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Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Titel: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathrin Hartmann
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Mont-Saint-Michel im Januar gemeinsam verlassen hatten – hatte er sie spüren lassen, wie sehr er ihre Gegenwart genoss. Es war eine seltsame Beziehung, die sie zwischen sich geknüpft hatten, nicht gegründet auf dem üblichen Verlangen zwischen Mann und Frau, sondern eher auf gegenseitigem Respekt und Achtung. Gerade so, als sei sie, Eleanor, keine Frau, sondern ein jüngerer Mann, den Joscelin sich zu seinem Schüler erkoren hatte.
    Die junge Magd hatte nicht gezählt, wie viele Abende sie gemeinsam mit dem Mönch an ihrem kleinen Lagerfeuer gesessen und angeregte Gespräch über Gott und die Welt geführt hatte, aber angesichts der Tatsache, dass es darüber Mitte April geworden war, mussten es mindestens sechzig Tage gewesen sein. Wenn sie sich in Erinnerung rief, was sie von Joscelin alles gelernt hatte – über Männer wie Platon und Aristoteles, aber auch über die Evangelien der Bibel –, kam es ihr sogar noch viel länger vor.
    »Verratet Ihr mir jetzt endlich, warum Ihr diesen Mann aufsuchen wollt?« Joscelins Blick wanderte zu Herzog Wilhelm hinüber, und seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
    Eleanor lächelte. Sie hatte sich geschworen, ihm niemals zu sagen, was sie hierher getrieben hatte. Ihr freundlicher Begleiter war ein Mann Gottes, und sie wollte seine Wertschätzung auf keinen Fall verlieren. Wenn er auch nur geahnt hätte, dass ihr eine heidnische Göttin den Befehl gegeben hatte, sich Wilhelms Heer anzuschließen, hätte er sich schlichtweg geweigert, ihr zu helfen.
    Eleanors Gedanken wanderten zu jenem Tag zurück, an dem sie erfahren hatte, dass sie nicht Gythas Tochter war. Es kam ihr vor, als sei es erst gestern gewesen, so deutlich spürte sie den Schmerz, den Vater Cedrics Eröffnung ihr bereitet hatte.
    Sie hatte damals etliche Stunden von der Göttin beschützt im Wald verbracht und war schließlich zu Gytha nach Hause zurückgekehrt. Ihre Mutter – Ziehmutter, korrigierte sie sich in Gedanken – war nicht in der Hütte gewesen, was Eleanor Gelegenheit gegeben hatte, sich zu waschen und ihr von Rousel zerrissenes Kleid zu wechseln. Als Gytha endlich nach Hause gekommen war, hatte sie Eleanor dennoch sofort angesehen, dass etwas geschehen sein musste, und nicht lockergelassen, bis die junge Frau ihr erzählte, was es war.
    »Ich war heute bei Vater Cedric.«
    Gytha war blass geworden.
    »Du wusstest es all die Jahre«, hatte Eleanor ihr daraufhin vorgeworfen. »Du hast mich in dem Glauben gelassen, dass du meine Mutter bist. Warum, Gytha?« Die Tatsache, dass sie sie nicht mehr Mutter genannt, sondern ihren Vornamen benutzt hatte, hatte Gytha wie unter einem Hieb zusammenzucken lassen.
    »Vater Cedric wollte es so«, hatte sie sich zu verteidigen versucht. »Er fürchtete, dass du dem Einfluss deiner heidnischen Götter erliegen würdest, wenn du von deiner wahren Herkunft wüsstest.«
    An dieser Stelle war Eleanor in hysterisches Lachen ausgebrochen und hatte Gytha an den Kopf geschleudert, dass Boann längst das Kommando über ihr Leben übernommen hatte. Sie hatte Gytha von den Träumen erzählt, die die Göttin ihr schickte, und von der Stimme, die ihr Befehle gab. Gytha war auf ihrem Schemel zusammengesunken und hatte den Kopf in den Händen verborgen.
    Da hatte Eleanor es nicht mehr in ihrer Gegenwart ausgehalten und war hinauf in ihre Kammer geflüchtet …
    Mit Gewalt riss sie sich nun aus ihren Erinnerungen und zurück in die Gegenwart.
    »Erzählt mir von Herzog Wilhelm«, bat sie Joscelin und umging damit seine Frage nach dem Grund für ihr Kommen. »Warum hat er dieses Heer zusammengestellt, und warum wollen sie über den Couesnon?« Sie wies auf die ersten Reihen des Heeres, deren Männer gerade ihre Beinkleider aufkrempelten und sich anschickten, in die Fluten des breiten Flusses zu marschieren.
    »Wilhelm ist auf dem Weg nach Dol«, erklärte Joscelin, »um einem Mann namens Rivallon zu helfen. Rivallon ist einer der Rebellen, die Conan, dem Herzog der Bretagne, seinen Titel streitig machen wollen. Und da Wilhelm an der Grenze seiner Normandie keine starke Bretagne gebrauchen kann, hat er sich entschieden, Rivallon zu unterstützen.«
    Eleanor schüttelte den Kopf. »Männer und ihre Politik!«, murmelte sie. Sie überlegte, ob sie Joscelin um weiteres Wissen über Wilhelm und Conan und all die anderen bitten sollte, aber sie ließ es bleiben. Alles, was sie wollte, war, dem Befehl der Göttin Folge zu leisten. Dem Befehl, den sie in jener Nacht erhalten hatte, nur

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