Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
Vom Netzwerk:
Fall.«
    »Einen Au­gen­blick, mein Herr. Sie sind der Arzt?«
    »Ich ha­be die Ader ab­ge­bun­den, das ist al­les. Jetzt
brau­chen Sie nur noch auf die Am­bu­lanz zu war­ten.«
    »Einen Mo­ment, mein Herr! Ich muß Ih­ren Na­men
auf­schrei­ben. Es ist wich­tig, daß Sie Zeu­ge sind. Die Frau kann ster­ben.«
    »Sie wird nicht ster­ben.«
    »Das weiß nie­mand. Da ist noch die Fra­ge des
Scha­den­er­sat­zes.«
    »Ha­ben Sie ei­ner Am­bu­lanz te­le­fo­niert?«
    »Mein Kol­le­ge tut das. Stö­ren Sie mich jetzt nicht, sonst
dau­ert es noch län­ger.«
    »Die Frau ist halb­tot, und Sie wol­len weg«, sag­te ei­ner
der Ar­bei­ter vor­wurfs­voll zu Ra­vic.
    »Sie wä­re tot, wenn ich nicht da­ge­we­sen wä­re.«
    »Na al­so«, sag­te der Ar­bei­ter oh­ne sicht­ba­re Lo­gik. »Da
müs­sen Sie doch blei­ben.«
    Ein Ka­me­ra­ver­schluß tick­te. Ein Mann, der einen Hut trug,
der vorn auf­ge­schla­gen war, lä­chel­te. »Wür­den Sie noch ein­mal so tun, als
mach­ten Sie den Ver­band fest?« frag­te er Ra­vic.
    »Nein.«
    »Es ist die Pres­se«, sag­te der Mann. »Sie kom­men mit
hin­ein, mit Adres­se und Text: daß Sie die Frau ge­ret­tet ha­ben. Gu­te Re­kla­me.
Bit­te hier, so – das Licht ist so bes­ser.«
    »Ge­hen Sie zum Teu­fel!« sag­te Ra­vic. »Die Frau braucht
drin­gend ei­ne Am­bu­lanz. Der Ver­band kann nicht lan­ge so blei­ben. Se­hen Sie zu,
daß ei­ne Am­bu­lanz kommt.«
    »Al­les nach­ein­an­der, mein Herr«, er­klär­te der Po­li­zist.
»Ich muß erst ein­mal das Pro­to­koll fer­tig ha­ben.«
    »Hat der To­te dir schon ge­sagt, wie er heißt?« frag­te ein
halb­wüch­si­ger Jun­ge.
    »Ta gueu­le!« Der Po­li­zist spuck­te ihm vor die Fü­ße.
    »Fo­to­gra­fie­ren Sie es noch ein­mal von hier«, sag­te je­mand
zu dem Fo­to­gra­fen.
    »Warum?«
    »Da­mit man sieht, daß die Frau auf dem ab­ge­sperr­ten
Trot­toir war. Die Stra­ße war ge­sperrt. Se­hen Sie dort …«, er zeig­te auf ei­ne
schräg­ste­hen­de Lat­te mit der Auf­schrift: At­ten­ti­on! Dan­ger! »Neh­men Sie das so
auf, daß man es sieht. Wir brau­chen das. Scha­den­er­satz kommt nicht in Fra­ge.«
    »Ich bin Pres­se­fo­to­graf«, sag­te der Mann mit dem Hut
ab­leh­nend. »Ich fo­to­gra­fie­re nur, was ich für in­ter­essant hal­te.«
    »Aber das ist doch in­ter­essant! Was ist denn sonst
in­ter­essant? Mit dem Schild im Hin­ter­grund.«
    »Ein Schild ist nicht in­ter­essant. Ak­ti­on ist
in­ter­essant.«
    »Dann neh­men Sie es ins Pro­to­koll.« Der Mann tipp­te dem
Po­li­zis­ten auf die Schul­ter.
    »Wer sind Sie denn?« frag­te der är­ger­lich.
    »Ich bin der Ver­tre­ter der Bau­fir­ma.«
    »Schön«, sag­te der Po­li­zist. »Blei­ben Sie auch mal hier.
Wie hei­ßen Sie? Das müs­sen Sie doch wis­sen?« frag­te er die Frau. – Die Frau
be­weg­te die Lip­pen. Die Au­gen­li­der be­gan­nen zu flat­tern. Wie Schmet­ter­lin­ge,
wie tod­mü­de, graue Mot­ten, dach­te Ra­vic, und im glei­chen Mo­ment: ich Idi­ot! Ich
muß se­hen, daß ich ver­schwin­de!
    »Ver­dammt!« sag­te der Po­li­zist. »Viel­leicht ist sie
ver­rückt ge­wor­den. Das gibt Ar­beit! Und mein Dienst ist um drei zu En­de.«
    »Mar­cel«, sag­te die Frau.
    »Was? Au­gen­blick mal. Was?« Der Po­li­zist beug­te sich
wie­der hin­un­ter.
    Die Frau schwieg. »Was?« Der Po­li­zist war­te­te. »Noch
ein­mal! Sa­gen Sie das noch ein­mal!«
    Die Frau schwieg. »Sie mit Ih­rem gott­ver­damm­ten Ge­re­de«,
sag­te der Po­li­zist zu dem Ver­tre­ter der Bau­fir­ma. »Wie soll man da­bei sein
Pro­to­koll krie­gen?«
    In die­sem Au­gen­blick klick­te wie­der der Ver­schluß der
Ka­me­ra. »Dan­ke«, sag­te der Fo­to­graf. »Sehr le­ben­dig.«
    »Ha­ben Sie un­ser Zei­chen mit drauf?« frag­te der Ver­tre­ter
der Bau­fir­ma, oh­ne auf den Po­li­zis­ten zu hö­ren. »Ich be­stel­le so­fort ein hal­b­es
Dut­zend.«
    »Nein«, er­klär­te der Fo­to­graf. »Ich bin So­zia­list. Zah­len
Sie nur die Ver­si­che­rung, Sie jam­mer­vol­ler Jagd­hund der Mil­lio­näre.«
    Ei­ne Si­re­ne schrill­te. Die Am­bu­lanz. Dies ist der
Au­gen­blick, dach­te Ra­vic. Er mach­te vor­sich­tig einen Schritt. Aber der Po­li­zist
hielt ihn fest. »Sie müs­sen mit zur Wa­che

Weitere Kostenlose Bücher