Elsas Küche: Roman (German Edition)
ausgezeichnetes Gericht«, sagte der Soßendozent.
»Und als Salat?«, fragte der Kritiker.
»Ein einfacher Gurkensalat«, erwiderte Elsa. »Angenehm leicht und frisch auf der Zunge.«
»Und als Nachtisch?«
»Quarksoufflé mit frischer, hausgemachter roter Johannisbeersoße.«
Der Kritiker blickte wieder freundlicher. Elsa merkte, dass er bereits seine Serviette zusammendrehte, und lächelte insgeheim.
»Gute Wahl«, sagte er. »Nun gut, geben Sie mir die Speisekarte. Die Vorspeise möchte ich mir nämlich selbst aussuchen. Aber ich muss sagen, dass mich Ihr Dillschweinefleisch wirklich fasziniert!«
Elsa nickte und reichte ihm die Speisekarte. Er las sie sorgfältig und legte sie dann vor sich auf den Tisch.
»Das hier«, sagte er. »Speck und kurz gebratene Gänseleber auf gebratenem Maisgries. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich das gerne probieren. Es klingt vielversprechend, und ich habe diese Kombination noch nie gekostet.«
»Es ist sehr herzhaft«, sagte Elsa. Sie dachte an den Küchenchef in Barcelona und lächelte in sich hinein. Dieser Kritiker war unberechenbar, doch im Grunde ein Bauer. Seine Bestellung gab sie persönlich an den Küchenchef weiter.
Der Küchenchef quittierte sie mit einem Nicken. Elsa überlegte, ob sie ihre Verspätung erklären sollte, doch sein Anblick machte sie wütend. Sie sah zu, wie er eine dünne Scheibe Gänseleber mit einem Streifen Speck anbriet. Die Köche unterbrachen ihre Arbeit, um die Polenta zuzubereiten. Sie nahmen ein Förmchen und kreierten aus dem abgekühlten Maisgries eine puckförmige Portion, die sie auf beiden Seiten bräunten und dann dem Küchenchef weiterreichten.Er richtete die glänzende Leber und den Speck darauf an und streute ein wenig Ziegenkäse darüber. Der Oberkellner holte das Gericht ab und servierte es dem Kritiker.
Elsa ging zurück in die Gaststube. Die Gäste amüsierten sich: Alle aßen und redeten. Elsa hätte sich gerne mit ihnen amüsiert, war aber nicht imstande dazu und sehnte sich geradezu danach, dass der Abend endlich vorbei war. Dann würde sie nach Hause gehen, duschen und sofort ins Bett fallen.
Sie sah zu, wie der Kritiker ein Stück von der Gänseleber mit dem Speck abschnitt und beides zusammen mit etwas Polenta auf seine Gabel platzierte. Er schob sie in den Mund und nickte. Er fummelte an seiner Serviette und ließ die Finger darübergleiten. Sie wartete, bis er sie zusammendrehte, und ging dann in die Küche zurück, um den Küchenchef abzulösen, der dabei war, das Fleisch für den Hauptgang anzubraten. Einer der Köche kochte die Klöße. In der Küche roch es herrlich, das musste Elsa zugeben. Sie schöpfte neue Hoffnung. Wegen der vielen Bestellungen herrschte ein reges Treiben – das Restaurant war bis auf den letzten Platz besetzt.
»Es ist bald fertig«, sagte der Küchenchef. »Wie ist er denn so?«
Elsa schüttelte den Kopf. »Furchtbar. Ganz furchtbar. Schlimmer, als ich dachte. Völlig unberechenbar und wahrscheinlich manisch-depressiv.«
»Ein Bissen hiervon wird ihn kurieren«, sagte der Küchenchef.
Elsa sah Dora an. »Wie ist der Nachtisch?«
Dora schmollte. Dass die beiden – das ehemalige Liebespaar – so nah beieinander standen und sich unterhielten,gefiel ihr gar nicht. Sie tat, als hätte sie die Frage nicht gehört.
»Dora«, sagte Elsa. »Wie ist der Nachtisch?«
»Mein Nachtisch ist immer ausgezeichnet«, war Doras knappe Antwort. »Wissen Sie, wir sind verlobt, und Sie sehen ihn heute zum letzten Mal.«
Elsa blickte an ihr hinauf. Dora blickte den Küchenchef an. Elsa erwiderte den Blick des Küchenchefs, der daraufhin errötete.
»Es stimmt«, sagte er.
Nach so kurzer Zeit?
»Wie wunderbar!«, brachte sie heraus und wandte sich dann ab. »Haben Sie den Salat fertig?«, fragte sie den Koch.
Es ist vorbei , dachte Elsa. Es ist alles vorbei – der Küchenchef geht und Dora ebenfalls. Ich kann neu anfangen, und in einer Stunde wird all das Vergangenheit sein. Sie war dankbar, dass sie es heil überstanden hatte.
Die fertige Schweinelende wurde mit der Dillsauce und den Klößen auf einem Teller angerichtet. Das Hauptgericht wurde nach Landessitte mit dem Salat serviert. Elsa übergab dem Oberkellner die Teller, und er trug sie in die Gaststube. Der Küchenchef folgte Elsa zur Tür.
»Elsa, es geht um die Schweinelende, zu der muss ich dir was erklären.«
Einer der beiden Köche blickte von seinem Arbeitsplatz auf.
Elsa blieb stehen und drehte sich um. »Sag’s
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