Eliteeinheit Luna Port
atmete auf. Ich versuchte, ein möglichst unbeteiligtes Gesicht zu machen. Die wenigen Minuten waren für uns eine psychologische Studie von höchstem Wert. Ich bekam einen ersten Begriff von der Wirkung meiner Maske. An sich hätte ich das wissen sollen, da unsere hervorragenden Psychologen den Effekt haargenau vorausgesagt hatten.
Der Oberst redete begeistert von der Ordensverleihung, bis ich ihn mit einem betont abweisenden Lachen unterbrach.
»Danke, aber lassen Sie nur, Colonel. Es wäre mir lieber gewesen, man hätte mir wieder ein gutes Raumschiff gegeben.«
Er verbeugte sich höflich. Gleichzeitig unterzeichnete er unsere Abfertigungspapiere. Diese Klippe war nun auch überwunden. Als wir die Dokumente in den Uniformtaschen verstaut hatten, meinte er mit geheimnisvollem Unterton in der Stimme:
»Sir, ich glaube, mir ist eine kleine Überraschung gelungen. Als der Befehl für die Bereitstellung eines Sonderschiffes ankam, habe ich Ihnen die neueste Konstruktion zugeteilt. Erst vor drei Wochen in Dienst gestellt. Nun, ich darf über das völlig neuartige Triebwerk nicht viel sagen, aber wenn ich Ihnen erkläre, daß die einstufige Mondrakete nur knapp zwanzig Meter lang ist, werden Sie sich vorstellen können, welch ungeheuer starken Treibstoff sie in den Tanks haben.«
Hannibal grinste. Ich wandte langsam den Kopf. Guter Gott, was tat der Mann so wichtig. Für mich war das ein Ansatzpunkt.
»Oh, ich verstehe. Ist man schon so weit, daß man die überkritische Plasma-Brennkammer in kleine Mondschiffe einbaut?«
Er erstarrte. Sein Mund war leicht geöffnet, das Gesicht leichenblaß.
»Sie … Sie sind über die streng geheime Neuentwicklung infor …?«
Er unterbrach sich mitten im Wort, als er mein Lachen hörte.
»Trösten Sie sich, Colonel. Mit einem tausendfach stärkeren Triebwerk dieser Art hätte ich bequem den Jupiter erreichen können. Das Schiff hätte es auch vertragen. Außerdem – meine Besatzung war großartig. Sie verraten durchaus keine Geheimnisse. Kommen Sie, Polgart.«
Hannibal erhob sich gähnend aus dem Sessel. Der Hafenkommandant kam ins Stottern.
»Den Jupiter?« stöhnte er. »Sir, waren Sie etwa draußen … ich meine, weiter draußen als üblich?«
Sein Blick fiel wieder auf die goldene Medaille und die drei Kometen.
»Jetzt bin ich an der Reihe mit der Geheimhaltung«, bedauerte ich. »Sie werden es eines Tages erfahren. Wollen Sie uns nun entschuldigen? Der alte Mond wartet.«
»Jaja, natürlich, selbstverständlich«, stammelte er verwirrt. Anschließend brachte er uns nach unten zum wartenden Verbindungs-Hubschrauber.
Nun, wenn der Mann auf Luna einige Freunde hatte – und das war sicherlich der Fall – dann wußten die sehr bald, was der geheimnisvolle General so ganz nebenbei gesprochen hatte.
Die Maschine glitt surrend in die Höhe. Der Pilot teilte mir mit, daß unser Gepäck bereits an Bord der BELBEE wäre.
Wir überflogen die hellerleuchteten Pisten, bis schließlich ein kleines Schiff mit aerodynamischen Formen auftauchte. Das neuartige Plasma-Triebwerk kannte ich bisher nur vom Hörensagen. Zwar war ich bei dem vorangegangenen Einsatz vom Schöpfer dieser einzigartigen Entwicklung genau informiert worden, aber in der Praxis hatte ich dieses Triebwerk noch nicht getestet. Die neuen Raumjäger in Diskusform hatten es zwar schon an Bord, aber das waren schließlich keine hundertprozentigen Raumschiffe, da sie auch in der dichten Planetenatmosphäre operieren konn ten.
Die Abmessungen der BELBEE verblüfften und ängstigten mich zugleich. Ich wußte, daß das reagierende Spaltstoffplasma in überkritischen
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