Emil

Weg durchs Meer, aus dem er am anderen Ufer wieder trocken hervorkam, und, wie eine Nadel einen Stoff, nähte er Wände und Mauern zusammen, ganze Städte verschwanden, als hätte es sie nie gegeben. Dann ertönte in der Ferne in einem fremden Haus ein kurzes Läuten. Jemand ging ans Telefon, hob ab.
    Er sah die Wände an, als könnte er hindurch sehen. Jeden Tag gab er ihn weg. Jeden Tag. Jeden Tag.
    In einem immer wiederkehrenden Traum rief man ihn an und fragte: Na, kommst du? Er schaute auf die Uhr und sah, dass er bereits etwas zu spät dran war.

Joel
    Bei der Adresse, die er vom Vermittler bekommen hatte, Levinsky-Straße 117, stieg er aus dem Taxi. In seiner Hosentasche war der Ausdruck der E-Mail, die ihm die Eltern geschickt hatten.
    Er fand sich dem Haus gegenüber. Hob seine Augen zur Brücke. Die Brücke kannte er gut. Das Haus hatte er noch nie bemerkt.
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. Über der Tür zum Laden prangte eine große, zeigerlose Uhr. Fünf nach zehn? Wohl Königreich der Gabel? Seltsam, seltsam.
    Er betrat den neuen Busbahnhof. Überall waren Backwaren und T-Shirts ausgelegt. In einem Buchladen erblickte er ein international gerühmtes Meisterwerk der hebräischen Literatur, eingeklemmt unter Dutzenden anderer auf dem Boden gestapelter Bände. An den Inhalt des Buches konnte er sich nicht erinnern, war sich nur sicher, dass es etwas mit der Armee, mit einem der Kriege zu tun hatte, israelische Geschichte, wie sie noch nie erzählt worden ist … Und als er sich bücken wollte, um das Buch hervorzuziehen, war es ihm, als sähe er auf Ebene 5 den Vater vorbeigehen, in der Hand einen schwarzen Instrumentenkasten. Joel trat an einen Schawarma-Stand. Mit allem?, fragte der Verkäufer und öffnete das Fladenbrot. Er hörte es nicht. Seine Augen verfolgten den Rücken des sich entfernenden Mannes. Schon war das Fladenbrot mit Hummus bestrichen und mit Salaten gefüllt. War er das? Er versuchte, einen besseren Sichtwinkel zu finden, doch der Mann war verschwunden.
    Er wollte schon hinaus. Zu ihnen gehen. Plötzlich fiel ihm ein, dass er irgendein kleines Geschenk mitbringen sollte … wie unangenehm … er konnte doch beim ersten Besuch nicht mit leeren Händen kommen?
    Ein Geschenk, ein Geschenk. Er beruhigte sich, rundherum gab es ja eine Menge Läden. Irgendwas würde er schon finden. Er begann Ausschau zu halten. T-Shirts? Heiße Teigtaschen? Ein Parfüm vielleicht für die Mutter? Und für den Vater das After-Shave mit dem Krokodil? Nein, das war zu billig. Alles Fälschungen. Eine mit Steinen besetzte Uhr? Vielleicht Bücher? Vielleicht eine Torte? Wie lächerlich, dachte er. Du wirst ihnen doch keine Torte bringen. Einen Lüster? Ein Dampfbügeleisen? Einen Akku-Staubsauger fürs Auto? Einen Gemüsezerkleinerer? Ein Messerset? Magnete für den Kühlschrank? Einen MP3-Player mit buntem Gehäuse? Seine Augen glitten über alle Geschenke. Einen Grillanzünder? Ein Allzweckreinigungsmittel? Ein pelzumhülltes Trinkglas fürs Auto? Das Wundertuch für den Boden? Thermometer für die Stirn? Vier silberne Kugeln, die aneinanderstoßen? Auch Duftöle gab es … vielleicht ein versenkbares Riesenfeuerzeug?
    Über mehrere Rolltreppen verließ er den Busbahnhof an der Anfangshaltestelle der Linie 27. Von hier sahen die drei Bürotürme in der Nähe seiner Wohnung klein und fern aus. Als der Bus losfuhr, bot sich Joel freie Sicht auf die Wohnung. Er sah die Fensterläden. Die obere Brücke des Busbahnhofs verlief wenige Meter vor dem Fenster mit den verschlossenen Läden im dritten Stock. Er war sich völlig sicher, dass sie dort wohnten. Es war das einzige Fenster mit zugezogenen Läden.

    Sie saßen an einem Holztisch, den [ ] für das Kind gebaut hatte, als [ ] noch schwanger war. Manchmal stießen sie an die winzigen Stühle, stolperten darüber, und dann sagte sie, es reicht, wirf sie weg, sie stehen im Weg, eine richtige Falle, lauter blaue Flecken habe ich davon schon an den Beinen, es reicht. Wie ein Hund, den jemand von der Straße aufgelesen hat und der einem in die Wade beißt.
    Das Geschenk lag in der Verpackung auf einer Art Regal. Joel lehnte sich an die Fensterläden. Ich verstehe nicht, warum Sie am Meer davongelaufen sind. Mich so stehenzulassen? Plötzlich tauchte eine Katze neben ihm auf, schmiegte sich an