Endlich geborgen
tun?”
„Lass mich vorbei.” Wütend hob sie den Kopf.
„Nicht ehe du mir gesagt hast, was du tun wirst.”
„Ich wollte bleiben”, erklärte sie kühl. „Ich bin heruntergekommen, um mich dir anzuvertrauen. Alles wollte ich aufs Spiel setzen, nur um hier bei dir zu bleiben. Jetzt, nachdem du Nachforschungen über mich ange stellt hast, Vincent mich vielleicht finden wird, bin ich mir nicht mehr sicher.”
„Melanie …”
„Lass mich allein, Gabriel.” Sie wirkte verletzt. „Geh in die Stadt, und lass mich allein, damit ich nachdenken kann.”
Er wollte sie schütteln, sie in die Arme ziehen und festhalten, aber er wusste, sie würde das nicht wollen.
Vielleicht würde es ihnen beiden gut tun, wenn er eine Weile von hier verschwand. Er könnte seine Frustration an seinen Brüdern auslassen, und sie hätte Zeit, sich zu beruhigen und zu begreifen, dass er nur getan hatte, was er tun musste.
„Denk nach.” Er wich zur Seite. „Aber ich komme zurück, Melanie. Darauf kannst du dich verlassen.”
Ihre Blicke begegneten sich, aber er vermochte, ihre Gedanken nicht zu lesen. Sie ging an ihm vorbei und ins Haus.
Verdammt! Er machte aber schleunigst kehrt und verschwand in seinem Wagen.
12. KAPITEL
Melanie stand am Fenster des oberen Schlafzimmers und blickte hinaus. Der Wind trieb bunte Blätter vor sich her.
Langsam wandte sie sich um und betrachtete den offenen Koffer auf dem Boden. Sie hatte angefangen zu packen, weil sie das Risiko nicht eingehen konnte, hier von Vincent aufgespürt zu werden. Durch Ians Ermittlungen waren sie und Kevin gefährdet. Voller Panik hatte sie die Hälfte ihrer Kleidungsstücke in den Koffer geworfen, bis ihr Blick auf das Federbett gefallen war und sie sich an die vergangene Nacht erinnert hatte. Wie sicher und warm sie sich in Gabriels Armen gefühlt hatte. Wie geliebt und beschützt.
Um dann hatte sie herausgefunden, dass er sie hintergangen hatte, nachgeforscht und sich in Dinge gemischt hatte, die er nicht verstand.
Dazu hatte er kein Recht. Sie ging im Zimmer hin und her. Es war ihr Leben, ihres und das von Kevin. Als sie Kalifornien verließ, hatte sie sich geschworen, dass nie wieder jemand über ihr Leben bestimmen würde. Sie würde selbst ihre Entscheidungen fällen und das tun, was sie für sich und ihren Sohn für richtig hielt.
Sie schloss die Augen und lauschte auf Kevins Lachen, während er unten spielte. Er war hier so glücklich. Glücklicher als je zuvor. Bloomfield County war eine herrliche Stadt, genau der Ort, an dem sie ihren Sohn aufziehen wollte.
Eine ganze Familie.
Ihr Kopf schmerzte. Sie war sich so sicher gewesen, was sie zu tun hatte, so völlig sicher.
Und jetzt plagten sie Zweifel.
Seufzend rieb sie sich die Schläfen und ging die Treppe hinunter zu ihrem Sohn. Vielleicht würde ihr die Entscheidung leichter fallen, wenn sie ihn ansah oder in den Arm nahm.
Ihre Schritte hallten an den Wänden wider, als sie die Stufen hinunterstieg. Sie würde dieses Haus vermissen, mit seinen glatten Holzdielen, hohen Decken und der sonnigen Küche.
Sie ließ die Finger über das Eichengeländer gleiten und stellte sich vor, wie es weihnachtlich dekoriert aussehen würde, stellte sich Schnee und Schlittenfahrten vor und ging in die Küche auf der Suche nach ihrem Sohn.
Das war der Augenblick, in dem der Traum endete und der Albtraum begann.
Am Küchentisch saß Vincent Drake mit Kevin auf dem Schoß.
„Willst du das Bier nun trinken oder es nur finster anstarren?”
Gabriel hob den Kopf und blickte Reese grimmig an. „Wenn du für deine geistreichen Bemerkungen auf ein Trinkgeld hoffst, lieber Bruder, wartest du vergeblich.”
„Jeder weiß, dass Reese die Comedy-Schule für Kneipenwirte besucht hat”, warf Callan ein, ohne den Blick von dem Spiel im Fernsehen abzuwenden. „Abgesehen davon, hast du mich gestern beim Poker besiegt. Du hast unverschämt viel Glück.”
„Nur nicht bei den Frauen”, fügte Ian hinzu, der gerade aus Reeses Büro kam, wo er telefoniert hatte.
„Sieht aus, als wäre Reese nicht der Einzige, der Probleme mit den I rauen hat.” Lucian grinste. „Was ist, Bruder? Hat Melanie dich rausge schmissen?”
Lucians Bemerkung kam der Wahrheit ein wenig zu nahe, als dass Gabriel darüber lachen konnte. „Jemand ist hinter ihr her”, platzte er heraus, obwohl er es eigentlich gar nicht hatte verraten wollen. „Ein schmieriger Kerl namens Vincent Drake, der gern anderen Schmerzen zufügt und Kinder
Weitere Kostenlose Bücher