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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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Warum tat er es jetzt? Wegen einer Dienerin noch dazu. Oder wusste er um ihre Abstammung? Das konnte nicht sein. »Ich möchte unter vier Augen mit Euch sprechen.«
    Demütig folgte er ihr in eine kleine Kammer, die privaten Besprechungen diente. Ein runder Tisch und fünf samtbezogenen Stühle bildeten das gesamte Mobiliar.
    »Nun sagt mir, warum Ihr das Mädchen wirklich wollt!«, forderte sie, sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Sie ist talentiert und …«, setzte Kylian an.
    Nosara hob die Hand. »Bevor Ihr Euch in nutzlosen Ausreden verliert, möchte ich Euch sagen, dass ich weiß, wer sie ist. Und im Anbetracht eures Verhaltens und weil sie mit Euch umhergereist ist, gehe ich davon aus, dass Ihr es ebenfalls wisst.«
    »Zieht Ihr in Erwägung, sie auszuliefern?«, fragte Kylian mit dumpfer Stimme. Ein Anflug von Panik huschte über sein Gesicht.
    »Natürlich. Lord Wolfhard bot mir eine Truhe voll Schmuck. Ich liebe Schmuck. Zudem könnte mir der Herr von Veckta noch von Nutzen sein.«
    »Ihr dürft ihm nicht trauen, Herrin.«
    Nosara lächelte nachsichtig. »Das weiß ich doch. Glaubt Ihr denn, ich wäre so dumm, ihn auch nur einen Augenblick lang unbeobachtet zu lassen?«
    Unvermittelt sank Kylian auf die Knie. »Überlasst Ellin mir und ich begebe mich in Eure Hände. Ich werde jeden Auftrag, und sei er noch so gefährlich, ohne Lohn verrichten. Herrin, ich flehe Euch an. Nehmt mich an ihrer statt. Lasst mich Euer Sklave sein.«
    Ein erregender Schauer rieselte Nosaras Rücken hinab. Das wurde ja immer besser. Einen entzückten Laut ausstoßend, umfasste sie sein Kinn und hob sein Gesicht an, sodass er sie ansehen musste. »Das ist ein verlockendes Angebot. Ihr seid ein stolzer Mann, frei geboren und von außergewöhnlicher Herkunft. Seid Ihr sicher, dass ihr Euch wegen einer Frau in den Stand eines Unfreien begeben wollt?«
    Seine gequälte Miene verriet ihr, dass er es nicht war. Doch er nickte.
    Schweigend musterte sie ihn wie die Schmuckstücke zuvor, wog den Wert seines Angebots gegen Lord Wolfhards Offerte ab. »Gut«, stimmte sie schließlich zu. »Aber Ihr leistet den Eid jetzt und hier.«
    Kylians offensichtliche Qual zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Er musste dieses Mädchen wahrhaft lieben. Die Erkenntnis versetzte ihr einen eifersüchtigen Stich, den sie energisch verdrängte. Die Herrscherin von Huanaco war über Gefühle erhaben. Dennoch. Der Gedanke verstimmte sie. Kylian sollte sie verehren und lieben und nicht dieses blauäugige Ding.
    »Dann sprecht mir nach«, forderte sie betont kühl. »Ich, Kylian, Gesandter des Lichts, Abkömmling des unsterblichen Mabon, stelle mich von nun an, bis ans Ende meines leiblichen Seins, in die Dienste der Herrin Nosara al Surani, Herrscherin von Huanaco.«
    Er wiederholte die Worte.
    »Ich fordere keinen Lohn, nur das, was ich am Leib trage und zum Überleben brauche«, fuhr sie fort.
    Auch diese Worte sprach Kylian nach.
    »Das Wort der Herrscherin ist fortan mein Befehl und sollte ich nicht in der Lage sein, ihrem Willen zu folgen, nehme ich jede Strafe an, die sie über mich verhängt«, beendete sie.
    Kylian sprach den letzten Satz.
    »Nun gehörst du mir.« Sie lächelte und gab einen glucksenden Laut von sich, der entfernte Ähnlichkeit mit einem Kichern hatte. Die Tatsache, dass er nun ihr Leibeigener war, zerstörte zugleich jede Hoffnung, die er auf eine Zukunft mit diesem Mädchen hatte. Ob ihm das bewusst war?
    »Und ich habe auch sogleich eine besondere Aufgabe für dich. Wenn du sie zu meiner Zufriedenheit erfüllst, werde ich die Dienerin freilassen. Bis dahin wird sie unter meinem Schutz stehen.«
    »Was geschieht, wenn ich während der Erfüllung meines Auftrags mein Leben verliere?«, fragte er.
    »Wenn du den Auftrag erfolgreich beendest, werde ich das Mädchen vor Lord Wolfhard schützen und dafür sorgen, dass sie ihren Anspruch auf das Land ihrer Mutter geltend macht. Dafür gebe ich dir mein Wort als Herrscherin. Solltest du jedoch versagen, sehe ich mich gezwungen, das Angebot dieses rotbärtigen Barbaren anzunehmen.«
    Kylian riss überrascht die Augen auf. »Das Land ihrer Eltern? Hat Ellin etwa Besitzrechte auf ein freies Gut?«
    »Oh ja, das hat sie. Sie hat das Erbrecht auf eines der ertragreichsten Ländereien an den Grenzen Vecktas. Und nicht nur das, mein Lieber, in ihr fließt das Blut der Wolfhards. Sie ist die Tochter von Wolfhards in Schande gezeugter Halbschwester.«
    Fassungslos starrte Kylian

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