Ellin
»Was hat die Dienerin, das Euch gehört, Lord Wolfhard?«
Mit gerunzelter Stirn blinzelte er sie an. Es dauerte einen Augenblick, bis er antwortete. »Land«, murmelte er schließlich. »Wertvolles Land.«
»Warum verdingt sie sich als Dienerin, wenn sie Land besitzt?«
Wolfhard krallte die Hände in das Kissen. Er schwankte, hielt sich nur mühevoll gerade. »Ihre Mutter war meine in Schande gezeugte Halbschwester«, nuschelte er. »Das Ergebnis einer Liebschaft meines Vaters mit einer Dienstmagd. Ein Bastard, noch dazu ein Mädchen.«
Er hob seinen Becher, wartete, bis der Diener ihn auffüllte, bevor er fortfuhr.
»Nach dem Tod meines Bruders war ich der einzige Sohn und legitime Erbe des Reiches. Doch als seine Bastardtochter den mittellosen, was weiß ich wievielten Sohn eines unbedeutenden Gutsherren geheiratet hat, übertrug er ihr als Mitgift einen großen Teil des fruchtbarsten, vecktanischen Landes.« Wütend kippte er den Würzwein ab und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Er schenkte dieser Hure mein Land!«
»Warum erhebt das Mädchen keinen Anspruch darauf?«, fragte Nosara mit schmeichelnder Stimme.
Er schnaubte. »Das blöde Ding weiß gar nicht, dass ihre Eltern das Besitzrecht hatten. Deswegen habe ich sie zu mir geholt. Solange sie in meinem Dienst steht, gehen die Erträge des Landes an mich und wenn sie, die Götter mögen es verhüten, ums Leben kommt …«, er lachte hämisch, »… während ich ihr Herr bin und sie keinen Gefährten hat, fällt das Land automatisch an mich, als ihren Dienstherren und nächsten Anverwandten.«
Nosara lehnte sich zurück, legte einen Finger an die Lippen und musterte ihn nachdenklich. »Ihr seid ausgesprochen gerissen, Lord Wolfhard. Vor Euch sollte man sich wohl in acht nehmen.«
Wolfhard lachte grölend. »Das könnt Ihr laut sagen, Herrin. Ich lasse mir meinen Grund und Boden nicht von dem Bastardbalg einer Hure streitig machen.«
Nosara seufzte leise. Angesichts Wolfhards frauenverachtender und ungehobelter Art, fiel es ihr schwer, freundlich zu bleiben. Glücklicherweise hatte sie ihr ganzes Leben lang das falsche Lächeln perfektioniert, mit dem sie Männer um den Finger wickelte. Niemanden gelang es, hinter ihre Fassade zu schauen, wenn sie es nicht wollte. »Darf ich Euch etwas Persönliches fragen?«
Wolfhard nahm einen weiteren Schluck und blickte mit trüben Augen zu ihr auf. »Nur zu, Herrin.«
»Warum habt Ihr das Mädchen überhaupt am Leben gelassen?«
Gespielt erbost riss er die Augen auf. »Wollt Ihr mir etwa unterstellen, ich sei des Mordes an einer Blutsverwandten fähig?«
»Aber nein, doch mir scheint, dass Ihr bei ihren Eltern keine Gnade habt walten lassen. Warum also bei der Tochter?«
Schwankend beugte Wolfhard sich zu ihr. Wenn er so weitertrank, würde er bald umkippen. »Zuerst hatte sie einfach nur Glück. Doch dann ersann ich einen Plan. Ich wollte sie büßen lassen, ihr das Leben zur Hölle machen, also nahm ich sie in meine Dienste. Nach einer Weile stellte ich fest, dass sie ein verdammt hübsches Ding ist und so beschloss ich, mich eine Weile an ihr zu erfreuen, sie vielleicht sogar zu meiner Gefährtin zu machen, wenn ihr versteht, was ich meine.« Er feixte und deutete auf die Dienerinnen. »Was sind das eigentlich für Glatzköpfe da hinten?«
Kalt blickte Nosara auf ihn hinab. Die Dienerin Ellin bedeute ihr nichts, doch sie wusste aus eigener Erfahrung, wie schwer es war, gegen männliche Dominanz zu bestehen. Sie überlegte, wie sie diesen Tölpel, der ihr zungenlösendes Gebräu so willig in sich hineinschüttete, für ihre Zwecke nutzen könnte. Vielleicht könnte sie ihn dazu bringen, sich im Kampf gegen ihren Bruder mit ihr zu verbünden, oder ihr dabei helfen, ihren Fehler mit Unan und Dau wiedergutzumachen, nachdem die Uthra bisher so schmählich versagt hatten.
»Das sind meine Sklavinnen«, erwiderte sie.
»Wenn sie Haare hätten, wären sie gar nicht mal so hässlich«, stellte Wolfhard fest und leckte sich über die Lippen.
»Wenn Ihr es wünscht, werde ich eine meiner Sklavinnen beauftragen, Euch heute Nacht Gesellschaft zu leisten«, bot sie an.
Zufrieden strich Lord Wolfhard über seinen Bart. »Das wäre ganz nach meinem Geschmack.«
Ächzend richtete er sich auf. »Eine Bitte hätte ich, Herrin. Wäre es möglich, die entflohene Dienerin zu sehen?«
»Natürlich. Ich werde sie holen lassen, wenn Ihr es wünscht.«
Ein Beben ging durch Wolfhards Leib, erregt rutschte er
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