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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Balfour
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die Ohren hauen würde.
    Auch Sam sah ich in den Tagen nach dem Fest nicht wieder. Ich wusste nicht, ob er sich schämte, aber er kam nicht mehr vorbei. Da sich Mary weigerte, einen anderen Lieferanten zu suchen, weil sie die Qualität der Lebens mittel und wie sie angebaut waren sehr schätzte, kam nun einer von Sams Mitarbeitern jeden Morgen mit frischer Ware. Er war noch keine zwanzig, und er betrachtete mich jedes Mal mit kaum versteckter Neugier. Kinsale war klein, die Nachricht von Sams unerwiderter Liebe hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Bestimmt wussten auch alle über Matt und mich Bescheid, aber niemand sprach mich darauf an. Ich überlegte mir, was sie wohl hinter meinem Rücken im Ort sagen würden. Im besten Fall verbuchten sie es unter einem heißen Flirt, der mir nach dem Tod meines Mannes gutgetan hatte, und schlimmstenfalls waren sie der Meinung, es sei zu früh, mich mit anderen Männern einzulassen.
    Der Sommer konnte sich im Juli nicht richtig entscheiden, von welcher Seite er sich zeigen wollte, und für meine Pläne, mich beruflich wieder in Richtung Journalismus zu engagieren, fehlte mir schlichtweg die Motivation. Ich war wieder so weit, dass ich mich am liebsten für immer in Kinsale im Pub meines Onkels verkriechen würde. Aber ich hatte zum Glück zwei Freundinnen, die dafür sorgten, dass ich es mir nicht zu bequem im Jacob’s Ladder machte. Sophie nervte mich ständig damit, dass sie mal wieder über einen meiner alten Artikel gestolpert sei und diesen mit Begeisterung gelesen habe, und Emma ließ mich auf ruhige, aber bestimmte Art spüren, dass es an der Zeit war, mich endlich aufzuraffen.
    Die kleine Kaelynn war Mitte Juli kräftig genug, um nach Hause zu kommen, und ich besuchte sie, sooft ich konnte. Ich war ganz vernarrt in dieses winzige Wesen, vielleicht weil ich durch sie erkannte, wie gern ich selbst Kinder hätte.
    Emma hatte ihr Schlafzimmer hübsch für Kaelynn eingerichtet. Das Mädchen schlief in einem Bettchen neben Emmas Bett, und Emmas Vater meinte, wenn seine Enkeltochter alt genug war, um in ein eigenes Zimmer zu ziehen, würde er im Wohnzimmer schlafen. »In meinem Alter ist man sowieso froh, wenn man nicht so viele Treppen steigen muss«, sagte er dann.
    Wegen meiner vielen Besuche bei Kaelynn und Emma hatte ich Sophie gegenüber ein schlechtes Gewissen. Ich fragte sie, ob sie nicht einmal mitkommen wollte. Aber Sophie zeigte kein Interesse.
    »Ich mag sie nicht«, sagte sie.
    »Weil?«
    »Irgendwas stimmt nicht mit ihr. Sie kommt mir nicht echt vor. Und sie hat immer so was … Verspanntes.«
    »Sie macht sich seit Monaten Sorgen um ihr Kind, das sie allein erziehen muss. Meinst du nicht, dass man da ein bisschen angespannt wirkt?«
    Sophie zuckte nur mit den Schultern und brummelte vor sich hin. Ich beschloss, ihre Einwände nicht weiter ernst zu nehmen.
    Den ganzen Monat waren wir komplett ausgebucht, und das Pub schien jeden Abend überzuquellen. Mary stellte noch zwei junge Männer ein, die uns halfen, da sie wollte, dass ich weiterhin freie Tage machte und mich nicht wieder in eine Arbeitsroutine stürzte, die mich davon abhalten sollte, »das wahre Leben zu genießen«, wie sie es nannte.
    Natürlich konnte ich die Gedanken an Matt nicht für immer verbannen. Immer wieder gab es etwas, das mich an ihn erinnerte, und als der Juli schon fast vorüber war, musste ich daran denken, dass in ein paar Wochen sein Geburtstag sein würde. Ende August, hatte er gesagt. Ich fragte mich, wie lange er noch in Europa sein würde, ob er vielleicht sogar vorzeitig abgereist sein könnte und schon wieder in New York war … Es brauchte meine ganze Willenskraft, nicht auf Facebook nachzusehen, ob sich ein Hinweis fand, was Matt gerade tat. Ich sagte mir: Was waren schon die paar Tage, die ich mit ihm gehabt hatte, gegen die fünfzehn Jahre mit Brian?
    Und trotzdem tat es weh.
    Ich begleitete Emma an einem meiner freien Tage ins Krankenhaus, wo die kleine Kaelynn routinemäßig untersucht wurde. Normalerweise ging Emma allein dorthin, aber diesmal sagte sie, sie hätte gerne jemanden an ihrer Seite. Sie hatte ein schlechtes Gefühl, konnte es aber nicht näher begründen. Wie richtig sie damit lag, erfuhren wir erst, als der Leiter der Frühchenstation persönlich zum Gespräch mit Emma kam, um ihr mitzuteilen, dass etwas mit Kaelynns Blutwerten nicht stimmte. Er redete eine Weile um den heißen Brei herum, bis Emma ihn aufforderte zu sagen, was er zu sagen hatte,

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