Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes
morgen Mittag durch.«
»Jetzt arbeitest du sogar schon im Familienverbund mit Bestechung, Robert Waller! Du bist ein wahres Monster.« Lisa zog ihre Strümpfe hoch und streckte ihm, eher unbewusst denn gewollt, ihren bezaubernd knackigen Hintern entgegen. Er hätte gut und gerne auf das Abendessen verzichten können. Doch er wusste, dass sich seine Frau schon den ganzen Tag auf das Dinner im topschicken »Galaxy’s« freute, dem In-Lokal der hippen Londoner Szene.
»Gefällt dir, was du siehst?«
»Öhm ...«
»Leugnen nützt nichts. Ich kann deine Blicke spüren.« Lisa richtete sich auf. »Würdest du mir bitte den Reißverschluss zumachen?«
»Das ist die billigste Anmache, die ich jemals gehört habe, gnädige Frau.«
»Erregt es dich, wenn du weißt, was ich unter dem kleinen schwarzen Kleid anhabe? Einen Hauch von Satin und halterlose Strümpfe.«
»... und einen Duft, der mich wahnsinnig macht. Wollen wir uns nicht eine Pizza aufs Zimmer kommen lassen?«
Lisa ließ sich mit ihrem Rücken gegen ihn fallen, drehte ihren Kopf zu ihm und hauchte ihm einen Kuss auf den Hals. »Die Vorfreude macht doch alles doppelt so schön. Findest du nicht?«
Sie rieb ihre Hüften an seinen Beinen auf und ab. Robert fühlte ihre Bewegungen, ihre Hitze, das Aneinanderscheuern ihrer Strümpfe.
»Wie stellst du das bloß an, dass ich dich nach all den Jahren noch immer so begehre«, seufzte Robert und küsste ihre Stirn. »Ich hatte gehofft, dass diese Gefühle nach ein paar Jahren vergehen. Ich wollte mir ein oder zwei Mätressen zulegen, einen anständigen Bauch anfressen und satt und zufrieden meinem Ende entgegendämmern. Stattdessen überraschst du mich Tag für Tag und hältst mich auf Trab. Das war so nicht geplant!«
»Irgendwann einmal könnte ich dich ernst nehmen, mein lieber Starjournalist. Und als Strafe bekommst du das!« Lisa streckte sich zu ihm hoch und steckte ihm die Zunge ins linke Ohr. Sie seufzte und stöhnte, während ihre Hände über seinen Körper wanderten. Sie packte ihn am Hintern und presste ihn so eng wie möglich an sich – um ihn im nächsten Moment wieder loszulassen. »Darüber kannst du die nächsten Stunden nachdenken.« Sie lächelte unschuldig wie ein kleines Kind. »Wenn du während des Abendessens nett zu mir bist, setzen wir diese ... Angelegenheit fort. Und im Übrigen kannst du den Mund jetzt wieder schließen.«
Robert schluckte schwer. Dann zählte er von zehn rückwärts, um seinen angeschwollenen Hormonspiegel wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen. »Sandra, wir gehen!«, krächzte er. »Papi hat Riesenhunger, und er hat’s verdammt eilig.«
Sandra spielte auf ihrem Notbett mit zwei Plüschtieren. Ihre Augen waren schwer. Wenn sie zurückkehrten, würde sie schlafen wie ein Stein.
Gut so.
Nicht jedermann beteiligte sich an dem bunten Guy-Fawkes-Treiben.
Es gab sie wirklich, diese steifen Londoner, die Melonen und Regenschirme bei sich trugen, die »Times« unter den Arm geklemmt. Sie lebten in ihrer Wirtschaftswelt und reagierten verärgert, wenn man sie aus ihrem trübseligen Leben riss.
Dann gab es die Heerscharen an Arbeitslosen, die von der seit einer schieren Ewigkeit amtierenden konservativen Regierung in eine düstere Ecke gedrängt worden waren. Die Gewerkschaften waren zerschlagen, die Sozialfonds auf das Minimum zusammengestrichen. Den Randschichten der Gesellschaft wurde eingeredet, dass sie wertlose Mitglieder einer Leistungsgesellschaft seien. Schmarotzer, die es nicht verdienten, mit ernährt zu werden. Pakistanische Kleinkrämer, indische Restaurantbesitzer, aus den ehemaligen Kronkolonien heimgeholte Farmer, Veteranen des Nordirland-Konflikts – sie alle bevölkerten die Straßen Londons. Wie auch Hunderttausende Jugendliche, die keinen Sinn in ihrem Leben fanden, und dies offen zur Schau trugen. Aggressionen waren allerorts spürbar; eine Zeitbombe hatte zu ticken begonnen, die sich irgendwann entladen würde.
Hoffentlich
, so dachte Robert,
sind wir dann nicht hier
...
»Du machst es schon wieder!« Lisa stampfte wütend mit einem Fuß auf.
»Wie bitte?«
»Du arbeitest! Deine gedanklichen Zahnräder bewegen sich und mahlen vor sich hin. Du beobachtest und denkst an eine Geschichte, die du schreiben könntest, statt dich auf Sandra und mich zu konzentrieren.«
»Entschuldige, Schatz. Ich hab’s nicht einmal bemerkt. Es ist nicht leicht, die Arbeit abzuschalten. Überall gibt es Anreize, in winzigen Details sehe ich den Ansatz für
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