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Emily, allein

Emily, allein

Titel: Emily, allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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gelaufen. Sie kümmerte sich nicht um die gegenüberliegende Ecke, sondern trug das, was sie hatte, nach oben, ein Stück nach dem anderen. Rufus, der die Kellertreppe scheute, wartete oben auf sie, und als sie alles im Subaru verstaut hatte, wartete er an der Hintertür.
    «Ja», sagte sie, «danke für deine Hilfe. Nein, Boobus, da willst du bestimmt nicht mitkommen. Du kannst mir glauben, das wird kein Spaß. Leg dich hin. In einer Stunde bin ich wieder da.» Sie küsste ihn auf den Kopf und schickte ihn weg, horchte auf das Getrappel seiner Krallen auf der Treppe. «Los, geh rauf», sagte sie, und er gehorchte.
    Wenn man für den Basar spendete, hatte das den Vorteil, dass man sah, was die anderen Leute hervorgekramt hatten, bevor die Öffentlichkeit es sich anschauen konnte - eigentlich ein nutzloses Privileg, da sie nichts mehr sammelte. Teils befriedigte es bloß ihre Neugier, teils diente es ihr als Bestätigung. Wenn sie vor dem ganzen Plunder stand, war sie dankbar, ihre Sachen bereits los zu sein. Über den Speisesaal verteilt wie der Schatz einer archäologischen Ausgrabung breitete sich der Müll einer Zivilisation aus, die sich der Freizeit verschrieben zu haben schien: Gartenstühle, Fondue-Sets und Heimtrainer, Kinderskier und Holztennisschläger, die noch in ihrem mit Flügelschrauben befestigten Spanner steckten, Herb-Alpert-Schallplatten und vergessene Bestseller, aus der Mode gekommene Kassettenrecorder, Fernseher und Videorecorder. Vieles im Leben, so konnte man anhand dieser Gegenstände vermuten, war bloß Zeitverschwendung, doch auf den Klapptischen erkannte sie auch Sachen wieder, die sie an bedeutsame Ereignisse aus ihrem eigenen Leben erinnerten - den Luftbefeuchter, den sie neben Margarets und Kenneths Bett auf einen Stuhl stellte, wenn sie Bronchitis hatten, oder zumindest eine ganz gute Kopie davon; einen Coleman-Campingkocher, der so ähnlich aussah wie der, auf dem Henry ihnen beim Zelten morgens immer Kaffee gekocht hatte, als sie noch keine Kinder hatten, chemisch gereinigte Schlafsäcke, angeschlagene Bowlenschüsseln, futuristische Höhensonnen. Irgendwie war es tröstlich, auf den gleichen, mit einer riesigen Orangenscheibe verzierten Saftkrug aus den siebziger Jahren zu stoßen, als könnte er, wie eine von Piatons idealen Formen, nie völlig verschwinden. Gegen ihren Willen ergriff sie das an einem Faden hängende Preisschildchen und konnte dem Kauf nur widerstehen, indem sie davonging.
    Mehrere Kühlboxen, darunter auch eine, die noch neuer aussah, mit im Deckel eingelassenen Getränkehaltern, und mehrere teure Gepäcksets standen zur Auswahl. Sie musterte sie, als stünden sie in Konkurrenz zu ihren eigenen Koffern. Die freiwilligen Helfer von der Altargilde hatten ihr Gepäck noch nicht ausgestellt, und statt zu warten, um zu sehen, wie viel sie dafür verlangten, verabschiedete sie sich und sagte sich auf dem Heimweg, dass es egal sei.

Dasselbe sagte sie sich auch am nächsten Sonntag, als die Koffer nicht verkauft wurden und die Jugendgruppe sie zusammen mit den anderen Überbleibseln in einen Container warf, bevor alles abtransportiert wurde und auf einer Mülldeponie landete. Sie hatte die Koffer aus freien Stücken weggegeben, froh, sie aus dem Haus zu haben. Was aus ihnen wurde, lag nicht in ihrer Hand, doch als sie sich vorstellte, wie sie unter immer höheren Müllschichten zerquetscht wurden, begriff sie, dass alles ihre Schuld war, und wenn sie sich jetzt in den Keller hinunterwagte, um einen Pappkarton oder einen Schraubenzieher von Henrys Werkbank zu holen, wurde sie, statt stehenzubleiben und zu bewundern, wie viel Platz sie geschaffen hatte, immer daran erinnert, wie viel sie verloren hatte, und eilte wieder nach oben.
     
    Unschuldige Opfer
     
    Emily pflichtete Arlene bei, dass die Post-Gazette in letzter Zeit immer mehr besorgniserregende Artikel brachte, als ginge es mit der Stadt von Tag zu Tag weiter bergab. In dem Artikel, der ihre jüngste Diskussion ausgelöst hatte, während sie sich im Eat ‘n Park mit einem Kaffee aufwärmten, ging es um eine Fünfzehnjährige aus Brushton, die ihre Rivalin aus dem Feld geschlagen hatte, indem sie auf der Party zu ihrem sechzehnten Geburtstag das Feuer auf sie eröffnete. Drei Mädchen waren tot, drei weitere lagen im Children’s Hospital und befanden sich in kritischem Zustand. Arlene kannte eine der Familien, falls der Vater derselbe Shawn Booker war, der ihr vor Augen stand. Er sei ihr Schüler gewesen, ach,

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