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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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auweh …«, nuschelte er mit dem Stoff zwischen den Zähnen. »Grog, was tust du da?«
    »Das Richtige«, antwortete der Grogoch ruhig. »Das habe ich von dir gelernt, kleiner Igel: Ich werde Nadja jetzt die Wahrheit sagen. Wenn du ein Problem damit hast, Rian, setz’ dir Kopfhörer auf.«
    »Ich sollte mich setzen, oder?«, stieß Nadja hervor, die merkte, wie sich ihre Kehle zuschnürte und die Brust zu eng für ihr heftig schlagendes Herz wurde. Sie tastete nach dem Sessel und rutschte langsam hinein.
    Grog watschelte zu ihr und ergriff ihre Hand. Gütig und traurig zugleich sah er Nadja an. »Es war wirklich nicht so, wie du denkst«, fing er an. »Weißt du, es ist nämlich so: dein … dein Vater …«
    »Nein«, flüsterte Nadja. »Nein, sag es nicht. Er ist nicht …«
    Aber Grog nickte. »Er ist einer von uns«, bestätigte er leise.
    Nadja zog es den Boden unter den Füßen weg. Mit einem erstickten Laut sank sie im Sessel zusammen, Bilder und Stimmen, Szenen der vergangenen Tage rasten durch ihren Verstand und schlugen wie ein Sturm über ihr zusammen. Plötzlich fügte sich ein Bruchstück ins andere. Sie schnappte nach Luft, versuchte zu begreifen, aber für einige Zeit konnte sie keinen klaren Gedanken fassen.
    Was geht hier vor?
, dachte sie und hatte das Gefühl, neben sich zu stehen.
Bin ich in der Commedia dell’ Arte gelandet? Stehe ich auf der Bühne, zur Belustigung aller?
    »Das …«, brachte sie schließlich krächzend hervor, »das ist grotesk. Nein. Es ist
absurd
.« Langsam richtete sie sich auf, ihr Blick klärte sich. »Und ihr habt das die ganze Zeit gewusst?«
    »Nein«, sagte Rian mürrisch. Sie stieß einen trockenen Laut aus. »Das macht alles nur noch schwieriger.«
    »Ach, denkst du?« Nadja erhob sich. »Grog, wo ist mein Vater?«
    »Er verließ kurz nach dir das Haus«, antwortete der alte Kobold.
    »Ich glaube«, mischte Pirx sich ein, »er wollte zu irgend so ’ner Brücke.«
    Nadja konnte sich denken, welche. »Ich gehe zu ihm.«
    Schüchtern fragte Pirx: »Und wirst du wiederkommen?«
    »Sicher«, sagte Nadja. »Schließlich sind wir jetzt alle eine Familie, nicht wahr?«
    Es war dunkel geworden. Das Wasser der Kanäle wiegte sich im Licht der Laternen und warf glitzernde Reflexe an die Häusermauern. Die letzten Einkäufe wurden getätigt, und der Betrieb nach Büroschluss setzte ein. Nadja fand sich auch in der Dunkelheit mühelos zurecht, als hätte sie schon viele Tage hier verbracht. Wenn sie doch einmal unsicher war, welche Abzweigung sie nehmen sollte, half ihr stets ein Hinweisschild zur Rialtobrücke weiter.
    Der Weg kam ihr nun viel weiter vor, obwohl sie sich beeilte und weder links noch rechts schaute. Ziemlich außer Atem erreichte sie den Kanal und erblickte die hell erleuchtete, zauberhaft romantische Brücke. Es war einiges darauf los, aber die meisten Passanten hielten sich nicht wegen versunkener Ausblicke auf, sondern hatten es eilig, irgendwohin zu kommen.
    Nadja erkannte schon bald die große, schlanke Gestalt ihres Vaters; sein Bart und Kopfhaar hoben sich weiß leuchtend von der Dunkelheit ab. Still stand er an der Brüstung und blickte auf den Kanal. Dort herrschte reger Verkehr, unermüdlich legten Vaporetti an und starteten gleich wieder, voll besetzt mit Passagieren. Auch Gondeln und Taxis waren unterwegs sowie private Boote. Pausenlos transportierten Traghetti, Gondelfähren, Menschentrauben von einem Ufer ans andere.
    Als Nadja an Fabio Oresos Seite trat, sagte er: »Deine Mutter und ich, wir standen oft hier oben. Bis ich eines Tages an genau dieser Stelle um ihre Hand anhielt. Dann ist sie nie wieder hierhergekommen.« Er fuhr mit der Hand über die Steinbrüstung, als könne er immer noch die Wärme des Abdrucks seiner Frau spüren. »Julia, was für ein schicksalsträchtiger Name«, fuhr er leise fort. »Sie hat ihn gehasst, doch kein anderer Name hätte besser zu ihr gepasst. Von Anfang an.« Er schaute kurz zu Nadja, bevor er den Blick in die Ferne richtete. »Wir waren die Innamorati, die Liebenden.«
    »Wusste sie es?«
    »Ja, sicher. Sie hat es immer gewusst, eine Maske habe ich nie getragen. Jahrhundertelang habe ich sie gesucht, doch erst in dieser Zeit fanden wir endgültig zusammen, als ich aus meiner Heimat … wegging.«
    Nadjas Lippen bebten. »Sie war ein Mensch. Wie konntest du sie jahrhundertelang suchen?«
    »Ich folgte ihrer wunderschönen Seele, Nadja, die immer wiederkehrte. Manchmal, wenn eine wahre Liebe unerfüllt

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