Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
Vom Netzwerk:
sanft rol­len­de Kopf, ins Jen­seits grin­send, der, als Ra­vic die
Kra­wat­te durch­schnitt, ge­gen Ruth Gold­berg fiel, so daß sie mit ei­nem Schrei
zu­rück­fuhr, die Ar­me losließ und der Kör­per mit schlen­kern­den Ar­men zur Sei­te rutsch­te
und ihr mit ei­ner gro­tesk clow­n­haf­ten Be­we­gung zu fol­gen schi­en.
    Ra­vic fing ihn auf und leg­te ihn mit Wie­sen­hoffs Hil­fe
auf den Fuß­bo­den. Er lös­te die Kra­wat­ten­sch­lin­ge und be­gann die Un­ter­su­chung.
    »Ins Ki­no«, plap­per­te Ruth Gold­berg. »Ins Ki­no hat er
mich ge­schickt. ›Ruth­chen‹, hat er ge­sagt, ›du hast so we­nig Un­ter­hal­tung;
warum gehst du nicht mal ins Théâtre Cour­cel­les, sie spie­len da einen
Gar­bo-Film, die Kö­ni­gin Chris­ti­ne; warum siehst du ihn dir nicht mal an? Nimm
einen gu­ten Platz, nimm Fau­teuil oder nimm Lo­ge; sieh es dir an, zwei Stun­den
’raus aus der Mi­se­re ist auch schon was‹, ru­hig und freund­lich hat er es ge­sagt
und mir die Ba­cken ge­tät­schelt, ›und nach­her ißt du ein Scho­ko­la­den- und
Va­nil­le­eis vor der Kon­di­to­rei am Parc Mon­ceau, tu dir mal was zu­gu­te,
Ruth­chen‹, hat er ge­sagt, und ich bin ge­gan­gen, und als ich zu­rück­ge­kom­men bin,
da ...«
    Ra­vic stand auf. Ruth Gold­berg brach ab. »Er muß es
gleich ge­macht ha­ben, nach­dem Sie ge­gan­gen sind«, sag­te er.
    Sie hielt die Fäus­te vor den Mund. »Ist er ...«
    »Wir wer­den noch et­was ver­su­chen. Künst­li­che At­mung
zu­nächst. Ver­ste­hen Sie et­was da­von?« frag­te Ra­vic Wie­sen­hoff.
    »Nein. Nicht viel. Et­was.«
    »Pas­sen Sie auf.«
    Ra­vic nahm die Ar­me Gold­bergs, zog sie zu­rück bis zum
Bo­den, preß­te sie dann vor­wärts bis zur Brust, und zu­rück, und wie­der vor­wärts.
Gold­bergs Keh­le be­gann zu ras­seln. »Er lebt!« schrie die Frau.
    »Nein. Das ist die zu­sam­men­ge­drück­te Luft­röh­re.«
    Ra­vic mach­te die Be­we­gung noch ein paar­mal vor. »So,
pro­bie­ren Sie es jetzt«, sag­te er zu Wie­sen­hoff.
    Wie­sen­hoff knie­te zö­gernd hin­ter Gold­berg nie­der. »Los«,
sag­te Ra­vic un­ge­dul­dig. »Neh­men Sie die Hand­ge­len­ke oder bes­ser die Un­ter­ar­me.«
    Wie­sen­hoff schwitz­te. »Stär­ker«, sag­te Ra­vic. »Pres­sen
Sie al­le Luft aus den Lun­gen.«
    Er wand­te sich an die Wir­tin. In­zwi­schen wa­ren mehr Leu­te
ins Zim­mer ge­kom­men. Er wink­te der Wir­tin, her­aus­zu­kom­men. »Er ist tot«, sag­te
er auf dem Kor­ri­dor. »Das drin­nen ist Un­sinn. Ein Ri­tu­ell, das ge­macht wer­den
muß, sonst nichts. Es wä­re ein Wun­der, wenn es noch ir­gend­was nütz­te.«
    »Was sol­len wir ma­chen?«
    »Das Üb­li­che.«
    »Ret­tungs­sta­ti­on? Ers­te Hil­fe? Das heißt zehn Mi­nu­ten
spä­ter die Po­li­zei.«
    »Die Po­li­zei müs­sen Sie oh­ne­hin an­ru­fen. Hat­ten die
Gold­bergs Pa­pie­re?« – »Ja. Gu­te. Paß und Car­te d’Iden­ti­té.«
    »Wie­sen­hoff?«
    »Auf­ent­halts­er­laub­nis. Ver­län­ger­tes Vi­sum.«
    »Gut. Dann sind sie in Ord­nung. Sa­gen Sie bei­den, nicht
zu er­wäh­nen, daß ich da war. Sie ist nach Hau­se ge­kom­men, hat ihn ge­fun­den,
ge­schri­en, Wie­sen­hoff hat ihn ab­ge­schnit­ten und hat künst­li­che At­mung ver­sucht,
bis die Am­bu­lanz kam. Kön­nen Sie das?«
    Die Wir­tin sah ihn mit ih­ren Vo­gelau­gen an. »Na­tür­lich.
Ich wer­de oh­ne­hin da­beiblei­ben, wenn die Po­li­zei kommt. Ich wer­de schon
auf­pas­sen.«
    »Gut.«
    Sie gin­gen zu­rück. Wie­sen­hoff war über Gold­berg ge­beugt
und ar­bei­te­te. Es wirk­te einen Mo­ment, als mach­ten bei­de Frei­übun­gen auf dem
Bo­den. Die Wir­tin blieb an der Tür ste­hen. »Mes Da­mes et Mes­sieurs«, sag­te sie.
»Ich muß die Ret­tungs­sta­ti­on an­ru­fen. Der Sa­ni­tä­ter oder Arzt, der von dort mit­kommt,
wird dann die Po­li­zei so­fort be­nach­rich­ti­gen müs­sen. Sie wird spä­tes­tens in
ei­ner hal­b­en Stun­de hier sein. Wer von Ih­nen kei­ne Pa­pie­re hat, packt bes­ser
so­fort sei­ne Sa­chen, zum we­nigs­ten das, was of­fen her­um­liegt, bringt es in die
Ka­ta­kom­be und bleibt un­ten. Es ist mög­lich, daß die Po­li­zei die Zim­mer
nach­sieht oder nach Zeu­gen fragt.«
    Der Raum leer­te sich so­fort. Die

Weitere Kostenlose Bücher