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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Balfour
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mich nicht zur Ruhe kommen. Was hatte dieser seltsame Traum nur in mir ausgelöst?
    Ich sah auf die Uhr: halb drei. Entschlossen stand ich auf, zog mir eine Strickjacke über den Pyjama und ging nach draußen. Ich wollte mich ans Wasser setzen und den Kopf frei bekommen. Barfuß überquerte ich die leere Straße und setzte mich auf das kleine Mäuerchen, das den Parkplatz zum Wasser hin abgrenzte. Dort starrte ich eine Weile auf die Lichter, die auf der Wasseroberfläche tanzten, und versuchte, meine düsteren Gedanken zu verscheuchen. Als ich hinter mir hörte, wie sich eine Autotür öffnete, setzte mein Herz fast aus.
    »Oh, hab ich dich erschreckt?« Es war der Gast aus New York. Er stieg aus seinem Wagen und schlug die Tür leise zu.
    »Ja! O Gott, ich dachte, ich bin allein!« Ich war immer noch damit beschäftigt, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
    »Ich kann wieder mal nicht schlafen«, sagte er.
    »Ich auch nicht.« Und dann kam mir ein Gedanke. »Kann es sein, dass du vorhin Gitarre gespielt hast?«
    Er grinste schuldbewusst. »Ich dachte, hier draußen ginge das okay, aber dann hab ich gemerkt, dass es viel zu ruhig ist und ich am Ende noch die ganze Stadt aufwecke.«
    »Vielleicht nicht die ganze Stadt. Aber ich bin wach geworden.«
    »Ehrlich? Ich hab wirklich nur ganz kurz ein paar Akkorde angeschlagen.«
    »Und einen Song gespielt.«
    »Na ja, vielleicht schon. Aber auch nur ganz kurz.« Ohne zu fragen, setzte er sich neben mich. »Ihr habt es echt verdammt ruhig hier draußen.«
    »Die meisten Leute würden sagen: schön ruhig.«
    »Verdammt schön ruhig«, bekräftigte er.
    »Was hast du eigentlich im Auto gemacht?«
    »Gitarre weggeräumt. Mich ein bisschen in das Rechtslenken reingedacht.«
    »Reingedacht?«
    »Okay, ich gestehe. Die Stunde der Wahrheit«, scherzte er. »Meine erste Fahrt mit dem Mietwagen vom Flughafen war die Hölle, ehrlich. Ich hatte Schweiß auf der Stirn! Jedes Mal, wenn mir jemand entgegenkam, dachte ich, es ist ein Geisterfahrer! Und deshalb hatte ich mir überlegt, wenn ich ein bisschen auf der Fahrerseite rumsitze, sickert das alles wie von selbst in mein Hirn.« Er lachte. »Du musst mich für vollkommen bescheuert halten, was?«
    »Unsinn«, grinste ich. »Nur für einen Amerikaner.«
    Er hob mit gespieltem Ernst seinen Zeigefinger. »Ich bin so gesehen kein Amerikaner. Meine Eltern sind beide gebürtige Iren.«
    »Und du bist hier, um nach Vorfahren zu suchen«, stellte ich fest. Was hatten Sam und ich noch mal gewettet? Sam hatte einen Sechzigjährigen erwartet, der nach seinen Wurzeln sucht. Ich einen Studenten, der herumreisen will. Sam war der Wahrheit näher gewesen als ich.
    »Was für ein Klischee, was?«, sagte Matthew Callaghan vergnügt. »Aber eigentlich ist mein Vater das Klischee. Er war ziemlich oft hier auf der Suche nach der Vergangenheit, und vor zwei Jahren ist er dabei gestorben. Ich bin zum ersten Mal in Europa.«
    »Tut mir leid«, sagte ich betreten.
    »Ja, mit vierzig zum ersten Mal den Kontinent verlassen, da kann man einem wirklich leidtun.«
    »Nein, ich meinte …«
    Lachend unterbrach er mich. »Ich weiß, ich weiß. Und danke. Aber es ist jetzt zwei Jahre her, ich hab meinen Frieden damit gemacht. Es ist die Neugier, die mich hergetrieben hat.«
    »Ist dein Vater tatsächlich hier gestorben?«
    Matt nickte. »Die genaue Stelle weiß ich nicht. Er ist beim Tauchen umgekommen, es hieß vor der Küste von Kinsale. Natürlich ist es nicht wichtig, ob es eine Meile weiter östlich oder westlich war.«
    »Ein Tauchunfall?« War die Sache damals durch die Medien gegangen? Ein mindestens sechzigjähriger amerikanischer Tourist, der beim Tauchen ums Leben kommt, war mit Sicherheit Thema in der Presse gewesen. Ich konnte mich spontan allerdings nicht daran erinnern, darüber gelesen zu haben.
    »Er hat sich einfach übernommen. Wir haben versucht, ihn davon abzuhalten, aber es war wie eine Sucht für ihn …« Matts Stimme verlor sich.
    »Tut mir wirklich leid. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man jemanden verliert, der einem so nahestand.«
    Er sah mich kurz an, dann richtete er den Blick gedankenversunken aufs Wasser. »Dieser verdammte Schatz hat ihm den Verstand geraubt.«
    Ich glaubte im ersten Moment, ich hätte mich verhört. Was er sagte, klang wie ein Satz aus einem Abenteuerroman aus dem 19. Jahrhundert. »Hast du gerade was von einem Schatz gesagt?«
    »Der Schatz der Lusitania , ja.«
    Ich runzelte die Stirn. »Dein Vater hat

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