Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)
dabei erwischt haben, wie er sich von einer Domina den Hintern mit hart gekochten Eiern hat bewerfen lassen. Aber bei so was hält man doch zusammen! Und sie kann doch auch davon ausgehen, dass er als Vater Bereitschaft zeigt.« Sie kam aus dem Kopfschütteln nicht heraus. »Wie heißt ihr Ex noch mal?«
»Sagt sie doch nicht«, erinnerte ich sie. »Wieso?«
»Googeln, Adresse finden, Meldung machen, wenn sie es bis morgen noch nicht selbst gemacht hat. Mir egal, was zwischen den beiden läuft, aber da kann der Wurm nichts für.«
»Sophie, ich bin sicher, sie braucht einfach nur noch etwas Zeit«, sagte ich.
»Ich probier’s mal mit ihrem Mädchennamen, vielleicht kommen wir da weiter?« Sie tippte. »Emma … Mulligan … Aha … Oh wow!« Sie rutschte ein Stück zur Seite, damit ich besser auf den Bildschirm sehen konnte. Er zeigte das Blog eines indischen Medizinstudenten, der über die Arbeit ausländischer Helfer in den Slums von Delhi berichtete. Ein Foto von Emma hatte er dem Text beigefügt.
»Sie war vor zwei Jahren als Krankenschwester in Indien«, sagte Sophie. »Hätte ich ihr nicht zugetraut. Du?«
Ich schüttelte den Kopf. Nicht weil ich es ihr nicht zugetraut hätte, sondern weil ich staunte. »Hat sie gar nicht erwähnt. Hier steht, dass sie sich vor allem um Neugeborene und Säuglinge gekümmert hat und davor in England eine Organisation geleitet hat … Davon hat sie auch nichts gesagt. Sie hat nur gesagt, dass sie Krankenschwester war.«
Sophie zog ein paar Schubladen an ihrem Schreibtisch auf und kramte darin herum. »Ich weiß nicht, ich finde sie schon irgendwie komisch. Das hab ich aber schon gesagt.« Sie fand, wonach sie gesucht hatte: ein Haargummi. Damit band sie sich die langen Haare aus dem Nacken. Dann kramte sie weiter, bis sie ein zweites gefunden hatte. Sie hielt es mir hin.
»Ich hasse es, wenn die Haare am Hals festschwitzen«, murrte sie.
Ich nahm das Gummi. »Emma ist nicht komisch. Sie hat einfach viel durchgemacht. Und wenn ich jetzt sehe, wie sie sich engagiert hat … Aber ist das nicht etwas, worüber man redet? Weil man stolz darauf ist? Warum verschweigt sie bloß so was?«
»Was ihr Mann wohl dazu gesagt hat? Ein Jahr in Indien?«
»Vielleicht war er mit.«
»Jedenfalls hat sie ihren Mädchennamen behalten.«
In diesem Moment regten sich in mir die ersten Zweifel. Zuvor hatte ich Emmas Verhalten manchmal seltsam gefunden, aber nicht unerklärlich. Doch jetzt wurde ich aufgrund der Indien-Geschichte stutzig. »Warte mal, lass uns weitersuchen.«
Ich zog den Laptop zu mir und gab ihren Namen ein, dazu die Suchbegriffe »Krankenhaus« und »London«. Und was ich nun fand, ließ mich für einen Moment schwindelig werden: Emma Mulligans Ehemann hieß Frank O’Donnell. So stand es in einem kurzen Bericht über einen Frühchenbetreuungsdienst, der offenbar von Emma ins Leben gerufen worden war. Unter Mithilfe ihres Ehemanns. Nein, dachte ich. Solche Zufälle kann es nicht geben. Wie viele Frank O’Donnells mochte es auf der Welt wohl geben? Ich gab nun seinen Namen in das Suchfeld ein, fügte den Namen des Krankenhauses ein, in dem er tätig war, und stieß auf seinen Lebenslauf auf der Krankenhausseite.
Geboren im Krankenhaus von Cork, Irland.
Im selben Jahr wie meine Mutter.
Zur Schule gegangen in Kinsale.
Beginn des Studiums in London: kurz vor meiner Geburt.
Frank O’Neill, hatte mein Onkel gesagt, sei der Name meines Vaters, und ich hatte ihm nicht geglaubt. In der Nacht, in der meine Mutter gestorben war, hatte ich ein Foto ihres Schuljahrgangs gefunden, darauf vermerkt, n eben anderen, der Name Frank O’Donnell.
Ich erzählte Sophie, was mir durch den Kopf ging, und sie sah mich an, als wäre ich wahnsinnig geworden.
»Das muss die Hitze sein«, sagte sie. »Was für ein wirres Zeug! Frank O’Donnell, der Exmann deiner Freundin Emma, soll dein Vater sein?«
»Er ist mit meiner Mutter zur Schule gegangen«, sagte ich. »Daran gibt es ja wohl keinen Zweifel. So groß ist Kinsale nicht, dass sich zwei Kinder, die im selben Jahrgang sind, während ihrer Schulzeit nicht begegnen!«
»Und selbst wenn sie sich gekannt haben, macht es ihn noch nicht zu deinem Vater.«
»Was soll ich machen? Ralph anrufen? Er hat so lange geschwiegen und ist mir ausgewichen, er wird auch jetzt nichts sagen. Nein, ich fliege nach London. Ich glaube, ich habe mit diesem Mann eine Menge zu bereden.«
S ophie versuchte, mich davon abzuhalten. Als sie merk te, dass es ihr
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