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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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könnt Ihr hinaus.«
    Ellin tat wie geheißen. Bis auf die verätzten Stellen war die Rötung ihrer Haut nur noch ein unbedeutender Hauch.
    »Habt Ihr etwas, womit ich mich abtrocknen kann?«, fragte sie.
    Kylian, der gerade ein Feuer entfachte, blickte auf. »Nein.«
    Seufzend wrang sie ihre Haare aus. »Was soll ich anziehen?«
    Er erhob sich, stapfte zur Satteltasche und zog ein Hemd hervor. Es war an vielen Stellen geflickt, doch sauber und lang genug, um wenigstens ihre Schenkel zu bedecken.
    Während sie sich ankleidete und anschließend nach einem Kamm suchte, entfachte er das Feuer.
    Vorsichtig versuchte sie, die verknoteten Locken zu lösen. Vorne klappte es gut, doch am Hinterkopf hatte sie Schwierigkeiten.
    »Könntet Ihr mir behilflich sein?«, bat sie an Kylian gewandt.
    Kylian wirkte unangenehm berührt, doch er nickte und stellte sich hinter sie. Sicher wollte er ihr nichts abschlagen, um sie nicht aufzuregen.
    Zaghaft nahm er Strähne für Strähne zur Hand und zog die Zinken durch ihr Haar, löste die Knoten, bis sie in dunklen, seidigen Wellen über ihren Rücken fielen. Ellin bedankte sich.
    »Fühlt ihr Euch jetzt besser?«, fragte er. Seine Stimme klang belegt.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin sauber, doch ich fühle mich ausgelaugt.«
    Kylian musterte sie prüfend. »Es tut mir leid, dass Ihr wegen uns so viel erleiden musstet.«
    Sie seufzte resigniert. »Ihr seid nicht schuld an meinem Leid, ich wusste von vorneherein, dass nach meiner Flucht von der Felsenfestung kein sorgenfreies Leben auf mich wartet.«
    Ohne, dass sie es verhindern konnte, traten erneut Tränen in ihre Augen. Ein unterdrücktes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Sie sehnte sich nach Trost, nach starken Armen, die sie umfingen, Lippen, die ihr zuflüsterten, dass alles gut werden würde. Sie sehnte sich nach Kylian. Als spürte er ihr Sehnen, schlang er plötzlich die Arme um sie und zog sie zu sich heran. Sie legte den Kopf an seine Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf. Ihre Schultern zuckten, während immer neue Tränen aus ihren Augen quollen. Kylian stand still und hielt sie fest umschlungen, ließ sie nicht los. Je mehr sie sich beruhigte, umso deutlicher nahm sie seinen Herzschlag und die Wärme seines Körpers wahr und erkannte plötzlich, dass sie ihm noch nie so nahe gewesen war, und dann auch noch leicht bekleidet. Mit rot verweinten Augen sah sie zu ihm auf. Zögerlich hob sie ihre Hand und legte sie an seine Wange. Ihre Lippen prickelten. Ehe sie sich versah, presste er seinen Mund auf ihren, roh zuerst, fast brutal. Erst als er merkte, dass sie seinen Kuss erwiderte, entspannte er sich. Der Kuss wurde weich, seine Zungenspitze strich zärtlich über ihre Lippen, die sich ihm bereitwillig öffneten. Hitze strömte durch ihren Leib und veranlasste sie dazu, sich ganz nah an ihn zu drücken. Mehr, sie wollte mehr. So verzweifelt sie kurz zuvor noch gewesen war, so gierig war sie nun nach seinem Kuss.
    Ein leises Platschen schreckte sie auf. Jalo hatte sich an die Wasserstelle begeben, um seinen Durst zu stillen. Atemlos sahen sie einander an.
    »Bitte verzeiht«, sagte Kylian und trat zurück. »Ich wollte Euch nicht zu nahe treten. Die anderen werden sicher bald hier sein. Ist Euch kalt, wollt Ihr Euch am Feuer wärmen?«
    Hilflos versuchte er, die Stille mit Worten zu füllen.
    »Mir ist nicht kalt«, versicherte Ellin. »Und Ihr seid mir auch nicht zunahe getreten.«
    »Unsere Kleidung ist nass«, erwiderte er, ohne auf ihre Worte zu reagieren. »Ich muss sie zum Trocknen aufhängen.«
    Er wandte sich ab, stürmte zum Feuer und entkleidete sich bis auf das Hemd. Sorgfältig breitete er die Sachen neben dem Feuer aus. Ellin beobachtete ihn verwirrt. Warum benahm er sich so seltsam? Sie hatten sich doch nur geküsst. Mit den Fingerspitzen fuhr sie über ihre Lippen. Der erste Kuss ihres Lebens. Niemals hätte sie sich vorstellen können, welche Begehrlichkeiten er in ihr weckte. Süß und schmerzvoll zugleich.
    »Soll ich noch einmal nach Eurer Wunde sehen?«, fragte Kylian plötzlich. Es klang weniger wie ein Angebot als ein Befehl.
    »Jetzt?«, fragte Ellin erstaunt. »Warum? Sie ist gut verheilt«
    »Davon würde ich mich gerne selbst überzeugen.«
    Ein wenig zögerlich setzte sie sich neben das Feuer, schob das Hemd hoch und versuchte krampfhaft, nicht auf seine nackten Beine zu starren. Er betastete die rosa Narbe und bestätigte ihr, wie gut die Wunde verheilt war. Der Heilungsverlauf ihrer

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