Emma und der Rebell
könnte.
Um ihm
nicht ihre Angst zu zeigen, straffte sie die Schultern und zwang sich, ganz
langsame Schritte zu machen, als sie sich von ihm entfernte, obwohl ihr
Instinkt sie dazu drängte, davonzurennen, so schnell sie konnte.
Im Ballsaal
stellte sie zu ihrer großen Enttäuschung fest, daß Steven nicht auf sie
gewartet hatte, sondern mit Joellen tanzte. Als Emma ihn mit ihr plaudern und
lachen sah, wandte sie sich ab, verließ das Hotel und ging nach Hause.
Erst auf
Chloes Veranda gestattete sie sich zu weinen.
Als sie
eine Hand auf ihrem Ellbogen spürte, zuckte sie zusammen und öffnete schon den
Mund, um zu schreien, aber dann erkannte sie Steven.
»Du hast es
ihm erzählt«, sagte er ruhig und setzte sich neben sie.
Emma entzog
ihm ihren Arm; sie war es leid, angefaßt, herumgeschubst und erschreckt zu
werden. »Ja«, versetzte sie gereizt. »Und er hat es nicht gut aufgenommen.«
»Das kann
ich ihm nicht verübeln. Eine Frau wie dich verliert ein Mann nicht gern«,
erwiderte Steven und zog sie in die Arme.
»Steven,
ich bin wirklich müde und ...«
Er brachte
sie mit einem Kuß zum Schweigen, und Emma schlang sehnsüchtig die Arme um
seinen Hals. Als seine Zungenspitze zwischen ihre Lippen glitt, gewährte sie
ihr Einlaß, und er strich zärtlich mit dem Daumen über ihre Brust, bis ihre
Spitzen sich steil aufrichteten. Eine träge Hitze breitete sich in Emmas
Gliedern aus, und sie hätte nichts lieber getan, als sich auf der
Verandaschaukel auszustrecken und sich Steven rückhaltlos hinzugeben. Aber so
unvermittelt sein Kuß begonnen hatte, so plötzlich zog Steven sich von ihr
zurück, hielt Emmas Schultern fest und musterte sie prüfend im schwachen Mondlicht.
Dann berührte er mit dem Zeigefinger die gerötete Stelle an ihrem Hals, wo
Fulton sie geküßt hatte. »Was ist passiert?«
Zuerst
wandte Emma den Kopf ab, dann schaute sie Steven offen in die Augen. »Fulton
war ein bißchen ... aufdringlich.«
»Tatsächlich?«
entgegnete Steven ruhig, aber um seinen Mund erschien ein seltsam hartes
Lächeln.
Unwillkürlich
senkte Emma ihren Blick auf den Colt an seiner Hüfte. »Legst du das Ding
eigentlich nie ab?«
»Doch,
Madam«, erwiderte Steven schmunzelnd. »Wenn ich ins Bett gehe.« Er nahm Emmas
Zopf in die Hand und zupfte spielerisch daran. »Ich breche morgen schon sehr
früh auf. Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden.«
Obwohl Emma
wußte, daß er in zwei Wochen zurück sein würde, wurde sie so traurig, als ob er
für immer gehen würde. Aber sie überspielte es, indem sie sagte: »Glaub bloß
nicht, daß es mir etwas ausmacht. Ich freue mich, wenn du fort bist.«
Steven
lachte. »Natürlich, Emma«, stimmte er spöttisch zu. »Aber ich wage zu
behaupten, daß du auch sehr froh sein wirst, mich wiederzusehen. Vielleicht
bringe ich dich dann wieder zur Insel hinüber und verführe dich mitten in einem
Margeritenfeld.«
Die
Erinnerungen, die seine Worte heraufbeschworen, trieben Emma das Blut in die
Wagen. Sie biß sich auf die Lippen und schaute ihn mit hilfloser Verzweiflung
an.
»Zwei
Wochen sind keine lange Zeit«, sagte er beruhigend und zog sie in die Arme.
»Außerdem wird es schon Sommer sein, wenn ich nach Hause komme.«
Emma
erschauerte, als sie sich vorstellte, in einer lauen Sommernacht mit Steven
auf einer mondbeschienenen Wiese zu liegen und von ihm geküßt und liebkost zu
werden ...
»Nächstes
Mal wird es noch schöner für dich sein«, fuhr er heiser fort. »Du wirst keine
Schmerzen mehr haben und noch viel mehr Vergnügen dabei empfinden, als du dir
vorstellen kannst.«
Emma
schaute ihn an und fragte sich, ob er wohl ahnte, daß die Ekstase, die er in
ihr ausgelöst hatte, viel intensiver als der kurze Schmerz gewesen war.
»Könntest du nicht bleiben?« flüsterte sie. »Kann nicht ein anderer den Treck
übernehmen?«
Er
schüttelte den Kopf und küßte sie zärtlich auf den Mund. »Sei bereit«, sagte
er. »Denn wenn ich heimkehre, wirst du mein sein – wo immer ich dich antreffe.«
Dann versetzte er Emma einen leichten Klaps, stand auf und schlenderte pfeifend
zum Gartentor.
Emma stand
auf und stürmte ins Haus, verwirrt und von den widersprüchlichsten Gefühlen
beherrscht. In ihrem Zimmer kam ihr der Gedanke, daß ein heißes Bad vielleicht
das beste Mittel war, ihre Nerven zu beruhigen, die an diesem Abend wirklich
sehr in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
Und
tatsächlich war das heiße Wasser so entspannend, daß es ihr gelang, Steven
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