Endlich geborgen
wieder um und eilte durch die Küche ins Wohnzimmer.
Was war bloß los?
Jetzt kehrte sie wieder zurück, mit Kevin auf den Armen. Ihr Sohn lag müde da, das gerötete Gesicht gegen ihre Brust gedrückt.
„Vor einer halben Stunde ist er mit Fieber aufgewacht”, stieß sie hervor. „Ich wollte dich anrufen, aber du hast nicht abgenommen, dann sprang mein Auto nicht an, und ich wusste nicht, wie …”
„Gib ihn mir.”
Ein wenig beschämt nahm er Kevin behutsam aus den Armen seiner Mutter und lief zur Tür.
Melanie lief zum Wagen, stieg ein und nahm dann ihren Sohn auf den Schoß, während Gabriel sich neben sie setzte und den Wagen startete.
Dann fuhr er zur Notaufnahme von Bloomfield County.
Sie erreichten das Krankenhaus in Rekordzeit. Der Arzt erklärte später, Kevin habe eine Mittelohrentzündung. Ein Antibiotikum und ein schmerzstillendes Medikament wurden verordnet, außerdem Ruhe. In einer Woche sollte er zur Nachuntersuchung kommen. Ein Lutscher von der Schwester entlockte Kevin schon beinahe ein Lächeln, und als Gabriel das kranke Kind wieder auf die Arme nahm und es zurück zum Wagen trug, wusste er, er hatte sein Herz für immer verloren.
Melanie bereitete einen starken Kaffee zu, schenkte eine Tasse ein und stellte sie vor Gabriel auf den Küchentisch. „Kann ich dir noch ein Frühstück machen?”
„Nein, danke. Melanie, setz dich einen Moment.”
„Es wäre kein Problem.” Sie war zu angespannt, um nicht etwas tun zu müssen. „Ich habe Eier und Schinken, und …”
„Melanie, setz dich.” Gabriel streckte den Arm aus und packte ihr Handgelenk. Dann zog er sie auf einen Küchenstuhl. „Du siehst erschöpft aus.”
Er stand auf, schenkte ihr Kaffee ein und stellte ihn vor sie hin, während er sich wieder am Tisch niederließ. „Wir können beide etwas Belebendes gebrauchen.”
„Danke.” Sie umfasste die Tasse. Die Wärme tat ihr gut. „Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du nicht gekommen wärst.”
„Du hättest Lucian oder Reese oder Callan und Abby anrufen können. Und Cara und Ian natürlich, aber sie sind weiter weg.” Er beugte sich vor und sagte leise: „Wir sind alle für dich und Kevin da.”
„Ich weiß. Und das bedeutet mir mehr, als du dir vorstellen kannst. Es ist nur … lange her, seit ich jemand um Hilfe gebeten habe.” Sie hob den Kopf und lächelte schwach. „Ich bin aus der Übung.”
Sie bemerkte seinen fragenden Blick, aber er schwieg und wartete ab.
Mit einem Seufzen schloss sie die Augen und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Ich werde dir von Phillip, meinem verstorbenen Mann, erzählen”, sagte sie leise, öffnete die Augen wieder und betrachtete den dampfenden Kaffee.
„Er sah gut aus, war sehr charmant und wohlhabend.
Melanie bemerkte, wie Gabriels Züge hart wurden. „Nein, ich habe ihn nicht wegen seines Geldes geheiratet. Tatsächlich wies ich ihn einige Male genau deswegen ab. Wir hatten einen ganz unterschiedlichen sozialen Hintergrund, und ich wusste, dass seine Familie nicht mit mir einverstanden war.
Im ersten Jahr unserer Ehe waren wir sehr glücklich”, fuhr sie fort und holte tief Atem.
„Obwohl wir über meine Arbeit nicht einer Meinung waren.” Sie hob die Kaffeetasse und stellte sie wieder ab, ohne einen Schluck getrunken zu haben. „Dann wurde ich schwanger, und alles änderte sich.”
Gabriel runzelte die Stirn. „Er wollte keine Kinder?”
„Er bestand auf einer Abtreibung.”
Gabriels Fingerknöchel traten weiß hervor, so fest hielt er seine Tasse.
„In jenem Augenblick starb jedes Gefühl für ihn”, erzählte sie weiter. „Es war das erste Mal, dass ich ihm etwas abschlug, und er war außer sich vor Wut. Im fünften Monat, als man es allmählich sah, blieb er oft von zu Hause weg, gab vor, auf Reisen zu sein oder arbeiten zu müssen. Ich vermutete eine Affäre, aber ich war nicht sicher, bis Kevin auf der Welt war. Ich stellte Phillip zur Rede, und er schwor mir, es würde nie wieder vorkommen. Seine Reue hielt nicht lange an, und er betrog mich erneut.”
„Warum hast du ihn nicht verlassen?”
„Das habe ich am Ende getan, mir sogar eine eigene Wohnung genommen, aber meine Schwiegermutter redete mir ein, dass Phillip nur seine Trauer über den Tod seines Vaters kompensiere und mit einer Therapie alles besser würde. Also ging ich zurück.”
Sie seufzte und fuhr sich langsam mit der Hand durchs Haar. „Als die Affären weitergingen, begriff ich endlich, dass ich mich scheiden
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