Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs
angelegten Bögen und gezogenen Schwertern hinter ihr standen. Sie waren zu siebt. Ihre Wappenröcke, auf denen eine rote Flamme prangte, waren verdreckt, ihre Gesichter staubig. Auf den ersten Blick waren sie von Menschen nicht zu unterscheiden.
»Die Waffen weg!«, wiederholte ein junger, blond gelockter Elf. Er klang müde.
Nadja zog den Dolch aus ihrem Gürtel und warf ihn in den Sand. Anne zögerte, als dächte sie über ihre Chancen in einem Kampf nach, dann legte auch sie ihre Waffen ab.
Elfen sammelten sie auf, nahmen ihre Pferde bei den Zügeln und führten sie davon.
»Nur Schrott, Fionn«, sagte einer. »Aber die Pferde können wir gebrauchen.«
»Was macht ihr hier?«, fragte der junge Elf, den der andere Fionn genannt hatte. Er schien der Anführer zu sein. »Habt ihr euch vor der Schlacht gedrückt?«
»Es war nicht unsere Schlacht«, antwortete Anne. »Wir hatten keinen Grund zu kämpfen.«
»Gehört ihr nicht zum Orden?« Die Elfen sahen einander an.
»Nein.«
»Aber ihr gehört auch nicht zu uns.«
Anne schüttelte den Kopf.
Fionn drehte sich Hilfe suchend zu seinen Leuten um, erntete jedoch nur Achselzucken. »Es gibt nur uns oder den Orden«, sagte er. »Ihr müsst zu einem von beiden gehören.«
»Wir kommen aus dem Norden«, log Nadja und versuchte so zu tun, als wäre damit alles gesagt.
»Aus dem Norden?« Fionn seufzte. »Mal sehen, ob Ceana euren Worten Sinn entlocken kann. Mir gelingt das jedenfalls nicht. Müssen wir euch fesseln, oder gebt ihr uns euer Wort, keinen Ärger zu machen?«
»Wir werden keinen Ärger machen«, sagte Nadja. Anne schwieg.
Die Elfen nahmen sie in die Mitte und führten sie nach Westen, der Sonne entgegen. Nadja beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Es waren vier Frauen und drei Männer. Ihre Rüstungen waren verbeult, teilweise angerostet und mehrfach geflickt. Nicht alle trugen Stiefel. Sie wirkten erschöpft, ihre Schritte waren schwer.
»Ihr habt also verloren«, sagte Anne nach einer Weile.
Nadja biss sich auf die Lippe. Taktlosigkeit schien eines von Annes Talenten zu sein.
Fionn, der an der Spitze ging, drehte sich um. »Sei ruhig.«
»Warum?«, wandte eine Frau ein, die noch jünger als er war. »Sie hat doch recht. Wir haben verloren.«
»Trotzdem sprechen wir mit Fremden nicht über solche Dinge, Elthrel. Es geht sie nichts an.«
Elthrel schüttelte den Kopf, sagte aber nichts mehr.
Schweigend gingen sie weiter. Die Sonne hing tief über dem Horizont und blendete Nadja. Sie war hungrig und hatte Durst, aber keiner der Elfen trug etwas bei sich, in dem sich Nahrung oder Wasser hätte befinden können. Ab und zu suchte sie mit zusammengekniffenen Augen nach einem Bach, fand jedoch nur Sand und Gestrüpp.
»Wie weit ist es noch?«, fragte sie, als der Himmel sich über ihnen rot zu färben begann.
»Wir sind bald da«, antwortete Elthrel. »Unser Lager liegt ...«
»Vorsicht«, unterbrach Fionn sie. »Feuerkäfer.«
Die Elfen blieben stehen. Nadja stellte sich auf die Zehenspitzen, um etwas über ihre Schultern hinweg erkennen zu können.
»Beweg dich nicht!«, flüsterte Elthrel.
Nadja sah eine Flamme, nicht größer als die eines Feuerzeugs. Sie flackerte und schwebte dem Trupp entgegen.
»Er kommt genau auf uns zu.« Der Elf, der links hinter Nadja stand, räusperte sich. »Mögen die Götter uns gnädig sein.«
»Pssst.«
Die Flamme kam näher. Sie bewegte sich zuckend, schoss mal einen Meter nach links, dann wieder einen halben nach rechts, unten oder oben. Schemenhaft sah Nadja Flügel und ausgestreckte Fühler, die von Flammen umgeben waren. Das Innerste, dort, wo sich der Körper des Käfers befinden musste, war so hell, dass ihre Augen nach nur einem kurzen Blick zu tränen begannen. Sie schloss sie. Das Abbild der Flamme pulsierte hinter ihren Lidern.
Als Nadja die Augen wieder öffnete, schwebte der Käfer vor Fionn. Keine Armlänge war er von ihm entfernt. Die Haut des Elfen rötete sich, Schweiß stand auf seiner Stirn. Die Welt schien die Luft anzuhalten. Nichts bewegte sich außer den Schweißtropfen, die über seine Wange flossen.
Ruckhaft schoss die Flamme nach rechts.
Der Elf hinter Nadja stieß den Atem aus. Mit der Geschwindigkeit eines Lidschlags war der Käfer bei ihm.
Hitze stach in Nadjas Haut. Entsetzt sah sie, wie die Flamme sich in den Bauch des Elfen bohrte. Seine Rüstung schmolz. Eisen tropfte zu Boden, Kleidung fing Feuer. Innerhalb von Sekunden färbte sich seine Haut schwarz, Rauch stieg aus
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