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Empfindliche Wahrheit (German Edition)

Empfindliche Wahrheit (German Edition)

Titel: Empfindliche Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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ein Befehl sein, der die Signatur – also die Unterschrift – gewisser Leute da drüben trägt.«
    Zeigt er bei diesen letzten Worten zur Downing Street hinüber? Im Zweifel ja.
    »Lassen Sie es mich so ausdrücken, Jeb. Der kleine rote Bursche , der hier sitzt, ist die Direktverbindung zu diesen gewissen Leuten. Verstehen Sie? Paul hier fungiert als unser rotes Telefon .«
    Toby erlebt es nicht zum ersten Mal, dass Fergus Quinn sich dreist mit fremden Federn schmückt. Vermisst er nun den Applaus? Oder bringt ihn etwas an Jebs Gesichtsausdruck auf? So oder so verliert er die Geduld.
    »Himmelarsch, Jeb, was denn noch? Sie haben die Garantien, die Sie wollten. Sie haben Paul . Sie haben Ihr grünes Licht, und die Uhr tickt. Worum geht es hier eigentlich?«
    Jebs Stimme dagegen bleibt auch unter Beschuss ruhig.
    »Ich hab versucht, es mit Mr. Crispin zu besprechen«, erklärt er mit seinem behaglichen Waliser Singsang. »Aber der war zu beschäftigt für so was. Ich soll es mit Elliot klären, hat er gesagt, weil Elliot die Operation befehligen wird.«
    »Was passt Ihnen jetzt plötzlich an Elliot nicht? Alle sagen, dass er ein Spitzenmann ist. Eins a.«
    »Gar nichts. Nur ist Ethical eine unbekannte Größe für uns, sozusagen. Und wir handeln auf der Basis von Erkenntnissen, die von Ethical kommen. Also dachten wir, reden wir besser mit Ihnen, als Rückversicherung sozusagen. Denn Crispins Leute sind ja fein raus, klarerweise. Als Amerikaner und mit Sonderstatus – nur deshalb sind sie ja ausgewählt worden. Jede Menge Kohle im Erfolgsfall, und die internationalen Gerichtshöfe kommen nicht an sie ran. Aber meine Jungs sind Engländer. So wie ich auch. Wir sind Soldaten, keine Söldner. Und wir sind nicht grade scharf drauf, erst mal in Den Haag in U-Haft zu sitzen, weil man uns Beteiligung an einer außerordentlichen Auslieferung vorwirft, verstehen Sie? Wo wir auch noch alle aus den Regimentsbüchern gestrichen worden sind, um leichter einsetzbar zu sein. Das Regiment kann seine Hände jederzeit in Unschuld waschen, wenn der Einsatz schiefläuft. So dass wir ganz gewöhnliche Kriminelle wären, keine Soldaten, unserer Auffassung nach.«
    ***
    Hier spulte Toby, der bis dahin mit geschlossenen Augen zugehört hatte, um die Szene klarer vor Augen zu haben, das Band zurück und spielte das letzte Stück noch einmal ab. Dann sprang er auf, griff nach einem mit Isabels krakeliger Schrift bedeckten Küchenblock, riss die obersten Seiten ab und notierte sich Kürzel wie außerord. Auslf., US Söldn. und keine int. Rechtspr.
    ***
    »War’s das, Jeb?«, fragt Quinn in einem Ton übermenschlicher Langmut. »Drückt der Schuh jetzt hoffentlich nicht mehr?«
    »Na ja, ein paar Punkte gäbe es noch, wenn Sie schon fragen, Herr Minister. Entschädigung im Fall der Fälle wäre einer. Dann MedEvac, sollte einer von uns verwundet werden. Denn wir können ja nicht einfach da liegen bleiben, richtig? Wir wären peinlich, als Tote, und als Verwundete auch. Und was passiert mit unseren Frauen und übrigem Anhang? Das ist auch so ein Punkt, jetzt, wo wir bis auf weiteres nicht zum Regiment gehören. Ich hab den anderen versprochen zu fragen, auch wenn es ja wahrscheinlich ein bisschen haarspalterisch ist«, schließt er, für Tobys Geschmack entschieden zu konziliant.
    »Überhaupt nicht haarspalterisch, Jeb«, widerspricht Quinn überschwenglich. »Ganz im Gegenteil, muss ich sogar sagen! Lassen Sie mich das gleich klarstellen« – der volksnahe Glasgower Akzent weicht einem aalglatten Vertretertonfall –, »die rechtlichen Bedenken, die Sie andeuten, sind auf höchster Ebene durchgespielt und als grundlos verworfen worden. Des Gerichtes verwiesen, wenn Sie so wollen.«
    Von wem? Dem charismatischen Fernsehanwalt Roy Stormont-Taylor bei einem seiner vielen Spontanbesuche?
    »Und ich sage Ihnen auch, warum sie verworfen worden sind, wenn Sie das wissen möchten, Jeb, wozu Sie natürlich jedes Recht haben, das wäre ja noch schöner! Weil keine britische Einheit an irgendeiner Form der außerordentlichen Auslieferung beteiligt sein wird, Punkt. Das britische Team wird auf heiligem britischem Boden postiert sein. Ausschließlich. Zur Verteidigung britischer Gestade. Zumal diese Regierung erklärtermaßen jeden Gedanken an eine Beihilfe zur außerordentlichen Auslieferung strikt von sich weist, ob in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft. Es ist eine Praxis, die wir aufs Schärfste verurteilen, auf der ganzen Linie. Was das

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