Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
Vom Netzwerk:
Per­so­nen, oh­ne daß Ra­vic et­was ge­sagt hät­te.
    »Si­cher nicht. Da­für sind wir in Pa­ris. Hier ist Ihr
Kaf­fee. Ha­ben Sie Kopf­schmer­zen?«
    »Nein.«
    »Gut. Ich ha­be wel­che. Aber das ist in ei­ner Stun­de
vor­bei. Hier sind Bri­oches.«
    »Ich kann nichts es­sen.«
    »Doch, Sie kön­nen. Sie glau­ben bloß, Sie könn­ten nicht.
Ver­su­chen Sie es nur.«
    Sie nahm ein Bri­oche. Dann leg­te sie es wie­der hin. »Ich
kann wirk­lich nicht.«
    »Dann trin­ken Sie den Kaf­fee und rau­chen ei­ne Zi­ga­ret­te.
Das ist das Früh­stück der Sol­da­ten.«
    »Ja.«
    Ra­vic aß. »Sind Sie im­mer noch nicht hung­rig?« frag­te er
nach ei­ner Wei­le.
    »Nein.«
    Die Frau drück­te ih­re Zi­ga­ret­te aus. »Ich glau­be …«,
sag­te sie und ver­stumm­te.
    »Was glau­ben Sie?« frag­te Ra­vic oh­ne Neu­gier.
    »Ich soll­te jetzt ge­hen.«
    »Wis­sen Sie den Weg? Sie sind hier na­he der Ave­nue
Wa­gram.«
    »Nein.«
    »Wo woh­nen Sie?«
    »Im Ho­tel Ver­dun.«
    »Das ist we­ni­ge Mi­nu­ten von hier. Ich kann es Ih­nen
zei­gen, drau­ßen. Ich wer­de Sie oh­ne­hin am Por­tier vor­bei­brin­gen.«
    »Ja … aber das ist es nicht ...«
    Sie schwieg wie­der. Geld, dach­te Ra­vic. Geld, wie im­mer.
»Ich kann Ih­nen leicht aus­hel­fen, wenn Sie in Ver­le­gen­heit sind.« Er zog sei­ne
Brief­ta­sche her­vor.
    »Las­sen Sie das! Was soll das?« sag­te die Frau schroff.
    »Nichts.« Ra­vic steck­te die Brief­ta­sche wie­der ein.
    »Ent­schul­di­gen Sie …« Sie stand auf. »Sie wa­ren … ich muß
Ih­nen dan­ken … es wä­re … die Nacht … ich hät­te al­lein nicht ge­wußt...«
    Ra­vic fiel ein, was ge­sche­hen war. Er hät­te es lä­cher­lich
ge­fun­den, wenn sie ei­ne An­ge­le­gen­heit dar­aus ge­macht hät­te – aber daß sie ihm
dank­te, hat­te er nicht er­war­tet, und es war ihm viel un­an­ge­neh­mer.
    »Ich hät­te wirk­lich nicht ge­wußt«, sag­te die Frau. Sie
stand noch im­mer un­schlüs­sig vor ihm. Wes­halb geht sie nicht? dach­te er.
    »Aber jetzt wis­sen Sie …«, sag­te er, um et­was zu sa­gen.
    »Nein.« Sie sah ihn of­fen an. »Ich weiß es noch im­mer
nicht. Ich weiß nur, daß ich et­was tun muß. Ich weiß, daß ich nicht weg­lau­fen
kann.«
    »Das ist schon viel.« Ra­vic nahm sei­nen Man­tel. »Ich
wer­de Sie jetzt her­un­ter­brin­gen.«
    »Das ist nicht nö­tig. Sa­gen Sie mir nur …« Sie zö­ger­te
und such­te nach Wor­ten. »Viel­leicht wis­sen Sie … was man tun muß … wenn ...«
    »Wenn?« frag­te Ra­vic nach ei­ner Wei­le.
    »Wenn je­mand ge­stor­ben ist«, stieß die Frau her­vor und
brach plötz­lich zu­sam­men. Sie wein­te. Sie schluchz­te nicht, sie wein­te nur,
fast oh­ne Laut.
    Ra­vic war­te­te, bis sie ru­hi­ger wur­de. »Ist je­mand
ge­stor­ben?«
    Sie nick­te.
    »Ges­tern abend?«
    Sie nick­te wie­der.
    »Ha­ben Sie ihn ge­tö­tet?«
    Die Frau starr­te ihn an. »Was? Was sa­gen Sie da?«
    »Ha­ben Sie es ge­tan? Wenn Sie mich fra­gen, was Sie tun
sol­len, müs­sen Sie es mir sa­gen.«
    »Er ist ge­stor­ben!« schrie die Frau. »Plötz­lich ...«
    Sie ver­barg ihr Ge­sicht.
    »War er krank?« frag­te Ra­vic.
    »Ja.«
    »Hat­ten Sie einen Arzt?«
    »Ja … aber er woll­te nicht ins Kran­ken­haus ...«
    »War der Arzt ges­tern da?«
    »Nein. Vor drei Ta­gen. Er hat ihn … er schimpf­te auf den
Arzt und woll­te ihn nicht mehr ha­ben.«
    »Hat­ten Sie kei­nen an­de­ren da­nach?«
    »Wir wuß­ten kei­nen. Wir sind erst drei Wo­chen hier.
Die­sen hat­te der Kell­ner uns be­sorgt … und er woll­te ihn nicht mehr … er sag­te
… er glaub­te, er kön­ne es al­lein bes­ser ...«
    »Was hat er ge­habt?«
    »Ich weiß es nicht. Der Arzt sag­te Lun­gen­ent­zün­dung …
aber er glaub­te es nicht … er sag­te, al­le Ärz­te sei­en Be­trü­ger … und es war
auch bes­ser ges­tern. Dann plötz­lich ...«
    »Warum ha­ben Sie ihn nicht in ein Hos­pi­tal ge­bracht?«
    »Er woll­te nicht … er sag­te … er … ich wür­de ihn
be­trü­gen, wenn er fort wä­re … er … Sie ken­nen ihn nicht … es war nichts zu
ma­chen.«
    »Liegt er noch im Ho­tel?«
    »Ja.«
    »Ha­ben Sie dem Ho­tel­be­sit­zer ge­mel­det, was ge­sche­hen
ist?«
    »Nein. Als er plötz­lich still war … und al­les so still …
und sei­ne

Weitere Kostenlose Bücher