Eliteeinheit Luna-Port
Sie den Wagen. Aber Tempo. Ich warte nicht. Ende.“
Ich schnallte bedächtig das Halfter mit der schweren Dienstpistole über die linke Schulter.
Äußerlich sah die langläufige Automatik wie die moderne, 24schüssige Henderley, Kaliber 7 mm, aus. Der Unterschied lag nicht nur im Material, sondern im Schloß und den Patronen. Es war eine vorzüglich auf „normal“ getarnte Spezialwaffe der GWA aus einem strahlungsverdichteten Edelstahl, Doppelmagazin und Rotationsschloß mit Elektrozündung.
Ich lud ein Magazin auf Grün-Rot. Das waren 12 normale Explosivgeschosse und 12 Thermonital-Ladungen.
Darüber kam die knapp sitzende Uniformjacke mit den prächtigen Orden, und ich kam mir sekundenlang wirklich wie ein verdienter Krieger vor. Außerdem bildete ich mir ein, eine großartige Figur zu besitzen, hm! Dafür war mein Gesicht …
Ich dachte nicht mehr daran, da draußen der kleine Elektrowagen vorfuhr. Ehe der Fahrer auf den Summer drücken konnte, war ich schon auf der abstrakt geformten Terrasse.
„Zum Krater-Club“, knurrte ich den strammstehenden Fahrer an. „Was ist das für ein Laden?“
„Phantastisch, Sir“, entgegnete er mit einem verzückten Augenaufschlag. „Die schönsten Mondfrauen, Sir.“
Ich nickte ihm huldvoll zu, und der Junge setzte sich hinter die Knüppelsteuerung des dreirädrigen Fahrzeuges.
Die militärische Kuppel des Stützpunktes fiel hinter uns zurück.
Wir passierten die Sicherheitsschleuse, und schon waren wir in der sogenannten Vergnügungs- und Einkaufskuppel.
Natürlich hatte man größten Wert darauf gelegt, die hier lebenden Menschen auf alle möglichen Arten zu entspannen. Für Abwechslung war durch Lichtspieltheater, Bars und einen winzigen, aber hervorragenden Vergnügungspark gesorgt. Der Spaß mußte einige hundert Millionen an Transportausgaben gekostet haben.
Überhaupt schien auf Luna-Port ein ziemlich turbulentes Treiben zu herrschen. Ein Astromediziner der GWA hatte mir erklärt, das hinge mit der geringen Schwerkraft des Trabanten zusammen. Das ewige Gefühl des Schwebens und des Gelöstseins würde zwangsläufig einen gewissen Sinnestaumel bewirken, der sich in erster Linie in der Sucht nach Vergnügungen und Abwechslung ausdrückte.
Das Fahrzeug hielt vor einem halbrunden Gebäude in Schalenbauweise. Die Ecken waren nach oben gezogen, und zierliche Säulen stützten den ganzen Laden ab.
Ich sah transparente Wände, zuckende Lichtreflexe und die verschwimmenden Schatten vieler Menschen. Es war ja Nacht! Im exklusiven Krater-Club schien sich alles zu treffen, was hier oben Rang und Namen hatte. Man sah sogar oftmals Asiaten und Russen, die von ihren eigenen Stationen herübergekommen waren. Diese Leute hatten längst nicht den überspannten amerikanischen Komfort.
In der kleinen Vorhalle hörte ich schon die typischen Mond-Songs, die einem normalen Menschen auf die Nerven gehen konnten.
Der Automat spielte in voller Lautstärke, und einige Kerls sangen so begeistert mit, daß ich nur staunen konnte.
Es war niemand in der Halle, weshalb ich die Schwingtüren allein aufstieß.
Die Stimme aus der Box verstummte, und die erhitzten Tanzpaare riefen nach mehr. Inzwischen hatte man mich bemerkt. Die ersten Offiziere nahmen Haltung an, und einige Zivilisten verbeugten sich dezent. Ich stand wohl wie ein Rachegott unter der Tür.
Der nächste Song quäkte aus dem Apparat. Da er noch köstlicher war, mußte ich gegen meinen Willen grinsen, und das gab den berühmten Ernüchterungs-Effekt.
„Blas die Lichter auf dem kugelrunden Merkur-Pudding aus“, heulte da ein ganzer Männerchor.
In meiner Umgebung war es plötzlich sehr still geworden. Nur auf der Tanzfläche war man noch nicht aufmerksam geworden, doch dafür kam Hannibal durch die auf verschiedenen Ebenen aufgebauten Tischreihen geflitzt. Er baute sich vor seinem „General“ auf, daß ich in den Boden zu sinken drohte.
Sein schmutziges Feixen übersah ich wohlweislich. Er spielte den etwas Angeheiterten, was bei den auf Luna-Port üblichen Höllengetränken auch nicht verwunderlich war.
Als der Chor endlich bei der Stelle war, wo das letzte Licht erlosch, sah mich die betörend schöne Frau.
Guter Gott, da hatten die Iwans aber eine wahre Göttin in unser heiliges Hauptquartier geschickt. Sie war nicht schön, sondern herrlich.
Getreu nach Plan mußte ich sie mit verzehrender Glut anstarren. Dazu hatte noch eine derart ungläubige Überraschung auf meinem sogenannten Gesicht zu liegen,
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