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Elsas Küche: Roman (German Edition)

Elsas Küche: Roman (German Edition)

Titel: Elsas Küche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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Stück Fleisch ab und führte es zum Mund ... Es war wunderbar zart! Ein Hauch von Wein breitete sich über Mund und Kehle. Sie kaute und schluckte und aß alles auf. Sie trank das Glas Weißwein aus. Was für ein Genuss!Ein Hochgenuss! Das Gericht begeisterte sie: Es war einfach, schmackhaft und vollkommen.
    Als der Küchenchef kam, um die Mittagsgerichte vorzubereiten, hatte sie gerade fertig gegessen. Er war überrascht, dass sie in der Gaststube saß.
    »Was machst du denn hier so früh?«, fragte er.
    »In der Küche ist noch was übrig für dich«, sagte sie und zeigte auf ihren Teller. »Probier mal!«
    Sie folgte ihm in die Küche. Er machte sich nicht die Mühe, das neue Gericht auf einem Teller anzurichten, sondern hob den Deckel, nickte anerkennend und langte zu.
    »Die Soße ist hervorragend«, sagte er. Er schnitt ein Stückchen Fleisch ab und probierte es. »Das Fleisch ist ganz zart! Wonach schmeckt das – nach Weißwein? Ich hab dir doch gesagt, du sollst es in Lake marinieren.«
    Elsa machte ein langes Gesicht. »Schmeckt es dir nicht?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Es ist hervorragend. Nur schmeckt mir Schweinefleisch in Lake besser.«
    Elsa schüttelte den Kopf.
    »Ich mariniere lieber mit Weißwein. Das ist raffinierter.«
    Der Küchenchef schüttelte den Kopf. »Einfache Salzlake. Ich koch’s dir irgendwann, dann wirst du sehen, was ich meine.«
    Sie sahen sich an, und Elsa zuckte die Schultern. Bevor er mehr davon essen konnte, nahm sie ihm die Pfanne weg und tat sich noch eine Portion auf den Teller. Dann zog sie sich in ihr Büro zurück und telefonierte weiter.
    »Ich finde Schweinefleisch in Lake einfach besser!«, rief er ihr nach. »Warum wirst du da so grätig?«
    Elsa machte ihre Bürotür zu.
    Sie erreichte eine frühere Kommilitonin, die meinte, sie solle das Kochinstitut anrufen. Elsa erinnerte sich an zweiDozenten, die in der Welt herumgekommen waren und ihr vielleicht helfen könnten. Sie wählte die Nummer der Schule und erfuhr, dass beide bereits pensioniert waren und dieselbe Telefonnummer hatten. Dass sie in Budapest zusammenlebten, überraschte Elsa. Sie sagten, sie freuten sich sehr über ihren Anruf, und Elsa lächelte, weil man sie in so guter Erinnerung hatte. Beide kamen ans Telefon und beglückwünschten sie zu ihrem zehnjährigen Erfolg. Der eine Dozent hatte sie Soßen kochen gelehrt, der andere Fleisch.
    »Dass Sie Erfolg haben, überrascht mich nicht. Sie waren eine meiner begabtesten Schüler«, sagte der Soßendozent.
    »Ich wusste, dass aus Ihnen etwas wird«, sagte der Fleischdozent.
    Sie dankte ihnen und lud sie zu einem Abendessen nach Délibáb ein. Sie habe da ein neues Gericht, das sie sofort probieren müssten. Beide sagten fürs Wochenende zu.
    Als sie am Samstag in ihr Restaurant kamen, zeigte sie ihnen die Küche und stellte sie ihrem Küchenchef vor. Nach einer Woche Streiterei wegen des Schweinefleischs in Salzlake hatte der Küchenchef höchst schlechte Laune und nickte den beiden Dozenten nur ganz kurz zu. Eigentlich ärgerte ihn noch etwas ganz anderes, nämlich dass Elsa seinen erneuten Heiratsantrag wieder einmal abgelehnt hatte.
    »So kann es nicht mehr weitergehen«, hatte er verkündet.
    »Für die Marinade nehmen wir nur Weißwein«, gab sie zur Antwort. »Pökellake verdirbt das Aroma. Sie schmeckt viel zu sehr vor. Außerdem ist sie zu ... popelig.«
    »Willst du mir nicht antworten, Elsa? Willst du mich nicht heiraten?«, entgegnete ihr der Küchenchef. »Außerdem verdirbt Lake gar nichts. Schweinefleisch wird immerin Lake gelegt. Das ist nicht popelig , sondern so macht man es eben.«
    »Das ist mein Rezept und mein Restaurant!«, sagte Elsa, und ihre Worte taten ihr sofort leid. Der Küchenchef verließ das Bett und zog sich an.
    »Wenn du das Schweinefleisch nicht in Lake willst, kann ich’s nicht ändern«, sagte er. »Ist in Ordnung. Ich mach es so, wie du es haben willst. Fürs Erste. Aber so geht es nicht weiter, Elsa, das muss dir klar sein.«
    Er sammelte seine Sachen ein – so viel er tragen konnte – und ging weg. Danach ließ er sich die ganze Woche lang nicht mehr blicken, traf sie nur bei der Arbeit und hantierte wütend in der Küche. Er lärmte mit den Töpfen und schrie die Köche an. Nur die neue Konditorin lächelte er an.
    Dennoch wusste Elsa, dass sie auf ihn zählen konnte. Als sie sich mit ihren ehemaligen Dozenten in der Gaststube zu Tisch setzte und der Kellner das Essen servierte, war sie froh, dass der

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