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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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auf dem Kissen herum. »Ich kann es kaum erwarten, ihr endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen.«
    Nosara beauftragte einen Diener, Ellin zu holen. »Aber haltet Euch zurück«, warnte sie an Lord Wolfhard gewandt. »Solange sie hier im Palast weilt, ist sie unantastbar. Ihr dürft sie sehen, ihr aber nichts zuleide tun.«
    Wolfhard verzog den Mund und brummte unwillig. Nosara konnte sich lebhaft vorstellen, was er gerne mit dem Mädchen tun würde. Im Grunde war es ihr egal. Den Preis hatte er bereits bezahlt. Doch sie wollte ihn reizen, seine Gier entfachen, damit er ihr alles zusicherte, nur um an das Mädchen zu gelangen.
    Kurze Zeit später kehrte der Diener in Begleitung des Kämmerers und der Palastvorsteherin zurück. Sie verneigten sich tief und verharrten in dieser Haltung, ein deutliches Zeichen von schlechten Nachrichten.
    »Was ist? Wo ist Ellin?«
    »Sie ist fort, Herrin«, antwortete Tario.
    Nosara erhob sich. »Was bedeutet das, sie ist fort? Wohin ist sie gegangen?«
    Sil und Tario warfen sich auf die Knie. »Verzeiht, Herrin, sie hat den Palast verlassen.«
    »Wann?«
    »Kurz, nachdem die Gäste eingetroffen sind.«
    »Wisst ihr, wohin sie gegangen ist?«
    Tario drückte die Stirn auf den Boden. »Ich weiß es nicht, edle Herrscherin. Ich sah sie, als sie zum hinteren Tor ging. Sie hatte ein Bündel bei sich und schien in großer Eile.«
    »Und es kam Euch nicht in den Sinn, sie aufzuhalten?«
    »Doch, aber sie sagte mir, sie hätte den Auftrag, die Sklavinnen zu holen.«
    Nosara befahl den Wachen, zum Haus der Sklavinnen zu gehen und nach Ellin zu suchen. Dann trat sie auf die Palastvorsteherin zu. Heißer Zorn pochte in ihrer Brust. »Steh auf!«
    Zitternd erhob Tario sich. Nosara holte aus und schlug ihr ins Gesicht. Lord Wolfhard murmelte beifällig.
    »Ich bestrafe dich mit fünf Hieben auf die Handflächen. Zudem wirst du bis auf weiteres bei den Sklaven leben. Und sollten wir die Dienerin nicht finden, wirst du deinen Stand als Palastvorsteherin verlieren und bis an dein Lebensende Sklavendienste verrichten. Jetzt verschwinde aus meinen Augen.«
    Tario verneigte sich tief. Tränen rannen ihre Wangen hinab. Ein Mauerwächter trat hinzu und warf sich auf den Boden.
    »Was willst du?«, fragte Nosara ungehalten.
    »Herrin, die Söldner sind zurück.«
    Nosara runzelte die Stirn. »Tatsächlich? Hoffentlich kommen wenigstens sie mit guten Nachrichten. Führt sie herein.«
    Hinter sich hörte sie, wie Lord Wolfhard einen überraschten Ruf ausstieß, als er die Uthra erblickte.
    »Was gibt es Neues? Habt ihr den Auftrag erledigt?«, fragte Nosara ohne eine Begrüßung.
    Kylian und Nuelia verneigten sich. »Leider nein, Herrin. Es ist uns bisher nicht gelungen, Unan und Dau zu finden.«
    »Warum seid Ihr dann hier? Sucht, bis Ihr sie gefunden habt.«
    »Herrin, durch Geldis’ Tod haben wir jede Möglichkeit verloren, sie zu finden«, erklärte Kylian. »Sie sind nicht wie Menschen, sie hinterlassen keine Spuren.«
    »Dann nehmt Euch eine neue Seherin.«
    »Wir haben bereits eine neue Seherin, Herrin. Wir sind hier, um sie zu holen.«
    Ungeduldig wedelte Nosara mit der Hand. »Holt sie und belästigt mich nicht mit langweiligen Details.«
    Kylians schluckte nervös. Sein Blick huschte zu Wolfhard und der Truhe, die geöffnet neben dem Thron stand. Er wirkte nicht überrascht. Wusste er, was hier vor sich ging? »Verzeiht, aber die Seherin steht in Euren Diensten.«
    Schnaubend beugte Nosara sich zu ihm hinab. »Wer ist sie?«
    »Es ist die Kammerdienerin Ellin.«
    »Ellin? Wieso wollt Ihr gerade sie?«
    »Geldis hat sie gelehrt, sie kennt uns und ist mit unserer Lebensweise vertraut.«
    Nachdenklich legte Nosara den Zeigefinger an die Lippen, während sie Kylian musterte. Eindeutig ging es ihm nicht um eine Seherin. Er wollte das Mädchen. Warum auch immer. »Das geht nicht. Ich kann sie Euch nicht geben«, sagte sie. »Aber da ich freundlich und großmütig bin, überlasse ich Euch vorübergehend meine persönliche Seherin. Sie ist fast so gut wie Geldis, ihre Fähigkeiten werden Euch genügen.«
    Kylian ballte die Hände zu Fäusten. Seine Anspannung war deutlich zu sehen. »Das ist wahrhaft großzügig von Euch, edle Herrscherin. Bitte verzeiht unsere Dreistigkeit, aber wir brauchen Ellin.« Flehend blickte er zu ihr auf. »Ich bitte Euch, Herrin. Es ist von größter Wichtigkeit, dass sie uns begleitet.«
    Nosara runzelte die Stirn. Nie zuvor hatte der stolze Kylian gebettelt.

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