Endlich geborgen
Sie schluckte und bemühte sich, nicht zu weinen. „Du kannst mir nicht helfen.
Hier geht es nicht nur um mich, Gabriel, begreifst du das nicht? Hier geht es auch um meinen Sohn, und ich werde nichts riskieren, wenn es um ihn geht.”
Sie wich noch einige Schritte weiter vor ihm zurück.
„Kevin und ich gehen morgen früh fort”, sagte sie ruhig. „Ich hoffe, du kommst, um dich von uns zu verabschieden.”
Ein Muskel zuckte an seiner Schläfe, und seine Miene war ausdruckslos. „Ich werde da sein.”
„Bitte Gabriel, ich möchte nicht, dass unsere letzten Worte so grob sind, nicht nach diesem Abend.”
„Du kannst nicht erwarten …”
„Melanie?” Cara rief von unten. „Wir sind wieder da!”
So schnell? Melanie fühlte, wie sie erbleichte. „Gabriel, bitte ….”
Er kniff die Augen zusammen, dann packte er seine Stiefel und seine Socken, die er mit nach unten gebracht hatte, und ging leise zur Hintertür hinaus.
Melanie strich sich mit der Hand durchs Haar, dann holte sie tief Luft und ging ins Wohnzimmer in der Hoffnung, dass niemand sah, wie sehr ihr die Knie zitterten.
Ian war schon zur Hälfte die Treppe hinauf, den schlafenden Kevin auf dem Arm. Cara folgte ihm.
„Ihr kommt früh”, sagte Melanie und zwang sich zu einem heiteren Tonfall. Sie wusste, dass Gabriel hinter dem Haus geparkt hatte und hoffte, dass weder Cara noch Ian seinen Wagen entdeckt hatten.
„Er ist eingeschlafen, ehe wir ihm Kuchen und Eiskrem anbieten konnten, daher bringen wir ihn jetzt zurück.” Cara sah ihren Mann an. „Leg ihn aufs Bett, wir kommen gleich.”
„Vor der Eiskrem?” Melanie sah Ian mit gerunzelter Stirn nach, der gerade die Treppe hinaufging. „Mein Kevin?”
Cara lächelte. „Ich glaube, dass all die Aufregungen ihn erschöpft haben. Der Zauberer wählte ihn aus dem Publikum als Assistenten aus, und er hat mit den anderen Kindern gespielt.”
„Es klingt, als hätte er viel Spaß gehabt.”
„Das hat er, und wir auch. Er ist ein wundervolles Kind.” Cara blickte sich um. „Wie war dein Abend?”
Melanie fühlte, wie sie rot wurde. „Er war - nett.”
„Nur nett?” Cara zog die Brauen hoch. „War Gabriel nicht hier?”
Himmel, Cara war wirklich direkt.
Melanie nickte zögernd. „Er war hier.”
„Na, das klingt nicht gut. Hat er sich schlecht benommen? Dann werd ich ihm gründlich die Meinung sagen.”
„Ich erklärte ihm, dass ich morgen früh abreise.”
„Oh.” Cara holte tief Luft. „Ich kann mir vorstellen, wie er das aufge nommen hat. Ich kenne ihn gut genug.”
„Er war so wütend auf mich.” Melanie fröstelte.
„Er mag dich. Und auch Kevin.” Cara berührte ihren Arm. „Wir alle tun das, Melanie.”
„Ich mag euch auch”, erwiderte sie leise und blinzelte die Tränen zurück.
„Dann bleib”, sagte Cara sanft. „Wir werden nicht zulassen, dass jemand dir oder Kevin wehtut. Wir werden für euch da sein.”
„Es tut mir Leid, ich kann nicht.”
Cara seufzte. „Es ist dein Leben, Melanie, und ich will mich da nicht einmischen. Du sollst nur wissen, dass wir immer für dich da sind.”
„Danke.” Melanie umarmte Cara. „Du ahnst nicht, wie viel das für mich bedeutet.”
Melanie sah auf und bemerkte, dass Ian sie beide beobachtete. Einen Augenblick lang schien er sie durchdringend anzusehen, doch dann veränderte seine Miene sich so schnell, dass sie sich fragte, ob sie es sich vielleicht nicht nur eingebildet hatte.
„Ich habe ihm die Schuhe ausgezoge n und ihn zugedeckt”, sagte Ian, als er die Treppe herunterkam. „Er hat sich nicht gerührt.”
„Ein Donnerschlag würde diesen Jungen nicht aufwecken”, sagte Melanie lächelnd.
„Wenn du willst, koche ich einen Kaffee, und wir leisten dir noch ein Weilchen Gesellschaft.”
Sie zögerte, denn ihr fiel ein, dass Gabriel noch hinten war.
„Soll Ian Gabriel bitten, noch einmal hereinzukommen?”
„Du hast seinen Wagen gesehen?”
„Ich habe nur gut geraten.” Cara lächelte.
„Sag ihm bitte, dass ich ihn morgen wieder sehen werde.”
Um mich zu verabschieden.
„Ich werde Ian schicken.” Cara umarmte Melanie. „Warum siehst du nicht nach Kevin, während ich den Kaffee bereite?”
Melanie zwang sich, an Kevin zu denken und nicht an Gabriel, und ging die Treppe hinauf.
Oben blieb sie stehen und warf einen Blick auf die offene Tür von Mildreds Schlaf räum. Sie umklammerte fest das Geländer, als sie daran dachte, wie sie und Gabriel sich geliebt hatten.
Dann riss
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