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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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ein Fisch zappelte Ellin auf dem Sattel herum, schrie, jammerte und weinte. Ihre Haut brannte wie Feuer, raubte ihr jeden klaren Gedanken. Bäume und Sträucher schossen in Windeseile an ihr vorbei, dunkle Rauchwolken verdüsterten den Himmel. Nur halb bei Sinnen nahm sie wahr, dass sie über die Ebene preschten und auf einen schmalen Pfad zuhielten, der sich zwischen den Hügeln vor ihr auftat.
    Der Drang, sich die Haut vom Leib zu kratzen, nur damit dieses Brennen endlich aufhörte, war überwältigend. Kylian umklammerte ihre Arme und hielt sie davon ab, was sie wütend machte. Irgendwann erreichten sie den Pfad. Trittsicher erklomm Jalo den schmalen Aufstieg. Ellins Gegenwehr blieb ungebrochen, sie führte sich auf wie eine Furie und wechselte zwischen keifen und weinen, weil Kylian sie nicht kratzen ließ.
    »Halt still«, schimpfte er. »Du fällst noch vom Pferd, wenn du nicht aufhörst zu zappeln.«
    Ellin hörte ihm nicht zu. Ihre Gedanken drehten sich einzig um den Wunsch, ihre Fingernägel in ihrer Haut zu vergraben.
    Endlich erreichten sie die Lichtung. Inmitten üppiger Vegetation quoll ein Wasserfall aus dem Gestein und ergoss sich in ein flaches Steinbecken. Von dort aus stürzte er weiter in die Tiefe, wo er sich von einem schmalen Rinnsal in einen reißenden Fluss verwandelte, der sich im Laufe unzähliger Sternenläufe eine Schneise in die Berge gegraben hatte. Ohne auf ihr Gezeter zu achten, zerrte Kylian sie vom Pferd und trug sie zu dem Wasserbecken, wo er sie mitsamt ihren Kleidern hineinsetzte. Herrlich kühles Wasser umfloss ihren Leib. Kurzerhand stieg Kylian hinterher, stellte sich zwischen ihre Beine und begann, sie zu entkleiden.
    Das Brennen vernebelte ihre Sinne. Ein Teil von ihr schämte sich, als er ihre Beinkleider abstreifte und die Verschnürung an ihrer Tunika löste, ein anderer Teil hätte sich die Sachen am liebsten selbst vom Leib gerissen. Das verdammte Unterhemd klebte an ihrer Haut. Sie ergriff es und versuchte, es über den Kopf zu zerren. Es haftete an ihr wie eine Klette. Strampelnd, schimpfend und zerrend bemerkte sie kaum, dass Kylian sie losließ und sich abwendete.
    »So helft mir doch«, bettelte sie.
    Er tat es, wenn auch zögerlich, was Ellin mit einer wüsten Beschimpfung quittierte.
    Als sie endlich entkleidet war, sackte sie in sich zusammen. Das Wasser kühlte ihre Haut, und schwemmte das entsetzliche Brennen fort. Sie seufzte erlöst. Kylian stieg aus dem Becken und entfernte sich. Langsam klärten sich ihre Gedanken und sie wagte einen ersten Blick auf ihren Körper. Die Haut war gerötet, an einer Handvoll Stellen hatte der Verdauungssaft begonnen, die obere Hautschicht wegzuätzen. Mit den Fingerspitzen fuhr sie über die rohen Stellen. Es schmerzte. Sie schlug sich die Hände vors Gesicht und weinte.
    Als sie nur noch leise schluchzte, näherte Kylian sich. »Wie geht es Euch?«, fragte er sanft.
    Sie schüttelte den Kopf, ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Er beugte sich zu ihr hinab, schöpfte Wasser in die hohle Hand und ließ es über ihren Rücken rinnen. »Es war ein weiterer Schrecken in einer langen Reihe von furchtbaren Ereignissen.«
    Ellin beugte sich vor und schlang die Arme um ihre Knie.
    »Habt Ihr mich entkleidet?«
    »Ja. Ihr seid zu aufgebracht gewesen, um es alleine zu tun.«
    »Was ist passiert?«
    Vorsichtig hob er ihre Haare an und spritzte Wasser in ihren Nacken. »Wir sind in ein Talanisfeld geraten. Die Talaniskönigin hat Euch in ihren Kelch gezerrt. Ihr Saft zersetzt den menschlichen Leib, auf diese Weise ernähren sie sich.«
    Ellin verzog das Gesicht. »Das ist widerlich.« Sie blickte sich um. »Wo sind wir?«
    »An der Quelle des Huanaco Flusses.«
    »Und die anderen?«
    »Sie kommen nach. Ich bin mit Euch vorausgeritten.«
    Ein erneutes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. »Ich ertrage das nicht mehr.«
    Wieder barg sie den Kopf in den Armen, ihre Schultern zuckten, während sie still in ihre Armbeuge weinte. Kylian erhob sich und kehrte kurz darauf mit einem Tuch zurück. Dieses tauchte er in das Wasser und begann, ihren Rücken und die Arme abzureiben.
    »Wir reiten so schnell wie möglich nach Huanaco«, versprach er. »Dort seid Ihr sicher. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr uns nie wieder begleiten müsst.«
    Ellin nickte. »Wann kann ich aus dem Wasser hinaus?«
    »Brennt Eure Haut noch?«
    Sie schüttelte den Kopf. Kylian reichte ihr das Tuch. »Wascht Euch und taucht einige Male unter, um Eure Haare auszuspülen, dann

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