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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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Name, oder eigentlich sein erster, denn er hieß Karl Olavi. Seine Hand hatte ein wenig gezittert, als er sich eintrug, aber das Mädchen an der Rezeption hatte seine Unsicherheit nicht bemerkt.
    In dem Zimmer gab es nur ein Bett, einen kleinen Nachttisch, einen Schreibtisch und einen Stuhl. Doch es war billig und Olavi Andersson wusste nicht, wie lange er bleiben würde. Auch wenn er mehrere tausend Kronen in der Tasche hatte, musste er gut damit haushalten. Zu dem Mädchen hatte er gesagt, er wolle vier Tage bleiben. Er glaubte nicht, dass es leicht werden würde, bestimmt bedeutend schwieriger als das letzte Mal. Er war nur ein einziges Mal in seinem Leben in der Stadt gewesen und kannte sich überhaupt nicht aus. Auf dem Bett lag ein aufgeschlagener Stadtplan und er bemühte sich, mit dem Finger den einfachsten Weg zu seinem Ziel ausfindig zu machen. Fragen wollte er nicht.
    Du hast keinen Plan, sagte er zu sich. Ein einziger Fehler und es ist gelaufen. Gib zu, dass du ein verdammter Amateur bist. Benutz die wenigen Hirnzellen, die dir noch geblieben sind. Denk erst nach und handle dann.
    Plötzlich verspürte er einen starken Druck auf der Brust.
    Was habe ich mit meinem Leben gemacht?, dachte er. Dafür bin ich selbst verantwortlich. Aber jetzt geht es nicht nur um mich. Ich muss mich zusammenreißen.
    Er sah wieder auf den Stadtplan, erhob sich und zog seine neue Herbstjacke an. Er versuchte die Bushaltestelle zu finden, die auf dem Plan verzeichnet war, ging aber schon vor der Tür der Jugendherberge in die falsche Richtung. Schließlich fand er die Haltestelle doch und stieg eine halbe Stunde später in einem Villenviertel aus. Er versuchte sich zu erinnern, wie er gehen musste, erinnerte sich jedoch nur noch an die Adresse und ging aufs Geratewohl los. Schon an der nächsten Kreuzung wurde ihm klar, dass er sich wieder verlaufen hatte. Er kehrte um und ging in die entgegengesetzte Richtung.
    Als er das Haus endlich fand, spürte er einen ziehenden Schmerz im Magen. Die erste Sehnsucht nach Alkohol.
    Geh weiter, dachte er, bleib nicht stehen, geh einfach vorbei.
    Er hatte Glück. Schräg vor dem Haus gab es ein unbebautes Grundstück, das ziemlich dicht mit Büschen bewachsen war. Er betrat es von hinten. Ohne recht zu wissen, was er tun sollte, setzte er sich ins Gras und wartete.
    Menschen und Autos kamen vorbei. Er glaubte nicht, dass ihn jemand gesehen hatte, jedenfalls schaute niemand zu ihm hin. Einige Stunden später bog ein Auto in die Auffahrt vor dem Haus ein. Eine Frau, die um die fünfzig sein mochte, stieg aus. In der Hand trug sie eine Einkaufstüte. Sie ließ das Auto draußen stehen, obwohl es eine Garage gab, und betrat das Haus, ohne aufzuschließen.
    Also offen, dachte Olavi Andersson. Und sie ist sicher lange fort gewesen. Vermutlich arbeitet sie, während er zu Hause ist. Er sah auf seine Armbanduhr. Es war fünf Minuten nach halb fünf. Er stand auf und verließ das Grundstück auf demselben Weg, wie er gekommen war. Eine Dreiviertelstunde später war er wieder in der Jugendherberge.
    Es ist sinnlos, es noch lange hinauszuzögern, dachte er, morgen ist genauso gut wie irgendein anderer Tag. Wenn das Auto weg ist, muss ich es darauf ankommen lassen. Sobald die Straße leer ist.
    Er öffnete seine Reisetasche und hob vorsichtig das oberste Hemd heraus. Die Pistole, die er in einen Strumpf gesteckt hatte, lag auf der zweiten Unterhose. Seine Hand zitterte, als er sie herausnahm.

13
    »Ich hab gehört, du hast ein bisschen Ärger«, sagte John Rosén, als er Elina die Korridortür öffnete. »Wenn du darüber reden willst, komm ruhig zu mir.«
    »Danke«, antwortete Elina. »Aber ich möchte mich lieber nicht dazu äußern, bis die internen Ermittler mich verhört haben.«
    »Klar, das ist vermutlich eine kluge Entscheidung. Lass mich dir nur einen Rat geben: Denk nicht mehr dran. Wir müssen uns auf Åkesson konzentrieren. Schaffst du das?«
    »Selbstverständlich.« Elina versuchte, ihrer Stimme einen sicheren Ausdruck zu verleihen.
    John nickte und öffnete die nächste Tür, die zu Oskar Kärnlund führte. Kärnlund begann sofort zu sprechen.
    »Die Pistolenkugel stammt aus einem 7,65er Colt«, sagte er und wedelte mit einem Blatt Papier. »Aber er lässt sich nicht mit einer uns bekannten Waffe in Verbindung bringen. Das ist alles, was wir haben.«
    Plötzlich schlug er mit der Faust auf den Tisch, das hatte er noch nie getan.
    »Warum kommen wir nicht weiter?«, brüllte er. »Ich

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