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Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes

Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes

Titel: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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hatte.
    Ainfar schloss die Augen. Es wurde Zeit, seinem Plan zu folgen und mehr herauszufinden. Es war gefährlich, sicher – aber was wären seine Pläne noch wert, wenn er nicht bereit war, dafür Gefahren auf sich zu nehmen?
    Er löste das Bewusstsein seiner jetzigen Gestalt auf, das er im hintersten Winkel seines Denkens festhielt, und ersetzte es durch das einer neueren, kleineren: eine winzige graue Maus, wie sie überall zuhauf vorkamen, als scherten sie sich nicht um Grenzen von Welten und Zeiten und seien die eigentlichen Herrscher des Universums. Er umfasste das Bild und gab ihm die Energie, die es brauchte, um Wahrheit zu werden.
    Haut zog sich zusammen, und ein schmerzliches Fiepen entkam seinem Mund, ehe er es aufhalten konnte. Mit spürbarem Knirschen verschoben seine Knochen sich, ehe sie schrumpften, und etwas schob sich schmerzhaft am Steißbein aus seinem Körper. Er verlor das Gleichgewicht. So lange lag die letzte Verwandlung zurück, dass er fast vergessen hatte, wie es sich anfühlte, wie viel zerrender Schmerz darin lag. Es war nur ein kurzer Moment, doch einer, der sich in die Ewigkeit zu dehnen schien.
    Die Tasthärchen um seine Nase zitterten, als er die Augen wieder öffnete. Ihm wurde schwindelig beim Anblick des plötzlich ins noch Größere verzerrten Raumes, obwohl der Unterschied gering war gegen das, was er bei der Aufgabe seiner Elfengestalt erlebt hatte. Doch vielleicht war es gerade das
fast Richtig
, was die Wahrnehmung verschlimmerte – als sähe man durch ein Wasserglas. Alles blieb erkennbar und war dennoch verzerrt und in falscher Perspektive.
    Hastig trippelte Ainfar aus dem Halsband heraus, kauerte sich hin und leitete die Rückverwandlung ein. Jede Nutzung von Magie mochte ihn verraten, doch als Maus würde es ihn zu viel Zeit kosten, die Schlitze zu erreichen. Dieses Mal auf den Schmerz vorbereitet, gelang es ihm, ihn auszublenden. Erleichterung durchströmte ihn, als er die Augen wieder öffnete.
    Im nächsten Moment jagte er auch schon über den Boden und sprang über Stuhl und Tischchen zu den Wandverzierungen hinauf, die ihm erlaubten, die gebogenen Schlitze zu erreichen. Er erinnerte sich noch klar an seinen ersten Ausflug, als er den Zugang zum Schlafgemach gesucht hatte. Einer seiner Fehlwege hatte ihn in den Raum geführt, in den er nun wollte, und er hatte sich den Weg sorgfältig eingeprägt. Ainfar huschte hinaus in das grelle Licht und die scharfen Schatten, die über die Wände des dunklen Kristallpalastes huschten, orientierte sich einen kurzen Moment anhand der Stuckaturen und schlüpfte dann durch ein schmales Loch.
    Ein hoher, klagender Ton empfing ihn, der seine Härchen sich aufstellen ließ. Zuerst hielt er es für ein Geräusch des Windes, der sich an einer Mauerverzierung fing. Doch je weiter er durch die Mauer drang, umso deutlicher wurde der Laut und umso mehr fuhr er ihm in die Knochen.
    Wie die Klage einer Banshee
, dachte er.
    Schließlich erreichte er das Ende des Tunnels. Er streckte den Kopf hinaus und sah sich um, doch die Wandfläche war hier so geneigt, dass er lediglich eine Ecke des düsteren, von flackerndem Licht erfüllten Raumes erkennen konnte. Die Schlitze waren offensichtlich Teil eines Reliefs, das er nicht genau erkannte. Es schien jedoch genug Halt zu bieten, dass er nicht in den Raum fallen würde.
    Mühsam zwängte Ainfar sich durch die Öffnung, die gerade groß genug war für seinen Körper, und fand sich in der Darstellung eines Käfigs wieder, in dem Skelette und halb verweste Körper mit gebrochenen Knochen und offenen Wunden hingen. Bei dem Anblick wurde ihm übel, und sein erster Impuls war, sich wieder zurück in den Gang zu schieben.
    Was für ein Wesen kann solche Freude an Grausamkeit haben, dass es derartige Bilder in seinen Gemächern haben will? Hat Bandorchu etwa ebenso viel Freude am Leid anderer, wie man es dem Getreuen nachsagt? Ich dachte immer, sie sei nur so hart, um ihre Herrschaft aufrechtzuerhalten ... doch das hier ist mehr!
    Der Ton, der Ainfars Weg durch den Tunnel begleitet hatte, war in ein leiseres Wimmern übergegangen. Er löste den Blick von den Schreckensbildern um ihn herum und drehte den Kopf zum Raum, um herauszufinden, welches gequälte Wesen diesen Laut hervorbrachte.
    Er sah direkt in die schreckgeweiteten Augen Bandorchus.
    Ainfars Herz setzte für einen Schlag aus, dann begann es vor Angst zu rasen.
    Sie sieht mich
...
    Doch es sah nicht aus, als nehme die Königin ihn wirklich wahr.

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