Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
fordernder, härter.
Mit einem Seufzen löste sich all ihre Anspannung, ihre Arme lockerten sich. Sie schlang sie um Guys Schultern, zog ihn fester an sich heran. Nahezu gnädig ließen seine Hände ihr Kinn los und fanden ihren Weg unter ihren Rock. Als seine Finger ihre bloße Haut berührten, durchzuckte es sie siedend heiß. Unwillkürlich stöhnte sie auf. »Dafydd!«
Mit einem Ruck machte er sich von ihr los. Seine Augen weiteten sich voller Ungläubigkeit, und über Eleanor schlug die Scham zusammen wie eine Woge. Sie wollte den Mund öffnen, wollte eine Entschuldigung stammeln, doch es war bereits zu spät.
Er rappelte sich auf und blickte von oben herab auf sie nieder. Seine Pupillen waren geweitet, dunkel vor Schmerz.
»Du tust mir leid, Eleanor«, sagte er heiser vor Verlangen. Dann wandte er sich um und ging ohne ein weiteres Wort davon.
Eleanor ließ sich auf die Erde sinken und bedeckte das Gesicht mit beiden Armen.
Zwei Tage später
Seit der Herzog befohlen hatte, Merlin zu ihm zu bringen, ritten sie Seite an Seite durch den Wald der Bretagne dahin.
»Dieser Jean«, murmelte Rian und deutete mit dem Kinn auf den Mann, der vorne direkt neben Wilhelm ritt und sich angeregt mit dem Herzog unterhielt.
David wandte ihr den Kopf zu. An seiner Seite baumelte ein neues Schwert, das er sich von Wilhelm erbeten und auch erhalten hatte. »Was ist mit ihm?«, fragte er leise.
Zwei Tage waren vergangen, seit der Herzog den Befehl gegeben hatte, den schlafenden Merlin in Zukunft stets ganz in seiner Nähe zu lassen. Seitdem wurde der Magier auf einem mit Fellen ausgelegten Karren transportiert, der direkt hinter dem Herzog hergezogen wurde. Zähneknirschend waren Rian und David dazu gezwungen gewesen, sich dem herzoglichen Tross anzuschließen und in Richtung Dinan zu ziehen.
»Wusstest du, dass er neben seiner Ausbildung zum Medikus auch ein Theologiestudium abgeschlossen hat?«, fragte Rian. »Es heißt, er war in Rom und hat dort die großen Lehrer gehört.«
David verstand nicht, was sie ihm damit sagen wollte.
»Er ist auch Wilhelms Beichtvater. Seltsam, nicht wahr? Zuständig für Leib und Seele.«
Ihr Bruder zuckte die Achseln. »Warum nicht? Er scheint ein kluger Kopf zu sein.«
Rians Blick war starr auf den Rücken des Medikus gerichtet. »Stimmt schon. Aber er führt was im Schilde, glaub mir! Ich habe das Gefühl, dass er gegen uns intrigiert. Es passt ihm nicht, mit welcher Hingabe Wilhelm an Merlin hängt.«
»Mit passt es auch nicht«, grummelte David. »Wenn der Herzog nicht so ein sturer Bock wäre, säßen wir längst in Dol.«
Rian seufzte. »Wahrscheinlich. Dummerweise ist Wilhelm nicht nur stur, sondern auch überaus mächtig.«
Am späten Nachmittag schlug das Heer sein Lager in der Nähe eines kleinen Sees auf. Das herzogliche Zelt war kaum errichtet, als ein Bote zu Rian und David kam und ihnen den Befehl überbrachte, dass Wilhelm sie zu sehen wünschte.
Sie machten sich sofort auf den Weg, denn Wilhelm bestand darauf, dass Merlin auch des Nachts in seinem Zelt blieb. Nur wenn die Zwillinge zu dem Herzog gerufen wurden, bekamen sie ihren Schützling zu Gesicht und konnten sich vergewissern, ob mit ihm alles in Ordnung war.
»Seid gegrüßt!«, schallte es ihnen entgegen, sobald sie das herzogliche Zelt betraten. Wilhelm hatte an diesem Abend offenbar nicht die beste Laune, denn sein Gesicht war von Schatten überzogen, und auch das Lächeln, mit dem er erst Rian und dann David begrüßte, fiel wesentlich finsterer aus als sonst. »Es gibt Probleme«, kam er gleich zur Sache.
Rian presste die Lippen zusammen. »Was für Probleme?«
David ließ seinen Blick durch das von mehreren Fackeln erhellte Zelt wandern. Merlin lag auf der Pritsche, die man eigens zu diesem Zweck jeden Abend in Wilhelms Nähe aufbaute. Jemand hatte ihn mit einer dünnen Decke zugedeckt und seine Hände sorgfältig über der Brust gefaltet, sodass er aussah wie ein Toter.
»Merlin.« Wilhelm seufzte und trat an das Kopfende der Pritsche.
Wie auf ein geheimes Kommando wurde der Eingang zur Seite geschlagen, und Baptiste und Jean betraten das Zelt. Schlagartig stellten sich Davids Nackenhaare hoch. Beide, sowohl der Oberbefehlshaber als auch der Medikus, hatten ihre Hände auf dem Schwertknauf liegen.
»Sie sind Zauberer, Monseigneur!«, rief Jean und richtete sich aus der gebückten Haltung, mit der jeder das Zelt betreten musste, auf. Mit ausgestrecktem Zeigefinger wies er zuerst auf Rian, dann auf
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