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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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Gesicht. Das Land ihrer Mutter gehörte nun ihr, für immer, und da Lord Wolfhard sowieso sterben würde und er keine Nachkommen hatte, war auch niemand da, der es ihr wieder streitig machen würde.
    Stimmen auf dem Korridor erinnerten sie daran, dass sie sich noch immer auf Feindesland befand. Sie hastete in das Schlafgemach zurück und kniete sich vor dem Waschtisch auf den Boden. Der Mechanismus bestand aus einem kleinen Hebel, der sich unter dem Teppich befand. Sie klappte ihn um, woraufhin sich eine schmale Öffnung in der Wand auftat.
    »Nun sag mir endlich, was mich heilen wird«, forderte Lord Wolfhard mit kraftloser Stimme. Er atmete schwer.
    Ellin stand auf und sah ihn an. »Ein Sud aus Lundkraut und Bergspitzrinde.« Fast war sie versucht, zu lachen, denn Bergspitzrinde wirkte stark anregend, was bedeutete, dass er die Qualen bei vollem Bewusstsein erleben würde.
    »Ich kann nicht sagen, dass ich Euch wünsche, was auch immer ihr Euch wünscht«, fuhr sie fort. »Nur dass ich hoffe, dass Ihr eines Tages büßen werdet.« Sie griff nach dem Dolch und steckte ihn in den Gürtel, dann nahm sie eine Fackel von der Wand, winkte das Mädchen herbei und betrat den Geheimgang.
    »Das wirst du bereuen«, zischte Lord Wolfhard mit letzter Kraft.
    Ellin lachte. »Nein, Oheim, Ihr werdet es bereuen, schon sehr bald.«
    Der Tunnel durch den Hammerfels war niedrig und eng und führte steil bergab. In regelmäßigen Abständen machte er einen Knick, nur um sich anschließend weiter bergab zu winden. Es musste unzählige Sternenläufe gedauert haben, diesen Pfad aus dem Gestein zu schlagen.
    Das Mädchen hinter ihr summte eine Melodie, die Ellin an die Lieder erinnerten, die ihre Mutter einst für sie gesungen hatte. Der Gesang wirkte zugleich unheimlich und tröstend. Immer wieder hielt sie inne und lauschte auf Verfolger, konnte jedoch nichts hören als die tiefe Stille des Berges um sie herum. Etliche Stunden liefen sie bergab, bis sie zu einer schmalen Öffnung gelangten. Die Fackel flatterte, warf zuckende Schatten an die Wand. Draußen erwarteten sie eine sternenklare Nacht und ein rauer Wind, der über das schmale Plateau, auf dem sie stand, wehte. Sie versuchte, gegen den tosenden Wind anzuschreien, doch das Mädchen sah sie nur verständnislos an und zuckte mit den Schultern. Sie entdeckte eine weitere Öffnung, die sie in das Innere des Felsens zurückführte, und gab dem Mädchen das Zeichen, ihr zu folgen. Der Weg war nicht mehr so steil, dafür aber kurviger. Leuchtende Augen starrten sie aus dunklen Nischen an und schreckten zurück, sobald sie sich mit der Fackel näherte.
    »Was ist das?«, fragte das Mädchen, eher neugierig als ängstlich.
    »Das sind Flughunde«, erklärte Ellin. »Sie hausen in dunklen Höhlen und fliegen nur bei Nacht in die Welt hinaus.«
    Das Mädchen kicherte.
    »Warum lachst du?«, fragte Ellin.
    »Ich freue mich.«
    »Worauf?«
    »Auf die Welt. Wirst du sie mit zeigen?« Arglos klang ihre Stimme und aufgeregt, voller Vorfreude auf das, was sie erwartete. Schmerzlich wurde Ellin bewusst, dass sie sehr bald eine Entscheidung treffen musste. Eine Entscheidung über die Existenz des Mädchens. Sie hatte sie befreit, doch war eine Tulpa auf Dauer nicht zu kontrollieren.
    Eine kühle Hand ergriff ihre. »Wir sind doch Freundinnen, oder?« Erwartungsvoll sah das Mädchen sie an. Diese blauen Augen. Ihre Augen.
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Natürlich sind wir das.« Sie tat, als wische sie Spinnweben aus dem Weg und löste ihre Hand. Nach weiteren endlos anmutenden Stunden ebnete sich der Boden. Ellin war mittlerweile so erschöpft, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
    »Ich glaube, wir sind am Fuße des Berges angelangt«, sagte sie.
    Wieder kicherte das Mädchen und klatschte vergnügt in die Hände. Der Weg machte eine letzte Biegung nach links und endete jäh in einer kreisrunden Höhle. Verwirrt blickte Ellin sich um. Wo befand sich der Ausgang?
    Sie hob die Fackel und leuchtete die Wände ab. Das Gestein war undurchdringlich. Auch die Decke offenbarte keinen Durchgang. Nervös begann sie, den Höhlenboden abzusuchen, doch auch dort fand sie keine Öffnung. Leise fluchend setzte sie sich auf einen flachen Stein, stütze den Kopf auf die Hände und schloss die Augen. Bleierne Müdigkeit zerrte an ihren Sinnen.
    »Bleiben wir jetzt hier?«, fragte das Mädchen.
    Ellin schreckte hoch. »Äh … nein, doch ich kann den Ausgang nicht finden.«
    Mit großen

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