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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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schnaubte fragend. Ich legte meine Hand über seine Nüstern und strich über seine Stirn. »Leb wohl, Frost«, flüsterte ich wehmütig und gab ihm einen Klaps. Er schüttelte seine Mähne und graste still weiter.
    Als die Sonne höher stieg, hatte ich mich schon ein gutes Stück vom Lager entfernt. Ich war mir nicht im Klaren, wie man auf meine Abwesenheit reagieren würde. Sie würden wohl kaum nach mir suchen. Dennoch hielt ich Ohren und Augen offen, während ich auf dem staubigen, ansteigenden Weg weiterging. Das Wäldchen lag hinter mir, jetzt begleiteten mich Weizenfelder. Wie weit mochte es wohl noch bis zur Kronenburg sein? Wenn ich wenigstens gewußt hätte, wie lange die Gehirnerschütterung mir mein Bewußtsein geraubt hatte und welche Strecke wir in dieser Zeit zurückgelegt hatten. Bei dem Gedanken an tagelange Märsche wurde ich weich in den Knien. Ich war beileibe noch nicht genesen, das merkte ich schon jetzt nach einigen wenigen Stunden Fußweg.
    Hinter mir rollten Räder auf der Straße – und es erklang dumpfer Hufschlag. Ich ging sicherheitshalber am Feldrain in Deckung. Einige bange Minuten später kam der vertraute bunte Karren in Sicht. Akim saß wie immer auf dem Bock, Ranan ritt nebenher und wandte pausenlos ihren Kopf von rechts nach links. Quinn und ihre braune Stute waren nicht zu sehen. Doch, jetzt tauchten sie auch aus der Senke auf. Kerzengrade saß Quinn im Sattel, die Zügel in ihrer einzigen Hand. Sie überholte Ranan und den Wagen und trabte voraus, außer Sicht. Der Wagen rollte behäbig an mir vorbei, das Biest warf noch einen hinterhältigen Blick auf das Gebüsch, in dem ich mich verbarg, und fort waren sie. Ich vergaß alle meine Vorsätze, legte den Kopf auf die Arme und weinte mich in unruhigen Schlummer.
    Die Glöckchen an meiner Kappe klingelten leise. In dunstiger Ferne sah ich einen himmelhohen, von Burgzinnen gekrönten Berg aufragen.
    »Du bist ein besserer Spieler geworden, mein Freund.«
    »Ich hatte eine gute Lehrerin.«
    »Dein letzter Zug war sehr geschickt. Du willst deine Figur am Zentrum vorbeiführen, habe ich recht?«
    Schweigen, die Ahnung eines Schmunzelns.
    »Nun gut. Du bist über die Angriffslinie gekommen, also habe ich das Recht, meinen Zug verfallen zu lassen und ein Pfand zu verlangen. Keine Angst, ich nehme nichts wirklich Wichtiges. Gib mir nur, was ohnehin versehrt ist: Gib mir seine Sprache.«
    »Aber ...«
    »Weigerst du dich? Du kannst ihn auch ohne Stimme seines Weges führen. Wenn du allerdings meinst, daß er eine Zunge benötigt – nun, in der Burg bekommt er sie sicher zurück. Glaubst du nicht auch, daß die gute Leonie mit ihren beschränkten Fähigkeiten das schaffen könnte?«
    Anerkennendes Lachen. »Du bist eine listige alte Spinne, Meisterin.« Würfel rollen. Nachdenkliches Schweigen.
    »Wem von uns gehören nun die Fremden?«
    »Keinem und beiden. Sie sind sehr schwer zu kontrollieren, alte Frau.«
    »Gut, daß du einen von ihnen schon beseitigt hast, Schüler. Dein Zug?«
    Ich konnte nicht lange geschlafen haben, denn die Sonne stand kaum eine Daumenbreite höher am Himmel, als ich erwachte. Ich rappelte mich schwerfällig wie ein alter Mann auf und schleppte mich weiter die Straße entlang. Gegen Mittag rastete ich im Schatten eines riesigen Blutahorns. Der harte Kanten Brot stillte nur sehr unzureichend meinen Hunger, und die zwei abgestandenen Schlucke Wasser, die sich noch in meinem Schlauch befanden, machten mich eher noch durstiger. Ich mußte mich dringend um Proviant kümmern, ehe ich weiterreiste. Ich stand auf und beschattete meine Augen mit der Hand. Hinter einem der Hügel meinte ich, den Rauch eines Herdfeuers sich kräuseln zu sehen. Ob es nun Täuschung war oder nicht, diese Richtung schien so aussichtsreich wie jede andere. Ich schulterte mein Bündel und stapfte los.
    Der Weg erwies sich als noch steiler und beschwerlicher, als ich befürchtet hatte. Noch bevor ich den Hügel erklommen hatte, war ich in Schweiß gebadet und außer Atem. Aber die Aussicht von der Hügelkuppe entschädigte mich für alles. Unten in der Senke lag einladend ein schmuckes Gehöft mit strohgedecktem Dach und weißgekalkten Mauern. Gegen Abend stolperte ich am Ende meiner Kräfte durch das Hoftor, wild verbellt von einem riesigen grauen Köter. Zu erschöpft, um mich zu ängstigen, blieb ich stehen und erwartete den Bauern oder seine Frau.
    Die grüngestrichene Tür öffnete sich, und eine rundliche Frau mit einem rosigen,

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