Elfentausch
verletzen. Zwar waren ihre Flügel oder besser gesagt der Elfenstaub darauf in der Lage, Mondlicht zu reflektieren, aber eine Elfe hat ja die Flügel hinten und deshalb ist der Weg direkt vor ihr nicht gut beleuchtet. Elfen reisen in der Nacht lieber zu mehreren, damit sie es heller haben. Und deswegen bleiben sie nachts auch viel lieber in Elfenhausen und vor allem auf dem Boden, wo sie zusammen spielen und tanzen, bevor sie zu Bett gehen.
Sofie, Tamaras Mutter, flog aufgeregt zu Trixi und Tina. »Wo habt ihr nur Tamara gelassen? Sie müsste doch schon lange da sein! Und es ist eine sehr weite Strecke vom Grillplatz zurück nach Elfenhausen. Sie wird sich doch nicht verflogen haben?!«
Zerknirscht blickten die beiden Freundinnen einander an. »Naja«, drucksten sie herum. »Wir hatten einen kleinen Streit und da ist Tamara ganz allein auf dem Spielplatz geblieben, um zu schmollen.«
»Wir müssen sie suchen«, bestimmte Sofie und trommelte sofort eine Suchmannschaft aus Leuchtkäfern und Irrlichtern zusammen. In einer langen Lichterkette flogen die freiwilligen Hilfskräfte zusammen mit den besorgten Elfen zurück in Richtung Spielplatz, um die verlorene Elfe zu suchen. Dabei kreuzten sie auch den Weg der Suchmannschaft der Polizei und des Roten Kreuzes, die mittlerweile mit großen Suchschweinwerfern durch den Wald liefen. Ohne es zu wissen, halfen sie damit natürlich auch den Elfen, denn wo der Wald hell erleuchtet war, konnte man auch eine verlorene Elfe leichter finden. Vorausgesetzt, man war in der Lage sie zu sehen, natürlich.
Evelin und Tamara waren aber gar nicht vom Spielplatz in Richtung Elfenhausen unterwegs, sondern hatten sich nach rechts gewandt, in Richtung Donnerberg. Genau betrachtet wohnte Evelin links vom Spielplatz, wenn man dem Wanderweg folgte und wo auch ihre Großeltern mit den Picknicktaschen auf dem Heimweg waren. Zwischen dem Spielplatz und dem Nachhauseweg suchten auch die herbeigerufenen Mannschaften der Polizei und des Roten Kreuzes zuerst. Bis man sich endlich nach rechts wandte, um auch in der anderen Richtung zu suchen, war Evelin schon viel zu weit weg, um noch gefunden zu werden. Auch für Tamara, die ja mitten im Wald wohnte, wo das Gestrüpp und Unterholz so dicht war, dass weder größere Tiere noch neugierige Menschen hindurchpassen würden, war die Richtung zum Donnerberg nicht der Heimweg. Und so war es unwahrscheinlich, dass die Suchmannschaft der Leuchtkäfer und Irrlichter eine Chance hatten, Tamara zu finden. Trotzdem bemühte sich ein jeder redlich, die geliebten Kinder der verzweifelten Eltern ausfindig zu machen. Auch Familie Busch nahm mit den geliehenen Suchscheinwerfern des Roten Kreuzes an der Suche teil. Sogar die beiden Jungs, Lutz und Axel, die sich normalerweise lieber mit ihrer Schwester zankten, machten sich jetzt doch große Sorgen und durften neben den Eltern her durch den Wald laufen, um bei der Suche zu helfen. Doch alle Bemühungen waren vergeblich. Tamara und Evelin blieben verschwunden.
DUNKELHEIT
Als Evelin eine ganze Weile hinter Tamara durch den dunklen Wald gestolpert war, begann sie sich zu fragen, ob die Idee wirklich so gut gewesen sei. Sie war müde und hungrig und sie fror. Nur gut, dass es ein warmer August war, denn bei einer richtigen Kälte wäre ihr in ihrer Latzhose und dem roten Pulli sicher noch viel kälter gewesen. Außerdem hatte sie auch Angst. So viele merkwürdige Geräusche, so viele seltsame und bedrohliche Umrisse.
Mehrmals musste Tamara die Kleine überzeugen, weiterzugehen. Schließlich waren sie auf einer wichtigen Mission – sie wollten sich ihren größten Wunsch erfüllen.
»Du musst wirklich vor gar nichts Angst haben«, beschwichtige Tamara die Freundin. »Die großen Schatten sind doch nur Bäume und die Geräusche kommen von den Tieren, die in der Nacht auf Nahrungssuche gehen. Du bist doch ein Mensch und sehr groß. Viel größer als die Tiere. Die haben alle Angst vor dir und gehen dir aus dem Weg. Oder bist du schon einmal von einem Reh angegriffen worden?« Evelin kicherte bei dieser Vorstellung, doch dann wurde sie wieder ernst.
»Du hast ja recht. Aber trotzdem ...«, murmelte sie. »Wenn wir noch lange unterwegs sind, dann müssen wir irgendwo übernachten. Und ich brauche etwas zu essen. Essen Elfen denn nichts? Werden Elfen nie müde?«
»Doch, natürlich«, antwortete Tamara. »Ich bin auch hungrig und müde. Nur frieren muss ich nicht. Elfen spüren das Wetter nämlich
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