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Elke im Seewind

Elke im Seewind

Titel: Elke im Seewind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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das Haus mal brennt, das brennende Stroh nicht über die Haustür rutschen kann und die Leute drin nicht rauskönnen.“
    „Wir wohnen in Nebel selber in einem Friesenhaus“, sagt Elke. „Nur daß das weiß angestrichen ist, und diese sind rot.“
    „Und was hat der Pesel hier mit einem König zu tun?“ hat Kat je auf der Zunge zu fragen. Aber da begrüßt Trine auch schon eine ältere Frau, die mit einem Eimer aus der Haustür heraustritt und von Trine mit Tante Wiebke angeredet wird. Trine sagt zu ihr, daß sie den Königspesel besehen möchten.
    Es ist wirklich ein ganz wunderhübscher Raum, den die Kinder dann gezeigt bekommen. Die Wände sind mit blauweißen, bemalten holländischen Kacheln belegt. Jahrhundertealte geschnitzte Truhen, Stühle, Tische, Schränke, Wandbörter bilden seine Ausstattung, und kunstvoll gearbeitete Kessel, Töpfe, Teller, Wärmflaschen, Kannen aus Messing, Kupfer und Zinn und geschnitzte Schiffe hängen an den Wänden oder stehen auf den Börtern. Ein ganz seltsames Ding ist der Ofen. Es ist ein reich verschnörkelter eiserner Ofen, der vorn auf zwei hohen Beinen steht und hinten in die Wand eingelassen ist. Geheizt wird er vom Nebenzimmer aus. Königspesel wird diese hübsche Stube genannt, weil einmal ein dänischer König in ihr übernachtet hat. Das war zu der Zeit, als Schleswig-Holstein noch dänisch war.
    „Wo bleibt ihr denn diese Nacht?“ fragt die Bäuerin nun die Kinder.
    „Wir? Wir fahren heute nachmittag doch schon wieder nach Amrum zurück.“ Es ist Elke, die diese Antwort gibt.
    Die Frau macht ein zweifelndes Gesicht. „Wenn daraus man was wird“, sagt sie dann.
    „Wir m ü s s e n aber nach Hause“, sagt Lotti drängend Sie hat jetzt nämlich wieder eine kleine Hoffnung. Frau
    Petermann hat gesagt, daß „morgen oder übermorgen“ die Schränke umgeräumt werden sollen. Wenn es „übermorgen“ geschieht, kann noch alles gut werden.
    „Was heißt müssen!“ erwidert die Bäuerin. „Der Sturm ist stärker geworden, und dabei ist jetzt Ebbe. Ich glaub’ nicht, daß Harmsen heute nachmittag fahren kann.“
    „Schick wäre das, wenn wir hierbleiben müßten“, triumphiert Elke und fügt für Lotti hinzu: „Mit unserm üben für die Robinsonaufführung kommen wir noch lange zurecht.“
    „Ja, eine hohe Flut auf einer Hallig, das wäre schon ein Erlebnis für euch“, sagt die Bäuerin bedächtig. „Und Angst braucht ihr jetzt im Sommer nicht zu haben.“
    Die Frau ist mit den Kindern jetzt wieder aus dem Hause herausgetreten, und die Insel liegt nach wie vor im blanken Sonnenschein da, nur daß ab und zu einmal die Schatten der Wolken wie riesige dunkle Vögel über sie hintreiben. Friedlich grasen die Kühe und Schafe.
    „Wo bleiben die Tiere, wenn das Wasser steigt?“ möchte Elke wissen. „Sie gehen doch so weit verstreut herum.“
    „Sie kommen an die Häuser ran,“
    „Von alleine?“ fragt Elke.
    „Die Tiere merken genau, wenn es gefährlich für sie wird“, gibt Trine die Antwort.
    „Aber manche auch nicht“, meint Katje darauf. „Auf dem Kniepsand haben wir ein Schafgerippe gefunden. Das war sicher von einem ertrunkenen Schaf, hat die Mutter von unserer Lehrerin gesagt.“
    Die Bäuerin bestätigt, daß bei Sturmfluten leider sehi oft Schafe verloren gehen, besonders in Gegenden mit Weideland außen vor den Deichen. Da steigt das Wasser manchmal so schnell, daß die Tiere im Nu vom Land abgeschnitten sind.
    Als die Mädel eine halbe Stunde später die sogenannte Kirchwarft erreicht haben, die Kirche, Pfarrhaus und Friedhof vereinigt, fängt auch der Kirchendiener, den sie treffen, sofort an, von dem immer stärker werdenden Wind zu sprechen. Lottis neu erwachte Hoffnung wegen des „übermorgen“ erlischt jetzt gänzlich. Die anderen freuen sich darauf, daß das Wetter sie hier auf Hooge möglicherweise festhält. Vielleicht schlafen sie dann bei einem Bauern im Heu. Das wäre großartig, finden sie. Keine von ihnen hat jemals im Heu geschlafen.
    Der Küster bietet den Kindern an, ihnen die Kirche zu zeigen. Von außen sieht die sehr unansehnlich aus, fast wie ein großer Schuppen aus Ziegelsteinen. Einen Turm hat sie nicht. Ein Stück weg von der Kirche steht ein hohes, vierbeiniges Gestell aus dunklem Holz. Alte Schiffsmasten sind das. Das Gestell ist der Turm für die Glocke, eine ehemalige Schiffsglocke. Nicht alle Halligen haben Kirchen, erzählt der Küster, aber Hooge ist mit seinen neun Warften und seinen fast

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