Elfentausch
einmal stehen und der Vater rief laut Evelines Namen. Von der lauten Stimme erschreckt, flüchteten einige Vögel, die von den nahen Bäumen aufstoben und eilig das Weite suchten. Im Gras erschreckten sich auch einige Grillen und andere Tiere, die sofort ihr Heil in der Flucht suchten. Es wurde ziemlich still um die Familie Busch herum. Nur der sanfte Wind strich weiter durch die Bäume zu beiden Seiten des Weges und weiter vorn am Horizont begann die Sonne blutrot unterzugehen. Eigentlich ein schöner Anblick, wenn man nicht gerade seine kleine Tochter vermisst. Familie Busch hatte jedenfalls keine Zeit dafür, dieses Naturschauspiel zu genießen. Sie riefen weiter Evelines Namen.
Als sie keine Antwort bekamen, wurden die Eltern erst mal sauer. Bestimmt hatte sie wieder etwas entdeckt, was sie abgelenkt hatte. Vielleicht wollte sie noch schnell ein bisschen schaukeln oder so. Vielleicht war sie auch einfach einem Schmetterling oder einem Hasen in den Wald gefolgt.
»Ich werde sie holen!«, rief der Vater und stapfte den Weg zurück.
»Aber es wird bald ganz dunkel und wir haben doch keine Taschenlampen dabei«, gab die Mutter zu bedenken. »Wir sind leider schon viel zu weit gegangen, ohne zu bemerken, dass sie fehlt. Und wer weiß, wo sie steckt? Außerdem wird es zwischen den Bäumen viel schneller dunkel als auf dem hellen Weg, von wo aus wir noch den Sonnenuntergang sehen können!«
»Dann solltet ihr schon mal nach Hause gehen, damit ihr nicht vom Weg abkommt. Ich suche Evelin und wir kommen dann sofort nach!«, rief Herr Busch zurück.
»Ich habe aber ein ganz schlechtes Gefühl bei dieser Sache«, sagte die Mutter. »Was ist, wenn sie nicht spielt, sondern sich verletzt hat? Sie könnte ohnmächtig geworden sein und dann brauchst du vielleicht Hilfe, um sie zu tragen. Nein, ich muss auch mitkommen.« Frau Busch stapfte kurz entschlossen ihrem Mann hinterher, der schon einige Schritte weit gegangen war.
Der Vater überlegte kurz und warf einen Blick in den Himmel. Der Sonnenuntergang und die Dämmerung waren schon fortgeschritten und man sollte nicht in finsterster Nacht mit kleinen Kindern durch den Wald laufen. Andererseits - der Spielplatz war ja nicht so weit entfernt und wie lange konnte es schon dauern? »Na gut«, seufzte er. »Die Großeltern gehen mit den Picknicktaschen voraus und wir vier anderen laufen schnell zurück und holen die beiden dann später wieder ein.«
Alle nickten und Oma und Opa Busch nahmen den Eltern die Taschen aus der Hand. Sie waren auch beunruhigt, aber es nützte nichts, wenn sie sich alle verrückt machten und auf die Suche gingen. Vor allem, weil die Großeltern nicht mehr so gute Augen hatten. Sie würden im Wald wahrscheinlich überhaupt nichts mehr erkennen. Etwas nervös machten sie sich also auf den Heimweg, während die restliche Familie Busch sich im wahrsten Sinne des Wortes in Trab setzte, um ganz schnell auf den Spielplatz zurückzulaufen. Unentwegt riefen die Eltern immer wieder nach ihrer Tochter.
Auf dem Spielplatz angekommen, war schnell klar, dass Evelin weder auf der Schaukel, der Rutsche, noch auf der Wippe war. Sie saß auch nicht auf dem Bänkchen und sie sammelte auch keine Blumen.
»Evelin!«, schrien die Geschwister und die Eltern abwechselnd. Doch es rührte sich nichts.
»Oh mein Gott! Sie wird doch nicht in den Wald gelaufen sein«, rief Frau Busch angsterfüllt.
Der Vater runzelte die Stirn. »Habt ihr im Wald gespielt?«, fragte er die beiden Buben streng. Lutz und Axel schüttelten die Köpfe. »Also, hatte sie keinen Grund, ihren Glücksbringer im Wald zu suchen. Wo könnte sie denn bloß hingelaufen sein?«, dachte Herr Busch laut nach.
»Wir müssen sie im Wald suchen!«, rief Frau Busch energisch.
»Aber wir haben doch keine Taschenlampen dabei – wir würden sie vielleicht übersehen. Wenn sie gestürzt ist, könnten wir möglicherweise sogar an ihr vorübergehen, ohne sie zu bemerken. Dieses Risiko können wir nicht eingehen. Wir müssen unbedingt Hilfe holen!« Herr Busch zückte sein Handy, das er zum Glück immer bei sich trug, und rief die Polizei an.
Wenig später, von Evelin, Tamara und der Familie Busch ganz unbemerkt, spielte sich in Elfenhausen eine ähnliche Tragödie ab. Tina und Trixi waren schon ein Weilchen daheim und machten sich langsam Gedanken, warum Tamara nicht auch nach Hause kam. Elfen waren bei Dunkelheit nicht so oft unterwegs, sie konnten sich beim Fliegen im Dunkeln nämlich leicht
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