Endstation für neun

Verbindung mit Göransson gehört hatte, besaß die Initialen B. F. Rönn nahm die Tüte und die Rechnung und ging in den Flur. Er legte die Rechnung in seine Aktentasche und stellte Tüte und Aktentasche auf den Flurtisch. Dann ging er ins Bett.
    Er fragte sich, woher Göransson sein Geld hatte.

27
    Am Donnerstagmorgen, dem 21. Dezember, machte es wirklich keinen Spaß, Polizist zu sein. Am Vorabend war eine Armee aus Polizisten in Uniform und Zivil mitten in der Stadt und der herrschenden Weihnachtshysterie in eine spektakuläre und vollkommen chaotische Schlägerei mit einer großen Zahl von Arbeitern und Intellektuellen geraten, die aus einer FNL-Versammlung im Gewerkschaftshaus strömten. Es herrschte geteilte Meinung darüber, was passiert war, und so würde es wohl auch für alle Zeit bleiben, aber lachende Polizisten waren an diesem wehmütigen und kühlen Morgen wirklich Mangelware.
    Der Einzige, der dem Zwischenfall etwas Positives abgewinnen konnte, war Mänsson. Er hatte nichts Böses ahnend die Bemerkung fallenlassen, dass er nichts zu tun habe, und war auf der Stelle hinausgeschickt worden, um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Zunächst hatte er sich im Schatten der Adolf-Fredriks-Kirche am Sveavägen versteckt und gehofft, dass eventuelle Unruhen nicht in diese Richtung vordringen würden. Aber die Polizei knüppelte von allen Seiten drauflos, unsystematisch und wenig durchdacht, und die Demonstranten, die ja irgendwohin mussten, zerstreuten sich allmählich auch in Mänssons Richtung. Daraufhin trat er auf dem Sveavägen schleunigst den Rückzug in nördlicher Richtung an und kam nach einiger Zeit zu einem Restaurant, das er betrat, um sich aufzuwärmen und ein wenig umzuschauen. Als er wieder ging, nahm er einen Zahnstocher aus dem Gewürzständer auf einem der Tische mit. Er war von Papier umhüllt und schmeckte nach Menthol. Vermutlich war er der Einzige im gesamten Polizeiapparat, der an diesem elenden Morgen frohen Mutes war. Er hatte bereits den Lagermeister des Restaurants angerufen und die Adresse des Lieferanten erhalten.
    Einar Rönn war alles andere als frohen Mutes. Er stand im Wind auf dem Ringvägen und betrachtete ein Loch im Erdreich, eine Plane und einige Holzböcke des Straßenbauamts, die rundherum aufgestellt waren. Das Loch war ausgesprochen menschenleer. Dies galt allerdings nicht für den Bauwagen, der fünfzig Meter entfernt stand. Rönn kannte die vier Personen, die darin saßen und mit ihren Thermoskannen beschäftigt waren, und beschränkte sich auf die Worte: »Jau, Tag zusammen.«
    »Tag auch, und mach die Tür hinter dir zu. Aber wenn du das warst, der gestern Abend in der Barnhusgatan meinem Jungen eins mit dem Schlagstock auf den Schädel gegeben hat, rede ich nicht mit dir.«
    »Nein«, erwiderte Rönn. »Das war ich nicht. Ich hab zu Hause gesessen und ferngesehen. Meine Frau ist nach Nordschweden gefahren.«
    »Dann setz dich. Willst du einen Kaffee?«
    »Jau. Kann nicht schaden.« Nach einer Weile fragte der andere: »Wolltest du was Bestimmtes?«
    »Jau, der Schwerin, der war doch in Amerika geboren. Merkte man das, wenn er redete?«
    »Und wie! Der quasselte genau wie Anita Ekberg. Und wenn er voll war, hat er Englisch gelabert.«
    »Wenn er voll war?«
    »Ja. Und wenn er wütend wurde. Oder sich vergaß.« Rönn nahm auf dem Rückweg nach Kungsholmen die Linie 54. Es war ein roter Doppeldeckerbus, Modell Leyland Atlantean mit cremefarbenem Oberdeck und graulackiertem Dach. Trotz Eks Behauptung, dass die Doppeldecker nur Sitzplatzfahrgäste transportierten, war der Bus überfüllt von dichtgedrängt stehenden Menschen mit Einkaufstüten und Paketen.
    Er dachte während der ganzen Fahrt scharf nach. Saß anschließend eine Weile an seinem Schreibtisch. Ging ins Nebenzimmer und sagte:
    »Jau, Jungs, was heißt eigentlich ›Ich habe ihn nicht erkannt) auf Englisch?«
    »Didn't recognize him«, antwortete Kollberg, ohne von seinen Papieren aufzublicken.
    »Ich wusste doch, dass ich recht habe«, sagte Rönn und ging. »Jetzt ist er auch noch verrückt geworden«, meinte Gunvald Larsson.
    »Wartet mal«, sagte Martin Beck. »Ich glaube, er hat was herausgefunden.«
    Er stand auf und ging zu Rönn hinein. Das Zimmer war leer. Hut und Mantel waren fort. Eine halbe Stunde später öffnete Rönn erneut die Tür zu dem Bauwagen auf dem Ringvägen. Die Männer, die Schwerins Arbeitskollegen gewesen waren, saßen noch genauso da wie zuvor. Das Loch schien von