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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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mehr als Bauern, die man, ohne mit den Augen zu zwinkern, opferte.
    »Eirinya hat also Quantipot zurückgelassen, damit er weiterhin auf dich achtet, während sie im Baumschloss große Politik betrieb.« Allmählich verstand ich die Zusammenhänge. Sie dokumentierten elfisches Denken; Pläne verästelten sich in viele Arme und entwickelten sich über lange Zeiträume. Ein Mensch hätte sie nur schwer durchschauen können.
    »So ist es. Aber um mich ging es ohnehin nur in zweiter Linie. Die Königin war vielmehr an dir interessiert. Sie wusste um unseren Freundschaftsschwur, und sie wusste, dass du eines Tages zurückkehren würdest, egal, wie groß die Widerstände auch waren. Also zwang sie mich, deine Verbannung aufzuheben. Eine Vielzahl von bereits geschlossenen Übergangstoren wurde wieder geöffnet und nun von Geschöpfen bewacht, die Eirinya hörig waren.«
    Wirrspiegler und Tanzgrazien. Also waren meine Beobachtungen richtig gewesen.
    Wir schwiegen, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Draußen wurde es heller, der Anderswelt-Tag brach an. Ein weiterer in einer unendlichen Abfolge, und gerade diese Unendlichkeit hatte uns Elfen jegliches Gefühl für Zeit geraubt.
    Ich konnte Cairlach sehen, den zur Eiche gewordenen Elfen. Traurig ließ er die Äste hängen. In seinem Umfeld sammelte sich liederliches Gesindel. Totenfresser, verbotene Götter, laut grunzende Gryphen. Zu allem Überdruss krochen magische Schattenwesen aus dem Boden. Albtraumhafte Geschöpfe, die einen jeden Elfen in Angst und Schrecken versetzten.
    König Golpash hatte sie über lange Zeiträume bekämpft und aus Escur verbannt. Nun kehrten sie zurück, im Auftrag der rachsüchtigen Königin, in deren Dienste sie treten sollten. Man sagte, dass sie aus der Zeit vor der Zeit stammten. Als Schatten hatten sie das Nichts überlebt und sich in die Welt der Elfen herübergerettet. Wir hatten uns stets geweigert, ihnen einen Namen, eine Bezeichnung für ihr ... Volk zuzugestehen. Denn sie waren kein Leben im eigentlichen Sinn.
    »Es ist bald so weit«, sagte ich. »Aber kampflos bekommen sie mich nicht in ihre Hände.«
    »Du hast keine Chance, Freund.«
    »Ich bin gegen Zauberkünste gefeit, und mein Schwert dürstet nach Blut.«
    »Es wird dir nichts nützen. Denn Eirinya wird dafür sorgen, dass ich stets in deiner Nähe bleibe.«
    »Und?«
    Laetico sah mich an. Er bot einen grausigen Anblick, ein Bild schierer Verzweiflung. »Eines Nachts, vor nicht allzu langer Zeit, kam sie zu mir, betäubte mich, stahl mir meine Augen und ersetzte sie durch jene hölzernen ... Dinger, die ich auch jetzt noch trage. Durch dünne Zauberfäden sind sie über große Entfernungen mit meinen eigenen Augäpfeln verbunden, die Eirinya stets bei sich trägt. Dank dieser Magie sieht meine Stiefmutter, was ich sehe. Sie fühlt und denkt, was ich fühle und denke. Wenn sie es wollte, könnte sie mich sogar dazu zwingen, gegen dich zu kämpfen.«
    Hatte ich geglaubt, die Abgründe, in die die Königin meinen Freund und mich gestürzt hatte, endlich ausgelotet zu haben, musste ich mein Urteil erneut überdenken. Sie fühlte keinen Hass –
sie war zu Hass geworden
. Zu einer Körperhülle, in der nichts anderes mehr Platz fand.
    Wieder erschien ihr Bild zwischen den Runenkugeln. Sie trug nun ein eng anliegendes Kostüm aus glänzendem Stoff. Hunderte Spinnen krabbelten über ihren Körper und legten stetig weitere Stoffbahnen über ihren makellosen Leib. Sie wirkte wie die fleischgewordene Versuchung. Ihr Lächeln, so süß und unschuldig, war eine einzige Lüge. Mit großen, kindlichen Augen blickte sie mich an und sagte: »Für dich gibt es kein Entkommen, mein Lieber. Du gehörst mir. Für alle Zeiten.«
    Die Tür öffnete sich. Ich hielt Guirdach abwehrbereit vor mich. Noch bevor ich mich bewegen konnte, strömten Schattengestalten herein und fielen über mich her. Sie zwickten und zwackten mich, krochen über mich hinweg, erzeugten allein durch ihre Berührungen Angst und Panik.
    Starr vor Schreck konnte ich nichts dagegen unternehmen. Schatten waren für uns Elfen der Inbegriff des Schreckens. Sie hatten keine Existenzberechtigung in der Anderswelt, in der ein endloses Zwielicht herrschte. Doch diese Halbwesen waren real.
    »Nein«, hörte ich Laetico mit zitternder Stimme rufen, »neinneinnein!« Dann verstummte auch er. Mit einem dumpfen Knall fiel er zu Boden, und ich verlor das Bewusstsein.
    Als ich zu mir kam, ging ich mit mechanischen Schritten durch jene

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