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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Schrank. Sein Atem kam ruhig, der mächtige Brustkörper und die fleischigen Muskelstränge am Nackenansatz drohten das Hemd zu sprengen. »Ich erlaube es nicht, dass jemand meine Gäste beleidigt.«
    »Das habe ich nicht gesagt ...«
    »Das King’s Arms ist ein für jedermann offenes Pub und damit ein Platz, an dem Menschen zusammenfinden. Das mag unspektakulär klingen, ist aber in der heutigen Zeit von besonderer Bedeutung.« Angus ließ Robert nicht zu Wort kommen. »Die Leute trinken, sie lachen, sie streiten. Manchmal finden sie, wie gesagt, zueinander. Vielleicht für eine Nacht, vielleicht auch für länger. Das King’s Arms ist neutraler Boden. Hier gelten keine Normen und Ansichten, die einzelne Berufsgruppen voneinander trennen, und meine Besucher schätzen genau das. Dockarbeiter, Student, Universitätsprofessor, Hundezüchter und arbeitsloser Alkoholiker finden zu gemeinsamen Gesprächsthemen. Sie erzählen sich irgendwelche erlogenen Zoten, klagen sich gegenseitig ihr Leid und holen sich dosierte Portionen Mitgefühl ab. In den Nachtstunden sind sie Freunde. Um am nächsten Morgen wiederum ihrer Profession nachzugehen, in ihren eigenen Welten, durch Konventionen voneinander getrennt.«
    »Was hat das alles mit Anne Lanschie zu tun?«
    »Ich habe dich hier aufgenommen und dich von Seamus befreit, weil ich dachte, dass du ein Problem hast und unter Menschen sein solltest, die dich verstehen wollen. Die bezauberndste, erotischste und einfühlsamste Frau, die mein Pub bevölkert und zu einer persönlichen Freundin geworden ist, findet Interesse an dir. Sie ist bereit, dir genau das zu geben, was du benötigst: Aufmerksamkeit. Und du verweigerst dich ihr?«
    »Aber sie ist so ... anders. So direkt. Sie macht mir Angst.«
    »Tut sie das? Ist es nicht eher so, dass du
vor dir selbst
Angst hast?«
    War es so? Projizierte er seine Furcht auf andere und wich Begegnungen deshalb immer wieder aus? Beruhte darauf seine Beziehungsunfähigkeit?
    »Ich nehme nicht an, dass du zahlen und verschwinden wolltest, oder?« Angus blickte ihn ernst an. »Ich bringe dir einen Whisky, und du versuchst es noch einmal. Einverstanden?«
    Robert hörte das Klappern von Stöckelschuhen auf dem Steinboden. Anne kehrte wie auf Kommando zurück.
    »Einverstanden«, sagte er zögernd. Warum auch immer – Angus’ Worte weckten seltsame Sehnsüchte und Neugierde in ihm. »Ein letztes Glas.«
    Angus zwinkerte ihm zu, plötzlich wieder völlig entspannt wirkend, drehte sich um und marschierte davon.
    »Habe ich euer ... Männergespräch gestört?«, fragte Anne. Sie hatte ihr Make-up dezent aufgefrischt. Ein wenig Rouge lag auf ihren Wangen und dunkler Lidschatten unterhalb der etwas zu tief liegenden Augen.
    »Wir waren soeben fertig.« Robert kalkulierte, wie viel Geld er noch in der Hosentasche mit sich trug, und fragte dann: »Darf ich dich auf einen Drink einladen?«
    Anne lächelte. Ihr Zorn war wie weggewischt. Sie wirkte frisch und entspannt. Nichts war mehr von ihrer lasziven Ausstrahlung zu spüren. Sie gab sich kumpelhaft, als hätte sie auf der Toilette ihre Identität wie ein altes Hemd abgelegt. »Aber klar!«, sagte sie fröhlich. »Beginnen wir von vorne.«
    »Ja. Tun wir das.«
    Angus stellte eine Holzschatulle, an der Reste von Spinnweben klebten, hochkant vor sie hin. Dazu eine Wasserkaraffe und zwei eckige Gläser, deren aufgeätzte Schriftzüge längst verblasst waren.
    »Was ist das?«, fragte Robert verwirrt.
    »Dies, mein Lieber, ist der Beweis, dass Angus einen Narren an dir gefressen hat.« Für einen Moment leuchtete Gier in ihren Augen. »Ich kenne lediglich zwei Gelegenheiten, zu denen er etwas Ähnliches aus seinem Fundus freigegeben hat.«
    Mit unendlicher Vorsicht griff sie nach der Schachtel und tastete liebevoll an deren Rand entlang. Ein Clipverschluss an der Seitenkante gab nach, als ihre Finger darüber streiften. Andächtig, wie eine Ägyptologin, die einen Sarkophag öffnete, zog sie die beiden Schachtelhälften auseinander. Eine Flasche lag darin, sorgfältig in klebriges Butterpapier eingewickelt und in einer passgenauen, mit violettem Samt ausgeschlagenen Form fixiert.
    »Bowmore«, las Robert vom Etikett, »Single Malt, 1955.«
    »Fünfzig Jahre alter Whisky«, sagte Anne andächtig. »Sorgfältig in einem Eichenfass gelagert und zur Reife gebracht. In den Bowmore-Lagern auf der Isle of Islay, einige Meter unter dem Meeresspiegel.« Sie hielt die Flasche gegen das Licht. Sie war nicht mehr ganz

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