Endlich zu Hause - Endlich bei dir
Mutter und Schwester vielleicht zu viel getan hatten, um den Mangel auszugleichen. Macs eigene Mutter hatte ihm nicht erlaubt, sich selbst zu bemitleiden
... und das wusste er zu schätzen. „Wie alt ist Ihr Bruder?"
„Fünfzehn." Sie merkte, dass Mac überrascht war. „Er ist fast elf Jahre jünger als ich.
Meine Eltern hatten den Gedanken an ein zweites Kind schon aufgegeben und waren vollkommen verblüfft, als Brad kam."
Mac erinnerte sich an den Teenager mit diesem Namen, dem er gestern begegnet war. Falls er das war, hatte Sharon einigen Ärger mit ihm und seinen Freunden vor sich. „Macht es ihm nichts aus, dass seine große Schwester den Babysitter für ihn spielt?"
Sharon schnitt eine Grimasse. „Wir hatten einige Differenzen, aber meistens kommen wir gut miteinander aus. Es wäre natür lich leichter, wenn er in der Schule wäre. Dann musste ich mir tagsüber keine Sorgen machen."
„Er hat keinen Job für den Sommer?"
„Nein. Ich habe ihm angeboten, in meinem Laden Waren einzuräumen, sauber zu machen und so weiter, aber er meinte, das würde ihn langweilen. Ich wollte ihm die Ferien nicht ruinieren."
Mac war der Meinung, dass das ganze Jahr über Schule sein sollte, nur mit kurzen Pausen zwischendurch. Aber da das nun mal nicht so war, fand er, dass Te enager Jobs haben sollten, die sie von Schwierigkeiten fern hielten und durch die sie lernten, was Arbeit war. Er selbst hatte seinen ersten Job mit zwölf ge habt.
Es war nicht ehrliche Arbeit, die zu Langeweile führte, wie Sharon und ihr Bruder zu glauben schienen, sondern der Mangel an produktiver Beschäftigung. Aber Mac hatte gelernt, den Mund zu halten, wenn es um die Kinder anderer Leute ging ... oder in diesem Fall um einen Bruder.
Nach einem Moment des Schweigens sprang Sharon auf. „Das Essen wird gleich fertig sein. Sind Sie sicher, dass Sie nichts zu trinken möchten?"
„Ja. Ich wasche mir mal eben die Hände. Da drüben?"
„Ja. Die zweite Tür rechts."
Als Mac ins Wohnzimmer zurückkehrte, bemerkte er gerahmte Fotos auf einem alten Klavier in der Ecke. Ein schneller Blick verriet ihm, dass der Bruder tatsächlich der Junge war, den Mac getroffen hatte. Na toll. Andererseits spielte das wohl keine Rolle. Es war ja nicht so, als würde sich zwischen ihm und Sharon eine ernste Beziehung entwickeln.
Das Foto, nach dem er Ausschau gehalten hatte, war ganz hinten. Sharon und Trent McBride waren beim Abschlussball ein attraktives Paar gewesen.
Mac ging zur Couch zurück, damit Sharon ihn nicht beim Schnüffeln erwischte.
Sie erschien nun in der Tür und lächelte schüchtern. „Das Dinner ist fertig."
Mac folgte ihr ins Esszimmer und bewunderte unwillkürlich den anmutigen Schwung ihrer Hüften. Dass er Informationen von ihr wollte, bedeutete ja nicht, dass er den Abend mit ihr nicht genießen konnte.
„Das sieht toll aus", meinte Mac, als er an Sharons schön ge decktem Tisch saß.
„Ich hoffe, Sie mögen Huhn. Ich hatte vergessen zu fragen, was Sie gern essen."
„Es gibt wenig, das ich nicht mag." Er griff nach seiner Serviette. „Außer Sushi. Ich selbst bin mehr der Typ für Fleisch und Kartoffeln."
„Dann habe ich wohl das Richtige gekocht."
„Oh ja", murmelte Mac, nachdem er probiert hatte.
Daraufhin schien sich Sharon etwas zu entspannen. „Es ist nett, für jemanden zu kochen, der das zu schätzen weiß. Brad würde lieber Pizza bestellen oder Hamburger essen statt Gemüse."
„Er kommt darüber hinweg."
„Ich hoffe es. Es ist ein ständiger Kampf."
„Ist Ihre Mutter eine gute Köchin?"
„Wenn sie darauf achtet, was sie tut, ist sie sogar ausgezeichnet. Aber sie ist eine Tagträumerin. Eine Künstlerin. Gelegentlich hat sie schon Pfeffer in Pudding getan oder Zucker auf Rührei. Sie hat sogar mal Kaffee auf Brads Getreideflocken gegossen."
„Das klingt... interessant."
„Brad zieht sie immer auf. Er fragt sie, woran wir es eigentlich merken werden, wenn sie senil wird."
Mac schmunzelte. „Sie sagen, sie ist Künstlerin?"
„Ja. Sie unterrichtet Kunst an der High School."
Das schien Mac eine gute Gelegenheit zu sein, die McBrides ins Spiel zu bringen. „Trent hat erwähnt, dass sowohl seine Mutter als auch seine Schwägerin Lehrerinnen sind. Ich schätze, Ihre Mutter kennt sie."
„Jeder kennt jeden in Honoria. Trents Mutter unterrichtet seit mehr als dreißig Jahren, und Trevors Frau Jamie ist Schauspiellehrerin."
„Wollten Sie selbst nie unterrichten?"
Sharon schüttelte den Kopf.
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