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Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Titel: Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Brady
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größte Spieler ist, den das Land je hervorgebracht hat, und einer der stärksten Spieler weltweit. In einem amerikanischen Turnier hat Fischer seit 1957 keine Partie mehr verloren.
    Es gab allerdings ein Problem mit dieser halben Heiligsprechung: Re­shevsky und dessen Fans waren anderer Ansicht.
    Einige Schachspieler empfanden es als Beleidigung des 50-jährigen Reshevsky, dass Fischer im Alter von 17 Jahren zum größten Spieler Amerikas erklärt wurde. Als weitere Schmähung wurde ein Artikel empfunden, der im gleichen Jahr im American Statistician erschienen war, »Der Altersfaktor im Spitzenschach«. Darin hieß es, Top-Schachspieler würden ab einem gewissen Alter, »etwa um die 40«, abbauen. Reshevsky brannte darauf, die Studie zu widerlegen.
    Lange Jahre hatte Reshevsky den Status als »größter« amerikanischer Schachspieler genossen, doch jetzt wurde nur noch Bobby gehuldigt, den ein Teil der amerikanischen Schachgemeinde schlicht als jungen, respektlosen Emporkömmling aus Brooklyn betrachtete. Allerdings konnte ein anderer, mindestens ebenso großer Teil der Gemeinde gar nicht genug von dem »Emporkömmling« bekommen. Viele hofften zudem, Bobby werde einen Schachboom in Amerika auslösen.
    Die Verantwortlichen der amerikanischen Schachstiftung beharrten eisern darauf, dass Reshevsky der bessere Spieler sei. Und sie organisierten eine Gelegenheit für ihn, das zu beweisen. Während des Sommers 1961 wurde ein Wettkampf über 16 Partien zwischen den beiden vereinbart. Ein Preisgeld von 8000 Dollar wurde ausgelobt, außerdem eine Antrittsprämie von 1000 Dollar pro Spieler. 65 Prozent des Preisgeldes sollten an den Gewinner gehen, 35 an den Verlierer. Dieses Duell der Giganten erinnerte an die großen Rivalitäten der Geschichte: Mozart gegen Salieri, Napoleon gegen Wellington, Schalke gegen Dortmund. Man befragte vier Weltklasse-Schachspieler – Svetozar Gligorić, Bent Larsen, Paul Keres und Tigran Petrosjan –, wer ihrer Meinung nach im Duell obsiegen würde. Sie alle sagten voraus, Reshevsky werde gewinnen, und zwar deutlich.
    Reshevsky, ein klein gewachsener Glatzkopf, kleidete sich konservativ und war ein ernster, entschlossener Mensch. Er wirkte unnahbar; höflich, aber kurz angebunden. Bobby war in jeder Hinsicht sein Gegenteil: ein großer, schlaksiger, leidenschaftlicher, schwieriger Teenager; ein skurriler Schachprinz, der gelegentlich Charme und Eleganz versprühte. Auch ihre Spielweise unterschied sich fundamental. In Reshevskys Partien schwang nur selten Poesie, dafür war er als Typ zu nüchtern. Der langjährige Champion geriet oft in Zeitnot und schaffte es dann nur mit Hängen und Würgen in die nächste Phase. Fischers Partien hingegen waren kristallklar – und genial. In jahrelanger Übung hatte Bobby gelernt, sich seine Zeit einzuteilen, er kam fast nie in Zeitnot. (Die Investition Jack Collins’ in eine deutsche Schachuhr hatte sich ausgezahlt.)
    Die anderen Unterschiede? Fischer war bestens vorbereitet und hatte immer Varianten von Eröffnungen auf Lager. Reshevsky kam oft schlecht vorbereitet, musste dann im laufenden Spiel lange nachdenken und geriet folglich unter Zeitdruck. Fischer spielte eher auf Angriff, mit gelegentlichen Geistesblitzen, während Reshevsky ein Positionsspieler war. Hartnäckig und geduldig ertrotzte er sich winzige Vorteile; oft schaffte er, sich mit solchen winzigen Schritten noch aus scheinbar hoffnungslosen Situationen zu retten.
    Doch im Match zwischen Bobby und Reshevsky ging es ja nicht darum, wer den besseren Stil habe. Nein, es interessierte allein, wer denn nun der beste amerikanische Schachspieler sei.
    Das Kampfglück wogte hin und her: Siege für Bobby, Remis, Siege für Reshevsky. Mal war Bobby King Kong, mal die hilflose Blondine. Nach der elften Runde, die in Los Angeles stattfand, stand es unentschieden 5½ zu 5½. Dann kam es zu Schwierigkeiten beim Ansetzen der 12. Runde, die auf einen Samstag fiel. Reshevsky, ein orthodoxer Jude, durfte samstags erst nach Sonnenuntergang spielen. (Früher hatte Re­shevsky auch am Sabbat gespielt, gelangte dann aber zu der Überzeugung, dadurch den Zorn Gottes auf sich gezogen und den Tod seines Vaters verschuldet zu haben. Danach spielte er nie mehr am Sabbat.) Also wurde der Spielbeginn auf 20.30 Uhr verlegt. Dagegen erhob aber jemand den Einwand, die Partie könne sich dann leicht bis zwei Uhr morgens hinziehen. Schließlich verlegte man ihn erneut, auf Sonntag, 13.30 Uhr.
    Doch auch dieser

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