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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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Brieftasche auf den Tisch und öffnete sie.
    »Kennen Sie die beiden?«
    Sigurd Marklund musterte die Kopie des Zeitungsausschnittes. Er zeigte auf den Mann ganz links.
    »Na klar, das ist Åkesson. Und der da hinten ist Erland Bergenstrand. Die beiden Toten, um derentwillen Sie hier sind.«
    »Und die anderen?«
    Marklund zeigte wieder auf das Bild.
    »Das war der Vorsitzende der Arbeiterkommune, der Alte da war auch einer von uns. Und der. Ich erinnere mich nicht, wie er hieß. Irgendwelche Schlaffis im Maßanzug aus Stockholm.«
    »Wieso hat Åkesson teilgenommen?«
    »Wir wollten jemanden von den Jusos dabei haben. Und Åkesson konnte gut reden. Nicht, dass ich mich erinnere, was er gesagt hat, aber er war gut. Bergenstrand arbeitete im Eisenwerk NJA, wie es damals hieß. Ich glaube, er war dort Personalchef.«
    »Haben die beiden privat miteinander verkehrt?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Das wäre zu weit gegangen. Jeder hielt sich an die Seinen.«
    »Und wie erklären Sie sich das?«
    John Rosén legte das Foto von Åkesson und Bergenstrand auf den Tisch. Sigurd Marklund aß den letzten Bissen von seinem Hamburger und schaute auf das Bild.
    »Schwer zu beantworten. Wann wurde das aufgenommen?«
    »Vermutlich 1962. Vielleicht im Zusammenhang mit der Debatte. Sie sind ja ziemlich gleich gekleidet, auch wenn Åkesson seinen Schlips abgelegt hat.«
    Sigurd Marklund nahm das Foto in die rechte Hand und hielt es näher an seine Augen.
    »Nicht derselbe Tag. Das Foto ist später aufgenommen worden.«
    »Wieso sind Sie so sicher?«
    »Schauen Sie mal.«
    Marklund tippte auf Wiljam Åkessons rechten Jackettaufschlag.
    »Eine Anstecknadel zum 1. Mai. Die gibt die Partei jedes Jahr neu heraus. Das Bild ist also vermutlich im April oder Mai aufgenommen worden. Und die Debatte war …«
    Er beugte sich über den Zeitungsausschnitt.
    »… am 16. Februar, Da gab’s noch keine Anstecknadeln zum 1. Mai. Aber wenn Sie sicher gehen wollen, müssen Sie wohl überprüfen, wie die damals aussahen. Ich bezweifle, dass Åkesson noch die Nadel vom letzten Jahr am Aufschlag trug.«
    »Sie hätten Polizist werden sollen«, sagte Rosén lachend.
    »Mein Vater war Polizist«, antwortete Marklund.
    »Wenn Sie Recht haben, trafen sich Åkesson und Bergenstrand auch nach der Debatte. Was wissen Sie über Bergenstrand?«
    »Nichts. Da müssen Sie jemanden fragen, der zu der Zeit beim Werk war. Falls Sie noch jemanden finden. Und das Bild kenne ich auch nicht.«
    Er zeigte auf das Gemälde an der Wand über dem Sofa, auf dem Åkesson und Bergenstrand saßen.
    »Ich habe also keine Ahnung, wessen Zimmer das sein könnte. Åkesson war nur ein halbes Jahr hier. Soweit ich mich erinnere, hatte er nur zu uns Parteimitgliedern Kontakt.«
    »Und zu welchen?«
    »Zu mir, beispielsweise. Ich saß im Vorstand der Arbeiterkommune. Wir sind uns oft zu politischen Anlässen begegnet. Einige Male auch privat. Und Mårten Nilsson und Ivan Nordberg, die beide bei den Jusos aktiv waren. Ich weiß, dass er manchmal meine Kusine Anna-Stina und ihren Freund getroffen hat. Sie sind zusammen ins Kino gegangen oder in die Konditorei. Sie hieß auch Marklund und heiratete später jemanden, der Berg hieß. Er ist in den siebziger Jahren bei einem Unfall im Werk umgekommen.«
    »Leben sie noch, Mårten Nilsson, Ivan Nordberg und Ihre Kusine?«
    »Anna-Stina ist im vergangenen Jahr gestorben, an Krebs. Aber die anderen beiden leben noch. Sie sind immer noch politisch aktiv.«
    »Wie hieß der Mann, mit dem Ihre Kusine damals zusammen war?«
    »Botwid Wiik. Hat im Wald gearbeitet. Guter Mann.«
    »Wiik?«
    »Ja. Ist dann in den Süden gezogen, als er eine andere Frau kennen lernte. Weiß nicht, was aus ihm geworden ist. Verschwand einfach aus meinem Blickfeld. Hab nur gehört, dass er eine andere geheiratet hat. Und dass er ein Kind bekommen hat.«

21
    Elina drehte sich auf der Straße um. Eine Frau mit einem Zwillingskinderwagen ging vorbei.
    Das will ich auch, dachte sie.
    Abends würde sie Susanne besuchen. Emilie wurde zwei, und als gute Patentante hatte Elina Geschenke gekauft. Ein Kleid und vier bunte Schwimmenten. In der Handtasche hatte sie die Kamera, die sie sich vor dem letzten Urlaub angeschafft hatte. Das Ereignis sollte dokumentiert werden.
    Nachdem John Rosén nach Luleå aufgebrochen war, hatte Elina den Nachmittag des Vortages dazu genutzt, einen Menschen ausfindig zu machen, der etwas Sinnvolles über Wiljam Åkessons Vietnamengagement berichten

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