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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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nächsten Augenblick zu Tode betrübt. Aber es ist besser, wir sorgen uns einmal zu viel als einmal zu wenig
.
    Er betrat den kleinen Laden. Ein Pakistani oder Inder saß hinter einem schäbigen Tresen. Er trug einen mächtigen Turban und einen ebenso mächtigen Bart. Wie ein Eichhörnchen stopfte er sich Pistazien in den Mund und las dabei in einem Comic-Heft. Seine Backen waren voll mit Nüssen. Es roch nach Curry und anderen Gewürzen. In den eng stehenden Regalen lagen Grundnahrungsmittel, Süßwaren sowie frisches Obst und Gemüse. Neben einem Drehständer, in dem britische und ausländische Tageszeitungen eng übereinandergeschichtet waren, stand ein Drahtgestell mit T-Shirts und billigem touristischen Schnickschnack. Hinter einem Schnurvorhang konnte er Videokassetten erkennen, die wohl aus gutem Grund dort versteckt gehalten wurden.
    Das Kühlregal mit den Getränken befand sich am anderen Ende des Ladens. Robert zwängte sich an einem bierbäuchigen Landsmann vorbei, der seiner völlig desinteressierten Frau in fränkischem Dialekt ein Loblied auf den englischen Klubfußball sang und ein viel zu kleines Arsenal-T-Shirt über seinen Leib legte.
    Ein Perrier. Das würde der Kleinen sicherlich gut tun. Er nahm es aus der Kühlbox, ärgerte sich über den unverschämten Preis und marschierte zurück zum Eingang, um zu zahlen ...
    Ohrenbetäubender Krach.
    Ein Fenster, das zerbarst. Splitter, die durch den Raum schossen. Wind, der ihn durch die Luft fegte, als wäre er ein Stück Papier. Schmerz und Schreck. Alles vermischte sich zu einer Melange aus unbestimmten Eindrücken.
    Er prallte heftig auf dem Boden auf und rutschte den Gang entlang, zurück nach hinten. Er riss den dickbäuchigen Landsmann und dessen Frau mit sich. Gemeinsam brachten sie ein Regal zum Einsturz, wurden unter Mehl, Bananen, Milch, Säcken voller Cashew-Kerne und Eiern begraben.
    Jeder einzelne Eindruck blieb für eine kleine Ewigkeit in ihm haften. Als würde Robert durch eine Welt getrieben, die in Superzeitlupe verging, als hätte jeder Sinneseindruck eine besondere Bedeutung.
    Das dumpfe Grollen endete, ein Nachrollen des Echos, das von den Häuserwänden draußen auf der Straße wieder und wieder gebrochen wurde. Ein Sirren blieb in seinen Ohren zurück. Roberts Trommelfelle hatten zweifelsohne etwas abbekommen.
    Er war unter der deutschen Touristin zu liegen gekommen. Ihr Mann wimmerte vor sich hin – oder schrie er laut? Robert konnte seine Sinneseindrücke nicht richtig einordnen.
    Er musste aufstehen, so rasch wie möglich! Er befreite sich aus seiner misslichen Lage und kam hoch. Ihm schwindelte. Sein Gleichgewichtssinn war völlig durcheinander, und nur unter größten Schwierigkeiten gelang es ihm, in der glitschigen Brühe, die den Boden bedeckte, auf den Beinen zu bleiben.
    Roberts Rücken fühlte sich taub an; in seinem linken Arm steckte ein Stück Metall. Rings um die Eintrittsstelle färbte Blut seinen Mantel rot und zog langsam eine Fadenspur nach hinten, zum Ellbogen hin. Viele kleine Glassplitter, die ihn wie eine Voodoo-Puppe perforiert hatten.
    Das alles sah ... witzig aus, und es tat überhaupt nicht weh. Robert wollte lachen, doch kamen ganz seltsame Geräusche aus seinem Mund. So etwas Ähnliches wie Schluchzen.
    Plötzlich wusste er, was da nicht stimmte: Er stand unter Schock.
    Die Explosion. Was war geschehen? Starb er? Waren dies seine letzten bewussten Eindrücke?
    Eigentlich durfte er sich unter keinen Umständen bewegen, und es war auch falsch, falsch, falsch, dass er sich den Metallhaken mit einem Ruck aus dem Unterarm zog. Aber sein Geist war vollends von dem abgetrennt, was der Körper tat. Er folgte unverständlichen Mechanismen, die nichts mit Logik oder Richtigkeit zu tun hatten.
    Durch die Reste des Mantels hindurch sah er sein faseriges Fleisch und dahinter etwas Weißes. Einen Knochen.
    Langsam stolperte Robert nach vorne, auf den Eingang zu. Der Ladenbesitzer lag ausgestreckt auf dem Boden, die Augen weit geöffnet. In seiner Stirn steckte ein spitzer Glassplitter, gut und gerne dreißig Zentimeter lang. Die Zunge hing ihm aus dem Mund; ein Nussbrei tröpfelte langsam übers Kinn hinab auf seinen Hals.
    Sandra! Lisa!
    Er hatte sie ganz vergessen! Die Explosion war draußen geschehen. Wo waren sie?
Oh Gott, bitte mach, dass ihnen nichts geschehen ist
...
    Robert kletterte über den geborstenen Fensterrahmen und trat auf die Straße. Erst jetzt bemerkte er, dass er humpelte und dass sich sein

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