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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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versuchte.
    »Werden wir für immer Freunde sein?«, fragte das Mädchen.
    Ellin nickte, antwortete jedoch nicht. Langsam wurde ihr bewusst, was sie da geschaffen hatte, doch war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, sich dem zu stellen. Zuerst musste sie fliehen. Wolfhard stand gegen die Wand gelehnt und hielt sich am Waschtisch fest, seine Arme zitterten. Der Dolch entglitt seiner Hand und fiel zu Boden.
    »Was hat sie mit mir gemacht?«, fragte er.
    Ellin löste das Seil von ihrem Handgelenk und schob sich vom Bett. Vorsichtig stellte sie sich auf die Füße, spürte, wie das Blut in ihre Arme und Beine zurückfloss. Die Kammer drehte sich ein wenig, doch der Boden unter ihren Füßen wirkte einigermaßen fest.
    »Hilfe, Wachen«, rief Wolfhard mit kraftloser Stimme.
    Zielstrebig ging Ellin auf ihn zu. »Euer Tod ist besiegelt«, sagte sie kalt. »Kein Heiler dieser Welt vermag Euch jetzt noch zu retten.«
    »Bastard«, zischte er und rief erneut nach den Wachen. Seine Beine knickten ein. Hilflos rutschte er an der Wand hinab zu Boden.
    Ellin lächelte kalt. »Macht Euren Frieden mit dem Gott Eurer Wahl und bittet um Vergebung, denn Euer Ende naht.«
    »Nein«, stieß er ungläubig hervor. »Was hast du mit mir gemacht?«
    Sie beugte sich zu ihm hinab, Rachedurst und Zorn brannten in ihrem Bauch. »Der Biss des Kindes ist wie Gift. Es wir Euren Leib zerfressen und Euch langsam töten.«
    »Hilf mir.« Er griff nach dem Saum ihres Kleides. »Bitte. Ich bin doch dein Fleisch und Blut, dein Oheim.«
    Angewidert löste sie sich von ihm. »Spart Euren Atem und sagt mir, wie ich unbehelligt hier hinauskomme. Vielleicht verrate ich Euch dann, was Euch retten kann.«
    Sie wusste, dass Lord Wolfhard einen geheimen Fluchtweg hatte, damit er im Falle einer Belagerung oder eines feindlichen Angriffs ungesehen fliehen konnte, doch sie wusste nicht wo. Wolfhard griff sich an den Hals und stöhnte.
    »Entscheidet schnell, die Zeit rennt Euch davon«, drängte sie.
    »Woher weiß ich, dass du dein Versprechen halten wirst?«
    Sie grinste. »Ihr wisst es nicht, vertraut einfach auf meine Barmherzigkeit.«
    Mit zitternder Hand deutete er auf die Wand neben dem Waschtisch. »Dort ist der Eingang. Du musst den versteckten Mechanismus unter dem Waschtisch bedienen, dann öffnet sich die Tür. Nun sag mir, wie ich geheilt werden kann.«
    »Gleich«, erwiderte sie. »Zuerst will ich sehen, ob Ihr die Wahrheit sprecht.« Sie hielt inne und überlegte. »Außerdem müsst ihr noch etwas unterzeichnen.« Sie huschte in das Nebenzimmer. Auf dem Schreibtisch fand sie Pergament und Feder. Hastig schrieb sie etwas auf, ihre Hände zitterten. Als sie fertig war, nahm sie das Schriftstück an sich und kehrte zu Lord Wolfhard zurück. Mittlerweile war seine Haut blass und schweißig. Er sah aus, als hätte er Fieber.
    »Beeil dich, ich sterbe«, keuchte er.
    Ellin schüttelte den Kopf. »So schnell sterbt Ihr nicht, zuvor warten noch unvorstellbare Qualen auf Euch, glaubt mir.«
    Wolfhards Gesicht verzog sich, er wimmerte.
    Sie hielt ihm das Schriftstück hin. »Hier. Unterzeichnet das.«
    Seine Augen glitten über die Zeilen. »Was ist das?«
    »Das ist eine Erklärung, in der Ihr bestätigt, dass das Land meiner Mutter an mich übergeht und ihr auf jegliches Recht verzichtet, auch auf die Steuerabgaben.«
    Wolfhards Gesicht verdüsterte sich. »Niemals«, stieß er hervor. Speichel tropfte aus seinem Mund.
    »Ach nein?« Ellin winkte das Mädchen herbei, das es sich auf dem Bett bequem gemacht hatte und leise vor sich hin summte. Wolfhards Augen weiteten sich ängstlich.
    »Was ist schon ein bisschen Land im Tausch gegen Euer Leben?« Sie hielt ihm das Schriftstück und die Feder hin. Das Mädchen setzte sich an seine Seite und betrachtete ihn.
    Wolfhard ergriff das Dokument. Seine Hände zitterten so stark, dass er kaum vermochte, die Feder zu halten.
    »Wartet, ich helfe Euch.« Sie legte ihre Hand um seine und führte sie zum Pergament. Deutlich konnte sie seinen Widerwillen spüren, doch sie drückte ihn unnachgiebig abwärts. Die Feder kratzte über das Pergament und hinterließ eine fast unleserliche Signatur. Doch das war bedeutungslos, wichtig war das herrschaftliche Siegel. Als er fertig war, nahm sie das Dokument und trug es zum Schreibtisch zurück. Der Siegelstempel mit dem Wappen des Felsgreifers stand in der Mitte. Sie träufelte Wachs auf das Schriftstück und drückte den Stempel hinein. Ein zufriedenes Lächeln huschte über ihr

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