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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
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dem me­tal­li­schen Licht – und fing
sich und ar­bei­te­te ru­hig wei­ter.
    Er näh­te. Sei­ne Hän­de näh­ten. Die Wun­de schloß sich. Er
fühl­te, wie das Was­ser un­ter sei­nen Ar­men rann. Es lief an sei­nem Kör­per her­un­ter.
»Wol­len Sie fer­tignä­hen?« frag­te er Ve­ber.
    »Ja. Ist was los?«
    »Nein. Die Hit­ze. Nicht ge­nug ge­schla­fen.«
    Ve­ber sah Eu­ge­ni­ens Blick. »Kommt vor, Eu­ge­nie«, sag­te
er. »Selbst bei Ge­rech­ten.«
    Der Raum schwank­te einen Au­gen­blick. Ei­ne wil­de Mü­dig­keit.
Ve­ber näh­te wei­ter. Ra­vic half ihm au­to­ma­tisch. Sei­ne Zun­ge war dick. Der
Gau­men wie Wat­te. Er at­me­te sehr lang­sam. Mohn, dach­te et­was in ihm. Mohn in
Flan­dern. Of­fe­ner, ro­ter Bauch. Rot, of­fe­ne Mohn­blü­te, scham­lo­ses Ge­heim­nis,
Le­ben, so dicht un­ter Hän­den mit Mes­sern. Zu­cken, die Ar­me her­ab, ma­gne­ti­scher
Kon­takt, weit her von ei­nem fer­nen Tod. Ich kann nicht mehr ope­rie­ren, dach­te
er. Die­ses muß erst vor­bei sein.
    Ve­ber pin­sel­te den ge­schlos­se­nen Schnitt. »Fer­tig.«
    Eu­ge­nie kur­bel­te die Bei­ne der Ope­rier­ten her­un­ter. Lei­se
roll­te der Wa­gen hin­aus. »Zi­ga­ret­te?« frag­te Ve­ber.
    »Nein. Ich muß fort. Ha­be et­was zu er­le­di­gen. Ist noch
was zu tun hier?«
    »Nein.« Ve­ber sah Ra­vic ver­wun­dert an. »Wo­zu ha­ben Sie es
so ei­lig? Wol­len Sie nicht einen Ver­mouth-So­da oder sonst ir­gend et­was Küh­les
trin­ken?«
    »Nichts. Ich muß los! Wuß­te nicht, daß es schon so spät
war! Adieu, Ve­ber.«
    Er ging rasch hin­aus. Ta­xi, dach­te er drau­ßen. Ta­xi,
schnell. Er sah einen Ci­troën kom­men und hielt ihn an. »Zum Ho­tel ›Prin­ce de
Gal­les‹! Rasch!«
    Ich muß Ve­ber sa­gen, daß er ein paar Ta­ge oh­ne mich
aus­kom­men muß, dach­te er. Es geht so nicht. Ich wer­de ver­rückt, wenn ich
wäh­rend der Ope­ra­ti­on plötz­lich den­ke, daß Haa­ke ge­ra­de jetzt an­ru­fen könn­te.
    Er zahl­te das Ta­xi und ging durch die Hal­le. Es schi­en
end­los zu dau­ern, bis der Auf­zug kam. Er ging den brei­ten Kor­ri­dor hin­ab und
schloß das Zim­mer auf. Das Te­le­fon. Er hob den Hö­rer ab, als sei er ein
schwe­res Ge­wicht. »Hier ist von Horn. Hat je­mand für mich an­ge­ru­fen?«
    »Einen Au­gen­blick, mein Herr.«
    Ra­vic war­te­te.
    Die Stim­me der Te­le­fo­nis­tin kam zu­rück. »Nein. Kein
An­ruf.«
    »Dan­ke.«
    Mo­ro­sow er­schi­en nach­mit­tags. »Hast du ge­ges­sen?«
frag­te er.
    »Nein. Ich ha­be auf dich ge­war­tet. Wir kön­nen zu­sam­men
hier es­sen.«
    »Un­sinn. Wür­de auf­fal­len. Nie­mand ißt in Pa­ris in sei­nem
Zim­mer, wenn er nicht krank ist. Geh es­sen. Ich blei­be hier. Um die­se Zeit
te­le­fo­niert nie­mand. Je­der ißt. Ge­hei­lig­ter Brauch. Soll­te er trotz­dem an­ru­fen,
bin ich dein Va­let, neh­me sei­ne Num­mer und sa­ge, du wä­rest zu­rück in ei­ner
hal­b­en Stun­de.«
    Ra­vic zö­ger­te. »Gut«, sag­te er dann. »Ich wer­de in
zwan­zig Mi­nu­ten zu­rück sein.«
    »Laß dir Zeit. Du hast lan­ge ge­nug ge­war­tet. Wer­de jetzt
nicht ner­vös. Gehst du zu Fou­quet’s?«
    »Ja.«
    »Laß dir von dem of­fe­nen 37er Vouvray ge­ben. Ha­be ihn
ge­ra­de ge­habt. Ers­te Klas­se.«
    »Gut.«
    Ra­vic fuhr hin­un­ter. Er über­quer­te rasch die Stra­ße und
ging die Ter­ras­se ab. Dann ging er durch das Re­stau­rant. Haa­ke war nicht da. Er
setz­te sich an einen lee­ren Tisch an der Ave­nue Ge­or­ge V. und be­stell­te boe­uf à
la mo­de, Sa­lat, Zie­gen­kä­se und ei­ne Ka­raf­fe Vouvray.
    Er be­ob­ach­te­te sich, wäh­rend er aß. Er zwang sich zu
schme­cken, daß der Wein leicht und et­was sprit­zig war. Er aß lang­sam, er
schau­te um­her, er sah den Him­mel wie ei­ne blaue Sei­den­fah­ne über dem Arc de
Triom­phe hän­gen, er be­stell­te noch einen Kaf­fee, er spür­te den bit­te­ren
Ge­schmack, er zün­de­te sich lang­sam ei­ne Zi­ga­ret­te an, er woll­te sich nicht
ei­len, er saß noch ei­ne Wei­le, er be­trach­te­te die Men­schen, die vor­über­gin­gen,
dann stand er auf und ging zum »Prin­ce de Gal­les« hin­über und hat­te al­les
ver­ges­sen.
    »Wie war der Vouvray?« frag­te Mo­ro­sow.
    »Gut.«
    Mo­ro­sow hol­te ein

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