Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
Vom Netzwerk:
gab Jon in mehreren Schüben seinen Mageninhalt von sich, von Würgen und ersticktem Husten begleitet. Jesco bekam einige Spritzer ab und der Geruch ließ in ihm Übelkeit aufwallen. Jetzt kam der Zeitpunkt, wo er sich zumindest eine Sekunde lang fragte, warum er sich dies alles überhaupt antat. Doch im nächsten Moment war Jesco wieder bewusst, dass niemand sonst da war, der sich kümmern konnte. Und wenn Gott sich nicht um ihn gekümmert hätte, als kein Mensch mehr da war, der auch nur einen Finger für ihn rührte, dann wäre er heute noch genauso verletzt und getrieben wie damals. Heilung konnte nur geschehen, wenn jemand da war, der sich über den anderen erbarmte.
    So hielt er es aus, dass derjenige, der ihn eben noch hatte umbringen wollen, nun Teile seiner letzten Mahlzeit über ihn erbrach und dass sich ihm selbst der Magen dabei umdrehte. Als das Zittern und Würgen abebbte, wurde Jons Blick etwas klarer. Er schien Jesco zu erkennen, obwohl der alte Hass noch nicht in seinen Augen aufflackern wollte.
    Jesco wischte Jon mit dem Mantelärmel über den besudelten Mund.
    "Jon?" fragte er wiederum. "Hörst du mich?"
    Die Antwort war ein kaum hörbares, zwischen den Zähnen herausgepresstes "Ja ... Mistkäfer".
    "Meinst du, dass du aufstehen kannst?" erkundigte sich Jesco, das Schimpfwort ignorierend.
    "Ich... esse... deiner Eier zum ... Frühstück", knirschte Jon hörbar mühsam.
    "Na, herrlich", meinte Jesco. "Dir geht es also wieder gut."
    Hinter seinem Rücken wurde in dem Moment Hufschlag hörbar, der eindeutig von einem sehr schweren Pferd stammte. Es war leicht zu erraten, wer dort in kräftigem Trab an den Klippen entlang ritt. Jesco wandte sich von Jon ab und warf einen Blick hinter sich. Einer der beiden derben, stattlichen Kaltblüter Elisa Sleyvorns näherte sich in einem Tempo, das man diesen gewaltigen Tieren kaum zutraute. Bei diesem Anblick konnte man sich ausmalen, wie mittelalterliche Ritter auf ähnlichen Pferden breite Gassen in die Reihen der Feinde schlugen. Auf dem Rücken des breiten Falben saß, zierlich und mit losem Haar, Tadeya. Ihre braunen Locken flogen bei jedem Schritt des Pferdes auf und nieder.
    Einige Meter vor den beiden am Boden hockenden Männern zügelte sie das Pferd und warf einen Blick von weit oben auf sie herab.
    "Da steckst du ja", stellte sie in nüchternem Ton fest. "Lass mich raten: Hat dein Gott heute einen ausgegeben und Geld statt Manna regnen lassen?"
    Jesco konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "So ähnlich", sagte er.
    "Und dieser Kerl?" fragte sie. "Ist der auch vom Himmel gefallen? Kopfüber?"
    "Deya, du kennst das doch", meinte er. "Ich kann dir die ganze Geschichte erzählen, aber ich kann sie dir wie immer nicht erklären. Wir könnten diesen Mann auf dem Pferd zum Arzt bringen, was hältst du davon?"
    "Gut", stimmte sie zu. "Aber vergiss nicht, vorher das Manna einzusammeln."
     
     
     
     

------- ELISA  SLEYVORN -------
     
    Das kleine Gehöft lag ein gutes Stück außerhalb des Ortes und etwa eine halbe Stunde strammen Fußmarsches von Elisas Haus entfernt. Wie so oft verzichtete sie darauf, eines ihrer beiden Pferde für diesen Weg zu nehmen. Sie hielt sich die kräftigen Kaltblüter vor allem aus Freude an ihrer Robustheit und Stärke. Die Tiere täglich auf der großflächigen Weide bei ihren ruppigen Spielen oder beim ruhigen Grasen zu beobachten, bereitete ihr ein tiefes Behagen. Auch der Mann, der sich nach Auskunft des rothaarigen Robin, Robert Adlam nannte, schien einen Gefallen an starken Pferden zu haben. Er hatte seinen schwarzen Hengst auf dem Hof untergebracht, den Elisa hinter der nächsten Kurve bereits von Weitem erblicken konnte. Es handelte sich um ein über ein besonders schönes Tier; eine Mischung zwischen einem Kaltblut und einem temperamentvollen Kraftpaket, vielleicht einem Andalusier oder gar einem Araber.
    Elisa hatte gleich gewusst, wer dieser fremde Mann war, als er vor wenigen Wochen plötzlich hier auftauchte. Sie hatte ihn genau beobachtet. Auch er hegte ein sichtliches Interesse daran, sie kaum aus den Augen zu lassen. Sie wäre lieber nicht mit ihm konfrontiert worden, hatte aber über all die Jahre ständig damit gerechnet.
    Er suchte das Pferd täglich auf, um damit für etwa ein bis zwei Stunden vorzugsweise durch unbewohntes Gebiet zu reiten. Es waren ungestüme Ritte mit wenigen oder gar keinen Pausen. Die Bauersfrau sagte, dass das Pferd nach jedem Ausritt schweißnass war. Doch sein Besitzer versorgte

Weitere Kostenlose Bücher