E.M. Remarque
was?» fragt er.
«Nein.
Aber die Maschine wird rostig von deinem Blut. Wir werden deine Flosse mit
Alkohol waschen, Jod draufschmieren und sie verbinden.»
«Jod?
Tut das nicht weh?»
«Es
beißt eine Sekunde. So, als ob deine Hand einen sehr scharfen Schnaps trinkt.»
Der
kleine Mann reißt seine Hand weg. «Den Schnaps trinke ich lieber selbst.»
Er
holt ein nicht zu sauberes Taschentuch hervor, wickelt es um die Pfote und
greift nach der Flasche. Karl grinst. Dann sieht er umher und wird unruhig. «Wo
ist der Dicke?»
Keiner
weiß es. «Vielleicht hat er sich dünne gemacht», sagt jemand und bekommt einen
Schluckauf vor Lachen über seinen Witz.
Die
Tür öffnet sich. Der Dicke erscheint; waagerecht vornübergebeugt stolpert er
herein, hinter ihm, im lachsfarbenen Kimono, Frau Beckmann. Sie hat ihm die
Arme nach hinten hochgedreht und stößt ihn in die Werkstatt. Mit einem
kräftigen Schubs läßt sie los. Der Dicke fällt vornüber in die Abteilung für
Damenschuhe. Frau Beckmann macht eine Bewegung, als stäube sie sich die Hände
ab, und geht hinaus. Karl Brill tut einen riesigen Satz. Er zerrt den Dicken
hoch. «Meine Arme!» wimmert der verschmähte Liebhaber. «Sie hat sie mir
ausgedreht! Und mein Bauch! Oh, mein Bauch! Was für ein Schlag!»
Er
braucht uns nichts zu erklären. Frau Beckmann ist ein ebenbürtiger Gegner für
Karl Brill, den Winterschwimmer und erstklassigen Turner, und hat ihm bereits
zweimal einen Arm gebrochen, ganz zu schweigen von dem, was sie mit einer Vase
oder einem Schüreisen anrichten kann. Es ist noch kein halbes Jahr her, daß
zwei Einbrecher von ihr nachts in der Werkstatt überrascht wurden. Beide lagen
hinterher wochenlang im Krankenhaus, und einer hat sich nie von einem Hieb mit
einem eisernen Fußmodell über den Schädel erholt, bei dem er gleichzeitig ein
Ohr verlor. Er redet wirr seitdem.
Karl
schleppt den Dicken ans Licht. Er ist weiß vor Wut, aber er kann nichts mehr
tun – der Dicke ist fertig. Es ist, als wolle er einen schwer Typhuskranken
verprügeln. Der Dicke muß einen fürchterlichen Schlag in die Organe erhalten
haben, mit denen er sündigen wollte. Er ist unfähig zu gehen. Karl kann ihn
nicht einmal rauswerfen. Wir legen ihn in den Hintergrund auf das Abfalleder.
«Das
Schöne bei Karl ist, daß es immer so gemütlich ist», sagt jemand, der versucht,
das Klavier mit Bier zu tränken.
Ich
gehe
durch die Große Straße nach Hause. Mein Kopf schwimmt; ich habe zuviel
getrunken, aber das wollte ich auch. Der Nebel treibt über die vereinzelten
Lichter, die noch in den Schaufenstern brennen, und webt goldene Schleier um
die Laternen. Im Fenster eines Schlächterladens blüht ein Alpenrosenstock neben
einem geschlachteten Ferkel, dem eine Zitrone in die blasse Schnauze geklemmt
worden ist. Würste liegen traulich im Kreise herum. Es ist ein Stimmungsbild,
das Schönheit und Zweck harmonisch vereint. Ich stehe eine Zeitlang davor und
wandere dann weiter.
Auf
dem dunklen Hof pralle ich im Nebel gegen einen Schatten. Es ist der alte
Knopf, der wieder einmal vor dem schwarzen Obelisken steht. Ich bin mit voller
Wucht gegen ihn gerannt, und er taumelt und schlingt beide Arme um den
Obelisken, als wolle er ihn erklettern. «Es tut mir leid, daß ich Sie gestoßen
habe», sage ich. «Aber weshalb stehen Sie auch hier? Können Sie Ihre Geschäfte
denn wirklich nicht in Ihrer Wohnung erledigen? Oder, wenn Sie schon ein
Freiluftakrobat sind, warum nicht an einer Straßenecke?»
Knopf
läßt den Obelisken los. «Verdammt, jetzt ist es in die Hose gegangen», murmelt
er.
«Das
schadet Ihnen nichts. Nun erledigen Sie den Rest meinetwegen schon hier.»
«Zu
spät.»
Knopf
stolpert zu seiner Tür hinüber. Ich gehe die Treppen hinauf und beschließe,
Isabelle von dem Geld, das ich bei Karl Brill gewonnen habe, morgen
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