E.M. Remarque
Naturfelsen?»
Mir
setzt einen Augenblick der Atem aus. «Wenn Sie so etwas wollen», sage ich dann,
«dann habe ich etwas ganz Besonderes. Etwas Klassisches! Einen Obelisken!»
Es
ist ein Schuß in die Nacht, das weiß ich; aber mit plötzlich vor Jagdfieber
eifrigen Fingern suche ich die Zeichnung des Veteranen hervor und lege sie auf
den Tisch.
Die
Damen schweigen und studieren. Ich halte mich zurück. Es gibt manchmal ein
Finderglück – im Anfang oder am Schluß, wo einem mit der Kinderhand Dinge
gelingen, an denen Spezialisten verzweifelt sind. Fritzi lacht plötzlich.
«Eigentlich nicht schlecht für das Pferd», sagt sie.
Die
Puffmutter grinst ebenfalls. «Was kostet das Ding?»
Der
Obelisk hat, solange ich im Geschäft bin, nie einen Preis gehabt, da jeder
wußte, daß er unverkäuflich war. Ich kalkuliere rasch. «Tausend Mark
offiziell», sage ich. «Für euch, als Freunde, sechshundert. Ich kann mir
erlauben, diesen Schandpreis zu machen, da heute ohnehin mein letzter Tag im
Büro ist – sonst würde ich entlassen. Barzahlung natürlich! Und die Inschrift
extra.»
«Warum
eigentlich nicht?» sagt Fritzi.
«Von
mir aus!» Die Puffmutter nickt.
Ich
traue meinen Ohren nicht. «Also abgemacht?» frage ich.
«Abgemacht»,
erwidert die Puffmutter. «Wieviel sind sechshundert Mark in Gulden?»
Sie
beginnt, die Scheine abzuzählen. Aus der Kuckucksuhr an der Wand schießt der
Vogel und ruft die Stunde aus. Es ist sechs Uhr. Ich stecke das Geld ein. «Ein
Gedächtnisschnaps», sagt die Puffmutter. «Für Malwine. Morgen früh wird sie
beerdigt. Wir brauchen das Lokal wieder für morgen abend.»
«Schade,
daß ich nicht zur Beerdigung bleiben kann», sage ich.
Wir
trinken alle einen Kognak mit einem Schuß Pfefferminzschnaps. Die Puffmutter
wischt sich die Augen. «Es geht mir nahe», erklärt sie.
Es
geht uns allen nahe. Ich stehe auf und verabschiede mich.
«Georg
Kroll wird das Denkmal setzen lassen», sage ich.
Die
Damen nicken. Ich habe nie soviel Treu und Glauben gesehen wie hier. Sie winken
aus den Fenstern. Die Doggen bellen. Ich gehe rasch den Bach entlang der Stadt
zu.
«Was?»
sagt Georg. «Unmöglich!»
Ich
ziehe schweigend die Gulden hervor und breite sie auf dem Schreibtisch aus.
«Was hast du dafür verkauft?» fragt er.
«Warte
einen Augenblick.»
Ich
habe eine Fahrradklingel gehört. Gleich darauf ertönt ein gebieterisches
Räuspern vor der Tür. Ich raffe die Scheine zusammen und stecke sie wieder in
die Tasche. Heinrich Kroll erscheint in der Tür, die Hosensäume leicht mit
Straßenschmutz bekleckert. «Nun», frage ich. «Was verkauft?»
Er
starrt mich giftig an. «Gehen Sie mal ‚raus und verkaufen Sie! Bei der Pleite.
Kein Mensch hat Geld! Und wer ein paar Mark hat, hält sie fest!»
«Ich
war draußen», erwidere ich. «Und ich habe verkauft.»
«So?
Was?»
Ich
drehe mich so, daß ich beide Brüder im Auge habe, und sage: «Den Obelisken.»
«Quatsch!»
sagt Heinrich kurz. «Machen Sie Ihre Witze doch in Berlin!»
«Ich
habe mit dem Geschäft hier zwar nichts mehr zu tun», erkläre ich, «da ich heute
mittag um zwölf Uhr meinen Dienst beendet habe. Trotzdem lag mir daran, Ihnen
mal zu zeigen, wie einfach es ist, Denkmäler zu verkaufen. Direkt eine
Ferienbeschäftigung.»
Heinrich
schwillt an, hält sich aber mit Mühe. «Gottlob, wir brauchen diesen Unsinn
nicht mehr lange anzuhören! Gute Reise! In Berlin wird man Ihnen schon die
Flötentöne beibringen.»
«Er
hat den Obelisken tatsächlich verkauft, Heinrich», sagt Georg.
Heinrich
starrt ihn ungläubig an. «Beweise!» faucht er dann.
«Hier!»
sage ich und lasse die Gulden flattern. «Sogar Devisen!»
Heinrich
glotzt. Dann hascht er nach einem der Scheine, dreht ihn um und prüft, ob er
echt sei. «Glück», knirscht er schließlich hervor. «Blödes
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