Endless: Roman (German Edition)
Henrique, mit dem er bereits geplaudert hatte, und von Meena, die ihm mitgeteilt hatte, er werde ein langes, gesundes Leben haben. »Danke, dass Sie an diesem besonderen Ereignis teilnehmen.«
»Euer Exzellenz«, sagte Bruder Henrique und richtete sich auf, »darf ich Ihnen Alaric Wulf, einen sehr guten Freund von mir, vorstellen?«
Der Erzbischof musterte Alaric.
»Ihr Name kommt mir bekannt vor«, entgegnete er. Dann schien er sich zu erinnern. »Ah ja!«, rief er aus.
Mehr zu sagen traute er sich jedoch vor den laufenden Kameras nicht. Schließlich war die Geheime Garde eine Undercover-Organisation. Vielleicht war es auch nicht so besonders schmeichelhaft, was der Erzbischof über Alaric gehört hatte, schließlich war er vor allem berühmt dafür, Dämonen zu töten.
Ansonsten war sein Ruf nicht so makellos.
»Gott segne euch, meine Kinder«, sagte der Erzbischof und schlug das Kreuzzeichen über ihnen.
Nachdem er weggegangen war, sagte Schwester Gertrude: »Meena, meine Liebe.« Sie zeigte auf ihre Augen.
Meena öffnete ihre Handtasche und nahm eine Puderdose heraus. Sie fluchte leise, als sie ihr Spiegelbild sah, schlug aber gleich erschreckt die Hand vor den Mund.
»Entschuldigung«, sagte sie schuldbewusst.
»Oh, das ist schon in Ordnung.« Schwester Gertrude lächelte. »Im Village habe ich schon Schlimmeres gehört. Ich wollte auch gerade zur Toilette. Kommen Sie mit?«
»Ja«, erwiderte Meena, und die beiden Frauen verschwanden.
In diesem Moment klingelte Alarics Handy. Er zog es aus der Tasche und sah erstaunt – und erleichtert – Holtzmans Name und Nummer auf dem Display.
»Wo waren Sie?«, wollte er wissen und hielt das Handy ans Ohr gedrückt. »Alle dachten, Sie wären tot.«
Es rauschte in der Leitung. »Holtzman?«, fragte er. Er blickte auf. Die anderen Gäste tranken und aßen das, was sie an Häppchen ergattern konnten. Er sah keinen einzigen Kollegen von der Geheimen Garde im Saal, in dem anscheinend schlechter Empfang war. »Holtzman? Sind Sie noch da?«, vergewisserte er sich und trat an die nächste Tür.
Als er sie aufdrückte, rauschte es noch stärker in der Leitung, aber dann sagte die Stimme seines Chefs: »Oh, Gott sei Dank, jemand hat abgenommen. Ich erreiche niemanden im Hauptquartier. Wo sind denn alle? Aber es ist ja egal, jetzt habe ich Sie ja am Telefon. Wir haben … eine Katastrophe.«
»Holtzman.« Alaric stand im Gang vor den Ausstellungsräumen, das Handy ans Ohr gedrückt. Er konnte kaum etwas verstehen. »Wo sind Sie?«
Wieder rauschte es. Dann: »… Jersey. Sie hatten recht. Sie hatten recht mit allem. Wir haben die Leichen gefunden. Und es ist schlimmer, als Sie sich vorstellen …« Erneutes Rauschen.
»Abraham, können Sie mich hören? Wo in New Jersey sind Sie?«, fragte Alaric verzweifelt. »Wir haben im Moment Leute da, die nach Ihnen suchen. Aus irgendeinem Grund funktionieren Ihre Ortungsgeräte nicht. Abraham? Sind Sie … ?«
»Oh nein«, sagte Holtzman auf einmal klar und deutlich. »Natürlich geht das nicht. Das liegt an …«
Und dann wurde das Rauschen so laut, dass es Alaric in den Ohren wehtat.
Die Leitung war tot.
»Abraham«, schrie Alaric ins Handy. »Abraham?«
Doch es nützte nichts. Er war weg.
Rasch wählte Alaric die Nummer des Hauptquartiers. Erstaunlicherweise ging niemand ans Telefon, obwohl er es mindestens zehnmal klingeln ließ.
Unglaublich. Vermutlich waren alle unterwegs – entweder auf der Suche nach seinem Chef oder hier. Aber es hätte doch zumindest jemand am Computer bleiben müssen. Was passierte dort?
Er legte auf und wählte erneut, dieses Mal die Nummer der IT-Abteilung im Hauptquartier in Rom. Sie war rund um die Uhr besetzt, deshalb musste dort jemand ans Telefon gehen.
»Was wollen Sie, Wulf?«, fragte eine zänkische Frauenstimme auf Italienisch.
»Die GPS-Ortung von Abraham Holtzman auf seinem Handy in Amerika«, sagte Alaric.
»Die ist weg.« Er hörte, dass er Johanna am Telefon hatte, eine brillante Computerspezialistin, die ihm bei früheren Fällen häufig geholfen hatte, manchmal sogar gegen die Anweisungen seiner Vorgesetzten. Aber sie verließ selten das Büro und war daher manchmal launisch. »Der Satellit kann ihn nicht finden. Und Sie wissen ja, dass alle Ihre Handys mit unzerstörbaren, hochmodernen, ultradünnen GPS mit Bewegungsmeldern ausgestattet sind, die alle zehn Sekunden Ihre neueste Position durchgeben. Wenn der Satellit also Abraham nicht finden kann, dann kann das
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