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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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dauern.«
    Ellin senkte den Kopf. »Kann ich mit ihm sprechen oder soll ich mich lieber fernhalten?«
    »Warte, bis er zu dir kommt. Doch behalte ihn im Auge, er ist schwermütig und hadert mit dem Leben.«
    Ellin nickte. Sie würde ihn unauffällig beobachten. Das Letzte, was sie wollte, war, dass er sich etwas antat.
    Am nächsten Morgen zogen sie weiter. Kylian ignorierte sie und auch die anderen und sprach nicht ein einziges Wort. Ernst und kalt ritt er auf dem Pferd eines gefallenen Soldaten. Sein Verhalten verbitterte Ellin. Obwohl sie einander liebten, schien es, als könnten sie doch niemals zueinanderfinden. Immer stand etwas zwischen ihnen. Fast wünschte sie sich, dass sie ihn endlich gehenlassen, oder ihn zumindest nicht mehr jeden Tag vor Augen haben würde. Sie fragte sich, ob ihre Gefühle überhaupt normal waren. Nie war sie zwei Menschen begegnet, die so viel füreinander getan und so wenig dafür bekommen hatten wie Kylian und sie. Wie konnte sie da von Liebe sprechen? War die Beziehung von Mann und Frau nicht nur ein Zweck, den die Götter ersonnen hatten, um den Fortbestand ihrer Art zu sichern? Verstohlen musterte sie ihn. Ein gebrochener Mann auf einem Pferd. Finster, gleichgültig und kalt. Seine Aura eine erstarrte Korona aus dunkelgrünem Licht. In seinem erkalteten Herz blieb kein Platz mehr für sie. Kein Platz für Hoffnung und Zuversicht und schon gar nicht für Liebe.
    Tag für Tag ritten sie durch das Land und suchten Unan und Dau, während Kylian seine innere Dunkelheit zur Schau trug wie eine menschliche Schwarze Leere, sodass selbst Nuelia seine Nähe mied. Jeden Tag rief Bela Visionen hervor und behauptete, dass sich Unan und Dau in der Nähe befinden würden, doch nie fanden sie auch nur eine Spur der beiden.
    Eines Morgens erwachte Ellin und beschloss, zu dem kleinen Wasserlauf zu gehen, den sie zufällig entdeckt hatten, um sich zu waschen. Sie verspürte das Bedürfnis, allein zu sein und sei es nur für eine kleine Weile. Mittlerweile waren sie im Schiefland Gebiet, welches mit rotbraun gestreiften Felsen von bizarrer Form überzogen war. Wie verunstaltete Steinriesen ragten sie empor und verbargen den Wasserlauf vor neugierigen Blicken. Vorsichtig tastete sie sich am Rand des grotesk gewölbten Gesteins entlang, überquerte eine natürlich entstandene Steinbrücke, die zwei Felsen miteinander verband, und kletterte zu dem Wasserlauf hinab. Sie entkleidete sich und badete in dem kühlen Nass. Anschließend wickelte sie sich in ein Tuch und wendete ihr Gesicht der Morgensonne zu. Die Felsen starrten auf sie hinab mit kantigen, gelb- und rotbraunen Rillen, die wie die Ringe eines uralten Baumes von alten Zeiten und Vergänglichkeit erzählten. Schon lange vor ihrer Geburt waren sie auf dieser Welt gewesen und würden noch lange nach ihrem Tod hier sein. Sie schloss die Augen und ließ die Erhabenheit des Ortes auf sich wirken.
    »Ihr habt uns gesucht«, sagte eine leise Stimme.
    Ellin fuhr herum. Ein kalter Schauer rieselte über ihre Haut. Unan und Dau standen vor ihr und blickten ruhig und erwartungsvoll auf sie hinab. Sie sprang auf, das Tuch, welches ihre Blöße verdeckte, fest umklammert und starrte auf die unheimlichen Wesen.
    »Wie habt Ihr uns gefunden?«, fragte sie mit bemüht fester Stimme.
    Unans Lachen klang wie ein Dolch, der über gefrorenes Eis gezogen wird. »Wir folgen Euch, seit Ihr Kismahelia verlassen habt.«
    »Warum?«
    Unan trat auf sie zu, sein kalter Leib berührte fast den ihren. Instinktiv wich Ellin zurück.
    »Wir sind verloren«, wisperte er.
    »Sprecht nicht in Rätseln zu mir«, stieß Ellin hervor. »Ich weiß, was Ihr seid und ich weiß, was Ihr wollt. Warum sagt ihr mir nicht einfach, warum Ihr gekommen seid!«
    Unan sah zu seinem Gefährten hin. »Was wollen wir, Dau?«
    Dau lächelte freudlos. »Was wir schon immer wollten. Rache.«
    »Und was hat das mit uns zu tun?«
    »Ihr müsst uns helfen«, sagte Unan.
    »Euch helfen? Wieso?« Ellin wich einen weiteren Schritt zurück. Wasser leckte an ihren Füßen.
    »Ihr müsst uns helfen«, wiederholte Unan, als hätte er ihre Frage nicht vernommen. Sein Blick bohrte sich in ihren, so kalt und tief. »Ihr könnt sehen«, wisperte er. »Also werdet Ihr uns helfen.«
    »Ich kann nichts für Euch tun«, wehrte Ellin ab, während sie in Gedanken die Fluchtmöglichkeiten auslotete. »Bela ist die Seherin, nicht ich.«
    Unan trat einen Schritt auf sie zu, öffnete den Mund und entblößte kleine, spitze

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