte ihre Schätze zutage. Sie legte den hübsch geformten Stein, das Jo-Jo, den Kaugummi, das benutzte Taschentuch und die zwei Kastanien vor den Eumel. Nach kurzem Zögern legte sie noch ihre Silberkette und den Herzanhänger dazu. »Ob sie wohl etwas davon haben möchte?«, fragte Evelin unsicher.
Dieter blickte auf die merkwürdige Sammlung und sagte dann: »Ich glaube nicht, dass die Hexe ein Jo-Jo, einen Meterband-Baukiesel oder zwei Singkastanien brauchen kann. Und Kaugummis isst sie auch nicht. Sie hat viel köstlichere Dinge. Schmuck trägt sie auch keinen. Ich glaube, diese Dinge sind eher wertlos.« Dieter zuckte mit den Achseln.
»Was ist ein Meterband-Baukiesel? Und wieso habe ich Singkastanien?«, fragte Evelin verwirrt. Sie blickte konzentriert auf die vor ihr ausgebreiteten Gegenstände, konnte aber nichts Besonderes an ihnen erkennen.
»Wie kommt es nur, dass ihr so wenig wisst?«, seufzte der Eumel. Er deutete auf den dunkelgrauen Kiesel mit dem schwarzen Punkt am einen Ende. »Dieser Kiesel wird von den Bauwichteln benutzt, wenn sie schwere oder sperrige Gegenstände transportieren müssen. Sie befestigen den Kiesel daran, reiben auf dem schwarzen Punkt und geben dem Kiesel an, auf welche Größe er das Baumaterial oder die Möbel verkleinern und hinterher wieder vergrößern soll. Das ist ziemlich praktisch. Und die Kastanien zeichnen in ihrem Gedächtnis alle Lieder auf, die man ihnen vorsingt. Wenn man sie darum bittet, können sie einem diese dann vorsingen. Habt ihr sie denn noch nicht singen lassen?«
Tamara, Evelin und Börti waren etwas verwirrt. Natürlich hatte niemand Evelin nach den Kastanien gefragt. Und woher hätte sie wissen sollen, dass diese Kastanien singen können?
»Könnt ihr uns etwas vorsingen?«, sagte Börti zu den Kastanien. Und gespannt warteten alle, was passieren würde.
»Gern«, sagte die größere Kastanie und begann »Yesterday« von den Beatles zu singen. Die zweite Kastanie stimmte kurz darauf mit ein.
»Könnt ihr noch etwas andere singen?«, fragte Tamara und die erste Kastanie stimmte einen Song von Puff Daddy an. »Check it out«, rief die zweite dazwischen.
Evelin musste kichern. »Rappende Kastanien!«, keuchte sie. Das ist ja der Hammer. So eine Musik hört mein älterer Bruder immer!«
Nachdem die Kastanien noch einige weitere Lieder zum Besten gegeben hatten, mahnte Tamara die Freunde zum Aufbruch. »Habt ihr vergessen, dass Rüdiger unten an der Baumgrenze auf uns wartet? Wir müssen uns sehr beeilen, der Abstieg wird sehr anstrengend werden!«
»Oh, sagte Dieter. »Das ist aber sehr schade, dass ihr mich bereits verlassen müsst. Ich werde dann wieder ganz allein sein und mit mir selber reden. Wie traurig. Aber ihr müsst nicht vom Berg absteigen. Das dauert lange und ist gefährlich. Ich führe euch durch die Höhlen nach unten zum Ausgang beim Sumpf. Dann könnt ihr auf euren Freund warten. Und wenn ihr noch eine Minute Zeit habt, packe ich euch noch ein wenig Proviant ein.« Ohne auf eine Antwort zu warten, rannte er in seine Küche und packte Beeren und Honigküchlein und eine Saftflasche mit leckerem, seltenem Orangensaft in einen Korb, den er dann seinen Freunden in die Hand drückte. Für Evelin war der Korb zwar winzig, aber woher hätte der Eumel auch einen größeren haben sollen? Sie bedankte sich artig und dann folgten ihm alle durch sein persönliches Treppenhaus durch den Berg nach unten.
ZWISCHENSPIEL: SUCHERGEBNISSE
Axel hatte durch seine Geschichten und sein merkwürdiges Verhalten die Eltern und den Bruder angesteckt. Schließlich sprach Lutz seinen Vater Donnerstagmorgen darauf an. »Du Papa, was ist, wenn Axel zufällig recht hat und Evelin wirklich auf den Weg zum Berg oder in den Sumpf ist? Ich glaube ihm ja seine Geschichten von den Raupen und Käfern nicht, aber vielleicht hat Evelin ihm gegenüber mal erwähnt, dass sie gerne auf den Berg oder in den Sumpf gehen würde. Können wir sie dort nicht suchen?«
Vater Busch schaute ihn zweifelnd an. »Lutz, wir können doch nicht in den Sumpf
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