Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
rasch dunkel.
Die Nacht, nachdem Eleanor von den sie überall umgebenden Geistern erfahren hatte, war sternenklar und kalt, aber nicht die Temperaturen hinderten die junge Frau am Schlafen. Es waren all die Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen.
Wer war sie eigentlich? Wer war ihre Mutter gewesen – ihr wahre Mutter, jene Frau, die unter den Schwerthieben der christlichen Soldaten ihr Leben gelassen hatte? Eleanor versuchte, an Gytha zu denken. Liebe, naive Gytha! Eine einfache Frau, die nicht viel über Dinge grübelte, welche sie nicht zu sehen vermochte. Sie ging regelmäßig zur Messe und lauschte den lateinischen Gesängen und Gebeten, von denen sie nicht ein einziges Wort verstand. Darüber hinaus machte sie sich keine Gedanken.
Eleanor verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte in den Himmel. Eine einzelne Sternschnuppe schoss durch das samtige Schwarz und verglühte in einem goldenen Blitz.
Unwillkürlich glitt ein Lächeln über Eleanors Gesicht. Als die Dämmerung heraufgezogen war, hatte sie gefürchtet, dass die Nacht nun, da sie von all den Geistern und Wesenheiten wusste, mit Angst und Schaudern einhergehen würde. Doch nichts dergleichen war geschehen. Im Gegenteil verspürte sie ein tiefes Gefühl von Frieden. Sie war ein Teil dieser Wälder, ein Teil des Landes, das sie umgab, dessen Erde sie trug und dessen Luft sie atmete. Es gab keinen Grund zur Furcht.
Ein lautes Knacken im Unterholz ließ sie auffahren und die Luft anhalten.
»Guy?«, rief sie zögernd.
Seine Stimme kam ganz aus der Nähe. »Ich bin hier. Das war nur ein Hirsch.«
Lächelnd legte Eleanor sich wieder hin. Guy machte kaum Lärm, wenn er sein Lager verließ und zwischen den Bäumen verschwand. Sie lauschte den Tönen des Waldes, dem Rascheln im Unterholz, dem fernen Schrei einer Eule und dem Heulen eines Fuchses. Einmal huschte etwas ganz dicht an ihren Füßen vorbei, und rote Augen glühten im letzten Licht des Lagerfeuers auf. Ein Kaninchen.
Eleanor schloss die Lider. Sie schlief ein, aber diesmal träumte sie nicht von Dafydd, sondern von der weisen Frau in dem Baum, die Guy ihr vorgestellt hatte. In ihrem Traum führte sie ein langes Gespräch mit dieser Frau, doch als sie erwachte, war jede Erinnerung an das Gespräch fort.
»Guy?« Diesmal flüsterte sie.
Sie erhielt keine Antwort. Guy war fort, zu seinem nächtlichen Streifzug aufgebrochen wie in jeder Nacht.
»Was tust du dort draußen?«, fragte Eleanor in die Finsternis.
Irgendwann schlummerte sie wieder ein, und als sie das nächste Mal erwachte, schien bereits die Sonne durch das Dach der Bäume. Etwas lag auf ihrem Bauch. Vorsichtig hob sie den Kopf, sah hin und musste schmunzeln. Guy hatte ihr auf einem großen Huflattichblatt eine Handvoll Walderdbeeren gebracht.
Er saß ganz in der Nähe auf den Fersen und blickte sie an. »Frühstück«, sagte er. »Es sind die ersten des Jahres.«
Sie nahm eine der winzigen Früchte und schob sie in den Mund. Als sie sie mit der Zunge gegen den Gaumen drückte, zerplatzte sie. Die Frucht schmeckte so sauer, dass sich Eleanors Zahnfleisch zusammenzog. »Danke«, sagte sie, nachdem sie geschluckt hatte.
Er nickte, stand mit einer federnden Bewegung auf und wandte sich einfach ab.
»Wer bist du, Guy, Sohn des Waldes?«, murmelte Eleanor ihm nach, während er in das Unterholz schlüpfte und erneut verschwand.
In dieser Nacht schlief David sehr unruhig. Er wälzte sich unter seiner Decke von einer Seite auf die andere, während er Rians gleichmäßigem Atem und Sebastians leisem Schnarchen lauschte. Die Sterne am Himmel über ihm glänzten wie Diamantsplitter auf einem schwarzen Samttuch, und David verbrachte eine geraume Weile damit, sie zu betrachten.
»Sie sind schön, nicht wahr?«
Margarets Stimme ließ ihn zusammenfahren und sich umdrehen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass auch sie nicht schlief. Die Engländerin saß am Feuer, das sie noch einmal kräftig geschürt haben musste, und hielt etwas in den Händen.
Er setzte sich auf. »Ja«, antwortete er ihr leise. »Das sind sie. Was macht Ihr da?«
Sie hob den Gegenstand hoch, den sie auf dem Schoß liegen hatte, und David erkannte, dass es ein Stickrahmen war. »Ich halte Dinge fest«, sagte sie.
Der Elf erhob sich und trat neben sie. Das Licht der Flammen warf rötliche Reflexe auf das Leinentuch, an dem sie stickte. Es war gerade hell genug, um die feinen Fäden erkennen zu können, mit denen sie einzelne Bilder schuf. »Darf ich?«, fragte
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